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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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beschäftigt war, ein paar Laternen für mich aufzuhängen, da die Sonne jetzt fast untergegangen war. »Das bedeutet ja wohl, dass Kapitän Hickman darauf gefasst war, sie auch zu benutzen. Hat er denn gar nicht daran gedacht, dass es dabei Tote und Verletzte geben könnte?«
    Abram zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    »Dies ist unsere erste Kaperfahrt, Ma’am. Nächstes Mal sind wir gewiss besser vorbereitet.«
    »Eure erste? Was für ein – Wie lange fährt Kapitän Hickman denn schon zur See?«, wollte ich wissen. Ich war immer noch dabei, die Fracht zu durchsuchen, und zu meiner Freude fand ich eine Truhe mit bedrucktem Kalikostoff.
    Abram blickte stirnrunzelnd auf den Docht, den er gerade kürzte, und überlegte.
    »Nun«, sagte er langsam, »eine Zeit lang hatte er in Marblehead ein Fischerboot. Es hat ihm zusammen mit seinem Bruder gehört. Doch nachdem dieser mit Kapitän Stebbings zusammengestoßen war, hat er auf einem von Emmanuel Baileys Schiffen als Maat angeheuert. Mr. Bailey ist Jude«, erklärte er, als er meine hochgezogene Augenbraue sah. »Er besitzt eine Bank in Philadelphia und drei Schiffe, die regelmäßig zu den Westindischen Inseln fahren. Dieses Schiff gehört ihm ebenfalls, und er hat auch bei Kriegsausbruch beim Kongress den Kaperbrief für Kapitän Hickman erwirkt.«
    »Ich verstehe«, sagte ich mehr als nur ein wenig verblüfft. »Aber das hier ist Hickmans erste Fahrt als Kapitän einer Schaluppe.«
    »Ja, Ma’am. Aber Privatiers haben normalerweise keinen Frachtaufseher, versteht Ihr«, sagte er ernst. »In seine Verantwortung würden nämlich auch die Schiffsvorräte und Dinge wie die medizinische Ausrüstung fallen.«
    »Und Ihr wisst das alles, weil – Wie lange fahrt Ihr schon zur See?«, fragte ich neugierig, während ich eine Flasche zutage förderte, deren Inhalt nach sehr teurem Brandy aussah, der sich zur Desinfektion benutzen ließ.
    »Oh, seit ich acht bin, Ma’am«, sagte er. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Laterne aufzuhängen, die einen warmen, beruhigenden Schimmer auf meinen improvisierten OP warf. »Ich habe sechs ältere Brüder, und der Älteste hat mit seinen Söhnen die Farm übernommen. Die anderen... Nun, einer von ihnen ist Schiffsbauer in Newport News, und er hat sich eines Tages mit einem Kapitän unterhalten und mich erwähnt, und ehe ich mich’s versehe, bin ich Schiffsjunge auf der Antioch, einem Indienfahrer. Ich habe den Kapitän nach London begleitet, und gleich am nächsten Tag sind wir nach Kalkutta aufgebrochen.« Er stellte sich wieder auf die Fußsohlen und lächelte mich an. »Seitdem fahre ich zur See, Ma’am. Ich fühle mich wohl dabei.«
    »Das ist ja schön«, sagte ich. »Eure Eltern – leben sie noch?«

    »O nein, Ma’am. Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben und mein Pa, als ich sieben war.« All dies schien ihn nicht zu bestürzen. Doch schließlich, so besann ich mich, während ich den Kaliko zu Verbänden zurechtriss, war es für ihn auch schon ein halbes Leben her.
    »Nun, dann hoffe ich, dass Ihr Euch auf See weiter so wohlfühlt«, sagte ich. »Kommen Euch nach einem Tag wie heute denn keine Zweifel?«
    »Nein«, sagte er leise und blickte zu mir auf. Seine Augen waren voller Ernst – und nicht mehr annähernd so jung, wie sie es noch vor ein paar Stunden gewesen waren. »Als ich bei Kapitän Hickman angeheuert habe, habe ich gewusst, dass es Kämpfe geben würde.« Er biss die Lippen aufeinander, vielleicht, um sie am Zittern zu hindern. »Es macht mir nichts aus, einen Menschen zu töten, wenn ich muss.«
    »Jetzt noch nicht«, flüsterte einer der Verletzten. Er lag im Schatten auf zwei Kisten mit englischem Porzellan und atmete sehr langsam.
    »Nein, jetzt noch nicht«, pflichtete ich ihm trocken bei. »Vielleicht solltet Ihr Euch aber einmal mit meinem Neffen oder meinem Mann darüber unterhalten, wenn sich die Dinge hier etwas beruhigt haben.«
    Ich dachte, damit wäre alles gesagt, doch Abram wich mir nicht von der Seite, während ich meine wenigen Werkzeuge auf dem Tisch ausbreitete und sie so gut wie möglich sterilisierte, indem ich reichlich Brandy darüberschüttete, bis der ganze Raum wie eine Destillerie roch – zum Entsetzen der Verletzten, die es für Verschwendung hielten, den guten Brandy so zu missbrauchen. Doch das Kombüsenfeuer war während der Schlacht gelöscht worden; es würde eine Weile dauern, bis ich wieder heißes Wasser hatte.
    »Seid Ihr eine Patriotin, Ma’am?

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