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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schockwelle dröhnte mit solcher Gewalt durch den Frachtraum, dass meine Ohren knackten. Dies wiederholte sich; ich spürte einen Rumms mehr, als ich ihn hörte, und dann schlingerte der Boden, und ein seltsames tiefes Wong durchfuhr die Planken des Schiffs. Ich schüttelte den Kopf und schluckte, um Luft in meine eustachischen Röhren zu drücken. Endlich knackten sie wieder, und ich hörte Fußgetrappel an der Bordwand. Mehr als ein Paar. Langsam.
    Ich sprang auf, packte Abram und zerrte ihn hoch, um ihn dann auf die Leiter zuzuschieben. Ich konnte Wasser hören. Nicht so, als rauschte es an den Bordwänden entlang, sondern so, als strömte es gurgelnd in den Frachtraum.
    Man hatte die Luke über uns geschlossen, sie aber nicht zugenagelt, und ich löste sie mit einem verzweifelten Hieb beider Fäuste aus ihrer Verankerung. Dabei hätte ich fast das Gleichgewicht verloren und wäre in die Dunkelheit gestürzt, doch zum Glück stützte mich Abram Zenn, der mir seine schmale, aber stabile Schulter unter die Pobacken geschoben hatte.
    »Danke, Mr. Zenn«, sagte ich und langte hinter mich, um ihn über die Leiter ans Licht zu ziehen.
    Es war Blut an Deck; das war das Erste, was ich sah. Auch Verletzte – aber nicht Jamie. Er war das Zweite, was ich sah; er stand zusammen mit mehreren anderen Männern weit über die Überreste der zersplitterten Reling hinweggebeugt.
Ich lief zu ihnen, um zu sehen, wohin sie blickten, und ein paar hundert Meter entfernt entdeckte ich die Teal.
    Ihre Segel flatterten wild, und ihre Masten schienen merkwürdig schräg zu stehen. Dann begriff ich, dass sich das ganze Schiff in Schräglage befand und sein Bug halb aus dem Wasser ragte.
    »Teufel«, sagte Abram in erstauntem Ton. »Sie ist auf einen Felsen gelaufen.« »Wir auch, mein Sohn, aber nicht so schlimm«, informierte ihn sein Käpt’n, der beim Klang der Stimme des Schiffsjungen einen Blick zur Seite warf. »Haben wir Wasser im Frachtraum, Abram?«
    »Ja«, erwiderte ich, bevor sich Abram, der ganz in die Betrachtung der angeschlagenen Teal versunken war, so weit sammeln konnte, dass er zu einer Antwort imstande war. »Habt Ihr irgendwelche medizinischen Instrumente an Bord, Kapitän Hickman?«
    »Habe ich was?« Er blinzelte mich ungeduldig an. »Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für – warum?«
    »Ich bin Ärztin, Sir«, sagte ich, »und Ihr braucht mich.«
     
    KEINE VIERTELSTUNDE SPÄTER FAND ICH MICH ERNEUT IN DEM KLEINEN Frachtraum am Bug wieder, wo ich vor ein paar Stunden aus meinem Ohnmachtsanfall erwacht war und den man jetzt zur Krankenstation erklärt hatte.
    Die Aspis hatte keinen eigenen Schiffsarzt, doch sie hatte eine rudimentäre medizinische Ausstattung dabei: eine halb volle Flasche Laudanum, eine Aderlassklinge nebst Schüssel, eine große Pinzette, ein Gefäß mit toten, vertrockneten Blutegeln, zwei rostige Amputationssägen, eine kleine Fasszange, einen Beutel Verbandmull und ein großes Glas Kampfersalbe.
    Ich war versucht, das Laudanum selbst zu trinken, doch die Pflicht rief. Ich band mir die Haare zurück und begann, die Fracht nach Nützlichem abzusuchen. Ian war mit Mr. Smith, der inmitten der Wirren wieder zu uns gestoßen war, zur Teal hinübergerudert, um meine Ausrüstung zu holen. Doch angesichts der Beschädigungen in dem Bereich, wo sich unsere Kajüte befunden hatte, machte ich mir keine großen Hoffnungen. Ein Glückstreffer der Aspis hatte die Teal unterhalb der Wasseroberfläche getroffen; wäre sie nicht auf Grund gelaufen, wäre sie wahrscheinlich früher oder später gesunken.
    Ich hatte an Deck eine rasche Vorauswahl getroffen; ein Mann war auf der Stelle tot gewesen, mehrere waren leicht verletzt, drei schwer, aber nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Auf der Teal befanden sich wahrscheinlich noch mehr Verletzte; nach dem, was die Männer erzählten, hatten die Schiffe auf kürzeste Distanz Breitseiten ausgetauscht. Eine schnelle, blutige kleine Schlacht.
    Ein paar Minuten nach ihrem Ende kam auch die Pitt in Sicht gehumpelt; die Mitglieder ihrer gemischten Besatzung hatten sich offenbar so miteinander arrangiert, dass sie sie segeln konnten, und sie war jetzt als Fährschiff für die Verletzten im Einsatz. Im Heulen des Windes hörte ich leise den Ruf ihres Bootsmanns.

    »Achtung, ich komme«, murmelte ich. Ich griff nach der kleineren Amputationssäge und war für meine eigene schnelle, blutige Schlacht bereit.
     
    »IHR HABT DOCH GEWEHRE DABEI«, SAGTE ICH ZU ABRAM ZENN, DER DAMIT

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