Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
wer euch alle davor bewahrt hat, von den Indianern skalpiert oder von den Franzosen überrannt zu werden. Und was glaubst du, wer das alles bezahlt hat, wie?«
    Diese clevere Entgegnung riss die wartenden Männer, die sich inzwischen alle in das Streitgespräch eingemischt hatten, zu Beifallsrufen – und diversen Spötteleien – hin.
    »Das ist ja wirklich der blanke Unsinn -«, begann Abram und plusterte die schmale Brust auf wie eine ausgehungerte Taube, doch er wurde unterbrochen, weil ein alter Bekannter von der Teal eintrat: Mr. Smith, der einen Leinenbeutel in der Hand trug und ein entschuldigendes Gesicht aufgesetzt hatte.
    »Eure Kajüte war leider völlig dahin, Ma’am«, sagte er. »Aber ich habe das bisschen aufgesammelt, was auf dem Boden lag. Vielleicht -«
    »Jonas Marsden!« Mr. Ormiston, der versucht hatte aufzustehen, ließ sich mit offenem Mund wieder auf die Truhe plumpsen. »Das kann doch wohl nicht wahr sein!«
    »Wer?«, fragte ich verblüfft.
    »Jonas – nun, es ist nicht sein richtiger Name, wie heißt er noch … oh, Bill, glaube ich, aber wir haben ihn Jonas genannt, weil er schon so oft untergegangen ist.«
    »Aber Joe.« Mr. Smith – oder Mr. Marsden – hielt rückwärts auf die Tür zu und lächelte nervös. »Das ist doch alles schon lange her, und -«
    »So lange nun auch wieder nicht.« Mr. Ormiston erhob sich mühsam und stützte sich mit einer Hand auf einen Stapel Heringsfässer, um seinen verletzten Fuß nicht belasten zu müssen. »Jedenfalls nicht so lange, dass dich die Marine vergessen würde, du dreckiger Deserteur!«
    Mr. Smith verschwand abrupt über die Leiter, vorbei an zwei Seeleuten, die einen dritten wie eine Rinderhälfte hinunterschleppten. Leise fluchend ließen sie ihn zu meinen Füßen auf das Deck fallen und traten keuchend zurück. Es war Kapitän Stebbings.
    »Er is’ nich tot«, teilte mir einer von ihnen hilfreicherweise mit.
    »Oh, gut.« Mein Tonfall klang anscheinend nicht überzeugend, denn der Kapitän schlug ein Auge auf und funkelte mich böse an.
    »Ihr wollt mich hier lassen, damit diese … Schlampe an mir herumsäbeln kann?«, sagte er heiser und keuchte angestrengt. »Da ster- sterbe ich doch lieber wie ein Eh- Ehrenmann.« Diese Feststellung endete in einem gurgelnden Blubbern, das mich dazu bewegte, ihm sofort den rauchgeschwärzten, blutdurchtränkten Rock und das Hemd aufzureißen. Tatsächlich hatte er ein prachtvolles rundes Loch in der rechten Brust, aus dem das unheilvolle nasse Schlürfen einer verletzten Lunge drang.

    Ich stieß einen derben Fluch aus, und die beiden Männer, die ihn zu mir gebracht hatten, traten leise murmelnd von einem Bein aufs andere. Ich wiederholte mich noch einmal lauter, packte Stebbings’ Hand und drückte sie auf das Loch.
    »Lasst sie dort liegen, wenn Ihr die Chance haben wollt, ehrenvoll zu sterben«, sagte ich zu ihm. »Ihr da!«, rief ich einem der Männer zu, die sich davonzustehlen versuchten. »Holt mir etwas Öl aus der Kombüse. Schnell! Und Ihr -« Meine Stimme erwischte den anderen, der schuldbewusst anhielt. »Segeltuch und Teer. So schnell Ihr könnt!«
    »Haltet den Mund«, riet ich Stebbings, dem weitere Bemerkungen auf der Zunge zu liegen schienen. »Eure Lunge ist kollabiert, und wenn ich sie nicht wieder aufblasen kann, sterbt Ihr auf der Stelle wie ein Hund.«
    »Hg«, sagte er, was ich als Zustimmung interpretierte. Seine Hand war kräftig, und für den Augenblick hielt sie das Loch einigermaßen versiegelt. Das Problem war, dass er zweifellos nicht nur ein Loch in der Brust hatte, sondern auch in der Lunge. Ich musste das äußere Loch versiegeln, damit keine Luft eindringen und die Lunge zusammendrücken konnte, doch ich musste auch dafür sorgen, dass die Luft aus dem Brustraum rings um die Lunge entweichen konnte. Im Moment strömte die Luft aus der verletzten Lunge bei jedem Ausatmen genau in diesen Raum, was alles noch verschlimmerte.
    Außerdem war es möglich, dass er an seinem eigenen Blut ertrank, doch daran konnte ich nun wirklich nichts ändern, also dachte ich auch nicht weiter darüber nach.
    »Positiv betrachtet«, sagte ich zu ihm, »war es immerhin eine Kugel, kein Schrapnell oder ein Splitter. Und glühendes Eisen hat ein Gutes: Es sterilisiert die Wunde. Bitte hebt kurz die Hand. Ausatmen.« Ich griff selbst nach seiner Hand und hob sie hoch. Ich zählte bis zwei, während er ausatmete, dann drückte ich sie wieder fest auf die Wunde. Das Blut gab einen

Weitere Kostenlose Bücher