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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mich früher als unbedingt nötig mit ihnen befassen zu müssen. Es würde schon bei Tageslicht furchtbar genug sein, ihnen sagen zu müssen, was geschehen war; jetzt konnte ich mich mit diesem Gedanken nicht befassen.
    Mangels besserer Alternativen hatten Jamie und Ian Mrs. Bug neben Großmütterchen MacLeod in die Vorratskammer gelegt und sie unter dem niedrigsten Wandbord verstaut, den Umhang über das Gesicht gezogen. Ich konnte ihre Füße hervorlugen sehen mit ihren rissigen, abgenutzten Schuhen und den gestreiften Strümpfen. Ich hatte eine blitzartige Vision der bösen Hexe des Westens und schlug mir die Hand vor den Mund, bevor mir irgendetwas wahrhaft Hysterisches entfahren konnte.
    Jamie wandte mir den Kopf zu, doch sein Blick war nach innen gekehrt, sein eingefallenes Gesicht im Schein der Kerze von tiefen Falten durchzogen.
    »Häh?«, sagte er vage.
    »Nichts«, sagte ich, und meine Stimme zitterte. »Gar nichts. Setz dich – setz dich doch.« Ich stellte den Hocker und meine medizinische Ausrüstung auf den Boden, nahm ihm die Kerze und eine Blechkanne mit heißem Wasser ab und versuchte, an absolut gar nichts zu denken außer an meine Aufgabe. Nicht an Füße. Um Gottes willen nicht an Arch Bug.
    Jamie hatte sich eine Decke um die Schultern gelegt, doch seine Beine waren notwendigerweise nackt, und ich konnte spüren, wie die Härchen auf seiner Gänsehaut zu Berge standen, als meine Hand sie streifte. Die Unterkante seines Hemdes war mit halb getrocknetem Blut durchtränkt; es klebte an seinem Bein fest, doch er gab kein Geräusch von sich, als ich es abzog und ihm die Beine auseinanderschob.
    Bis jetzt hatte er sich bewegt wie ein Mann in einem Alptraum, doch als sich die brennende Kerze jetzt seinen Hoden näherte, wurde er wach.
    »Du passt ja gut mit der Kerze auf, Sassenach, aye?«, sagte er und hielt sich schützend die Hand vor die Genitalien.
    Ich sah ein, was er meinte, reichte ihm die Kerze und widmete mich nach einer kurzen Ermahnung, mit dem tropfenden Wachs aufzupassen, wieder meiner Inspektion.
    Die Verletzung blutete zwar schwach, war aber sichtlich unbedeutend, und
ich tauchte ein Tuch in das heiße Wasser und machte mich an die Arbeit. Ihm war kalt, und die Kälte dämpfte selbst die durchdringenden Gerüche der Vorratskammer, doch ihn konnte ich immer noch riechen, seinen üblichen trockenen Moschus, versetzt mit Blut und panischem Schweiß.
    Es war eine tiefe Rinne, die sich auf einer Länge von gut fünfzehn Zentimetern durch die Haut seines Oberschenkels zog, ziemlich weit oben. Aber sauber.
    »Das hätte John Wayne auch nicht besser hinbekommen«, sagte ich, um einen leichten, trockenen Tonfall bemüht. Jamies Augen, die auf die Kerzenflamme gerichtet gewesen waren, wechselten die Blickrichtung und hefteten sich auf mich.
    »Was?«, sagte er heiser.
    »Nichts Ernstes«, sagte ich. »Die Kugel hat dich nur gestreift. Wahrscheinlich wirst du ein oder zwei Tage etwas merkwürdig laufen, aber der Held zieht weiter in den nächsten Kampf.« Tatsächlich war ihm die Kugel zwischen den Beinen hindurchgefahren und hatte einen tiefen Streifschuss auf seinem Oberschenkel hinterlassen, knapp unter seinen Hoden und seiner Femoralarterie. Zwei Zentimeter weiter rechts, und er wäre tot gewesen. Zwei Zentimeter höher …
    »Nicht sehr hilfreich, Sassenach«, sagte er, doch in seinen Augen erschien der Hauch eines Lächelns.
    »Nein«, räumte ich ein. »Aber ein bisschen vielleicht?«
    »Etwas«, sagte er und berührte kurz mein Gesicht. Seine Hand war sehr kalt und zitterte; heißes Wachs lief ihm über die Knöchel der anderen Hand, doch er schien es nicht zu spüren. Behutsam nahm ich ihm den Kerzenhalter ab und stellte ihn auf das Regal.
    Ich konnte die Trauer und die Selbstvorwürfe spüren, die mir von ihm entgegenprallten, und rang um meine Fassung. Ich konnte ihm nicht helfen, wenn ich mich von der Situation überwältigen ließ. Ich war mir gar nicht sicher, ob ich ihm überhaupt helfen konnte, aber ich würde es versuchen.
    »Oh, Himmel«, sagte er so leise, dass ich ihn kaum hörte. »Warum habe ich es ihm nicht einfach gelassen? War es wirklich so wichtig?« Er hieb sich geräuschlos mit der Faust auf das Knie. » Gott, warum habe ich es ihm nicht einfach gelassen?«
    »Du wusstest doch gar nicht, wer es war oder was er vorhatte«, sagte ich genauso leise und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es war ein Unfall.« Er war so gequält, dass seine Muskeln fest verkrampft

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