Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Morgendämmerung schien in einem wogenden Meer aus Blut enden zu wollen.
    Die Teal kreuzte weniger als eine halbe Meile von uns entfernt mit halb gerefften Segeln sacht hin und her. Kapitän Hickman stand an Deck der Aspis, und seine Hände hielten die Reling umklammert, als sei diese Stebbings’ Kehle. Seine Miene war die eines Windhundes kurz vor dem Start des Kaninchens.
    »Zeit, dass Ihr nach unten geht, Ma’am«, sagte Hickman, ohne mich anzusehen. »Hier oben wird es gleich sehr heiß zugehen.« Er reckte angespannt die Finger.
    Ich widersprach ihm nicht. Die Anspannung an Deck war so intensiv, dass man sie beinahe riechen konnte; Testosteron mit einem Hauch von Schwefel und Schwarzpulver. Da Männer jedoch nun einmal sind, wie sie sind, schienen alle bemerkenswert gut gelaunt zu sein.
    Ich hielt inne, um Jamie zu küssen – eine Geste, die er mit solchem Nachdruck erwiderte, dass meine Unterlippe davon zu pochen begann -, und ignorierte entschlossen jeden Gedanken daran, dass ich ihn das nächste Mal vielleicht in Einzelteilen wiedersehen würde. Ich war schon mehrfach mit dieser Möglichkeit konfrontiert gewesen, und sie schüchterte mich zwar auch mit zunehmender Übung nicht weniger ein, doch ich konnte sie zunehmend besser ignorieren.
    Zumindest dachte ich das. Als ich jetzt in der fast vollkommenen Dunkelheit des Frachtraumes saß, den Modergeruch des Wassers im Kielraum in der Nase und Geräusche im Ohr, von denen ich mir sicher war, dass es Ratten waren, die über die Ketten huschten, fiel es mir schon schwerer, die Geräusche nicht zu beachten, die von oben kamen; das Rumpeln der Geschützlafetten – die Aspis hatte
auf jeder Seite nur vier Kanonen, doch es waren Zwölfpfünder; schwere Bewaffnung für einen Küstenschoner. Die Teal, die als Hochseehandelsschiff darauf eingerichtet war, Bedrohungen aller Art abzuwehren, hatte acht Sechzehnpfünder auf jeder Seite, dazu zwei Karronaden auf dem Oberdeck, zwei Bugkanonen und eine am Heck.
    »Sie würde vor jedem Kriegsschiff die Flucht ergreifen«, erklärte mir Abram, der mich gebeten hatte, ihm die Bewaffnung der Teal zu beschreiben. »Und sie würde wohl kaum von sich aus versuchen, ein anderes Schiff anzugreifen oder zu versenken. Also dürfte sie keine große Menge an Munition dabeihaben, selbst wenn sie dafür ausgerüstet wäre, was ich nicht glaube. Außerdem bezweifle ich, dass Kapitän Stebbings auch nur eine Seite richtig bemannen kann, also sollten wir nicht den Mut verlieren.« Sein Tonfall war sehr zuversichtlich, was ich amüsant fand, aber auch seltsam beruhigend. Er schien das zu begreifen, denn er beugte sich vor und tätschelte mir sanft die Hand.
    »Macht Euch keine Sorgen, Ma’am«, sagte er. »Mr. Fraser hat zu mir gesagt, ich soll aufpassen, dass Euch nichts zustößt, und das werde ich – da könnt Ihr Euch sicher sein.«
    »Danke«, sagte ich würdevoll. Da ich weder loslachen noch in Tränen ausbrechen wollte, räusperte ich mich und fragte: »Wisst Ihr, was zu dem Ärger zwischen Kapitän Hickman und Kapitän Stebbings geführt hat?«
    »O ja, Ma’am«, erwiderte er prompt. »Kapitän Stebbings ist schon seit Jahren die Plage des Distrikts – er hält Schiffe an, die zu durchsuchen er kein Recht hat, nimmt legale Fracht an sich und behauptet, es sei Schmuggelware – und wir bezweifeln sehr, dass irgendetwas davon je ein Lagerhaus der Zollbehörde von innen zu sehen bekommt!«, fügte er hinzu, und es war offensichtlich, dass er damit einen Satz zitierte, den er schon mehr als einmal gehört hatte. »Aber vor allem war es das, was mit der Annabelle geschehen ist.«
    Die Annabelle war ein Schiff, das Kapitän Hickmans Bruder gehörte. Die Pitt hatte sie angehalten und versucht, einige Männer ihrer Besatzung in ihre Dienste zu pressen. Theo Hickman hatte dagegen protestiert; es hatte Widerstand gegeben, und Stebbings hatte seinen Männern befohlen, auf die Annabelle zu feuern, und dabei drei Männer getötet – unter ihnen auch Theo Hickman.
    Die öffentliche Entrüstung über diesen Zwischenfall war groß gewesen, und man hatte versucht, Kapitän Stebbings für seine Taten zur Rechenschaft zu ziehen. Doch der Kapitän hatte darauf bestanden, dass die Gerichte vor Ort kein Recht hätten, gegen ihn zu verhandeln; falls ihn jemand anklagen wolle, müsse es vor einem englischen Gericht geschehen. Und die Friedensrichter vor Ort hatten ihm beigepflichtet.
    »War das, bevor oder nachdem letztes Jahr der Krieg erklärt

Weitere Kostenlose Bücher