Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Wenn ich das fragen darf«, fügte er hinzu und errötete verlegen.
    Die Frage verblüffte mich ein wenig. Die naheliegende Antwort wäre »Ja, natürlich« gewesen. Jamie war schließlich Rebell, hatte sich selbst dazu erklärt. Zwar war es aus Notwehr zu dieser Erklärung gekommen, doch ich ging davon aus, dass er es inzwischen auch aus Überzeugung war. Ich dagegen? Gewiss war ich einmal Patriotin aus Überzeugung gewesen.
    »Ja«, gab ich zu – etwas anderes konnte ich wohl kaum behaupten. »Ihr doch eindeutig auch, Abram. Warum?«
    »Warum?« Er schien absolut verblüfft zu sein, dass ich diese Frage überhaupt stellte, und blinzelte mich über die Laterne in seiner Hand hinweg an.
    »Dann sagt es mir später«, schlug ich vor und nahm ihm die Laterne ab. Ich hatte an Deck getan, was ich konnte; jetzt wurden die Verletzten heruntergebracht, die weiterer Aufmerksamkeit bedurften; es war nicht der richtige Zeitpunkt für politische Diskussionen. Fand ich zumindest.
    Abram machte sich tapfer daran, mir zu helfen, und er machte seine Sache nicht schlecht, auch wenn er hin und wieder innehalten musste, um sich in einen Eimer zu übergeben. Nach dem zweiten Mal begann er damit, die Verwundeten auszufragen – zumindest jene, die im Stande waren zu antworten. Ich
wusste nicht, ob dies einfach nur Neugier war oder der Versuch, sich abzulenken von dem, was ich tat.
    »Was haltet Ihr von der Revolution, Sir?«, fragte er einen grauhaarigen Seemann von der Pitt, dem es den Fuß zerquetscht hatte. Der Mann warf ihm zwar einen sehr mürrischen Blick zu, antwortete aber, wahrscheinlich ebenfalls, um sich abzulenken.
    »Verfluchte Zeitverschwendung«, knurrte er schroff und bohrte die Finger in die Kante der Truhe, auf der er saß. »Wir sollten lieber gegen die Froschfresser kämpfen als gegen unsere eigenen Landsleute. Was sollen wir denn davon haben? Gütiger Himmel«, ächzte er leise und wurde bleich.
    »Gebt ihm etwas, worauf er beißen kann, ja, Abram?«, sagte ich. Ich war damit beschäftigt, ihm die Knochensplitter aus dem ruinierten Fuß zu picken, und fragte mich, ob ihm wohl mit einer schnellen Amputation besser gedient wäre. Das Infektionsrisiko würde vielleicht geringer sein, und er würde ohnehin für immer schmerzhaft hinken, doch es widerstrebte mir dennoch sehr …
    »Nein, es geht schon, Ma’am«, sagte er und holte tief Luft. »Was hältst du denn davon, Kleiner?«
    »Ich halte sie für richtig und notwendig, Sir«, erwiderte Abram standhaft. »Der König ist ein Tyrann, und jeder anständige Mensch hat die Pflicht, sich der Tyrannei zu widersetzen.«
    »Was?«, sagte der Seemann schockiert. »Der König ein Tyrann? Wer sagt denn solche Gemeinheiten?«
    »Nun … Mr. Jefferson. Und – wir alle! Wir sind alle dieser Meinung«, sagte Abram, den der vehemente Widerspruch äußerst verblüffte.
    »Nun, dann seid Ihr alle ein Haufen verdammter Narren – Verzeihung, Ma’am«, fügte er mit einem Kopfnicken in meine Richtung hinzu. Sein Blick fiel auf seinen Fuß, und er wankte ein wenig und schloss die Augen, fragte dann aber: »Ihr glaubt doch wohl nicht an solchen Unsinn, oder, Ma’am? Ihr solltet Euren Jungen hier zur Vernunft bringen.«
    »Zur Vernunft?«, rief Abram aufgebracht. »Ihr findet es vernünftig, dass wir nicht sagen oder schreiben dürfen, was wir wollen?«
    Der Seemann öffnete ein Auge.
    »Natürlich ist das vernünftig«, sagte er, offensichtlich um Mäßigung bemüht. »Es sagt doch trotzdem jeder Schwachkopf – Verzeihung, Ma’am -, was er will, und stiftet die Leute zu Dummheiten an. Und wohin hat das geführt? Zu nichts als Aufruhr und Ruhestörung. Den Leuten werden die Häuser angezündet, und man schlägt sie auf der Straße zusammen. Hast du schon einmal von den Cutter-Unruhen gehört, Junge?«
    Offensichtlich hatte Abram das nicht, sondern hielt mit einer heftigen Verunglimpfung der sogenannten Unerträglichen Gesetze dagegen, was wiederum Mr. Ormiston – inzwischen hatten wir uns einander vorgestellt – dazu bewog, laut zu prusten und die Einschränkungen aufzuzählen, die die Londoner im Vergleich zum luxuriösen Dasein der undankbaren Kolonisten erdulden mussten.

    »Undankbar!«, protestierte Abram mit verkrampfter Miene. »Und wofür sollten wir dankbar sein? Dafür, dass man uns Soldaten auf den Hals hetzt?«
    »Oh, auf den Hals hetzt, wie?«, rief Mr. Ormiston im Tonfall selbstgerechter Entrüstung. »Was für eine Ausdrucksweise! Was glaubst du denn, junger Mann,

Weitere Kostenlose Bücher