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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ich ihn herausholte. Ich hatte ihn ihm als Souvenir mitgegeben.
    Abram hatte mir vor dem Schlafengehen noch eine Blechkanne mit frischem heißem Wasser gebracht. Ich steckte den Finger hinein; zu meiner Freude war es noch warm.
    »Nun gut«, sagte ich und wies kopfnickend auf die beiden Flaschen auf der Truhe. »Möchtest du Brandy oder Wein, bevor wir anfangen?«
    Sein Mundwinkel zuckte, und er griff nach der Weinflasche.
    »Erhalten wir uns für eine kleine Weile die Illusion der Zivilisation.«
    »Oh, ich glaube, das ist ein hinreichend zivilisierter Wein«, sagte ich. »Ich habe aber keinen Korkenzieher.«
    Er las das Etikett, und seine Augenbrauen hoben sich.
    »Das macht nichts. Haben wir denn etwas, um ihn einzuschenken?«

    »Hier drüben.« Ich zog eine kleine, elegante Holzkiste aus einem Strohnest im Inneren einer Transportkiste, und als ich sie triumphierend öffnete, kam ein Teeservice aus chinesischem Porzellan zum Vorschein, dessen Kanten vergoldet waren. Verziert war es mit kleinen roten und blauen Schildkröten, die mit ihren unergründlichen Asiatengesichtern in einem Wald aus goldenen Chrysanthemen umherschwammen.
    Jamie lachte – nicht mehr als ein Hauch, aber definitiv Gelächter -, ritzte den Flaschenhals mit seiner Dolchspitze ein und schlug ihn sauber ab, sodass er gegen ein Tabaksfass prallte. Er goss den Wein vorsichtig in die beiden Tassen, die ich zurechtgestellt hatte, und wies kopfnickend auf die bunten Schildkröten.
    »Die kleine blaue da erinnert mich an Mr. Willoughby, aye?«
    Ich lachte ebenfalls, dann warf ich einen schuldbewussten Blick auf Stebbings’ Füße – mehr war im Moment nicht von ihm zu sehen. Ich hatte ihm die Schuhe ausgezogen, und die losen Zehen seiner schmutzigen Strümpfe hingen ihm etwas lächerlich über die Füße. Diese zuckten jedoch nicht einmal, und seine langsamen, mühseligen Atemgeräusche fuhren fort wie zuvor.
    »An Mr. Willoughby habe ich seit Jahren nicht mehr gedacht«, sagte ich und hob meine Tasse, um ihm zuzuprosten. »Auf abwesende Freunde.«
    Jamie erwiderte etwas auf Chinesisch und stieß leise klirrend mit dem Rand seiner Tasse an die meine.
    »Du kannst noch Chinesisch?«, fragte ich fasziniert, doch er schüttelte den Kopf.
    »Nicht mehr viel. Ich hatte ja keine Gelegenheit mehr, es zu sprechen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe.« Er atmete das Bouquet des Weins ein und schloss die Augen. »Es kommt mir so vor, als wäre das furchtbar lange her.«
    »Lange her und weit, weit weg.« Der Wein roch warm nach Mandeln und Äpfeln. Er war trocken, aber vollmundig und hinterließ einen herrlichen Nachgeschmack. Jamaica, genau gesagt, und über zehn Jahre her. »Kinder, wie die Zeit vergeht. Glaubst du, er lebt noch – Mr. Willoughby?«
    Er nippte an seinem Wein und überlegte.
    »Aye, das glaube ich. Ein Mann, der dem Kaiser von China entkommen und dann um die halbe Welt gesegelt ist, um seine Eier zu behalten, ist ein ziemlich entschlossener Mensch.«
    Doch er schien nicht in der Stimmung zu sein, weiter über alte Bekannte nachzusinnen, und ich ließ ihn schweigend trinken. Ich spürte, wie mich die Nacht mit jedem Heben und Senken des Schiffes weiter in ihre tröstende Umarmung nahm. Nach seiner zweiten Tasse Wein pellte ich ihm das verkrustete Hemd vom Leib und hob vorsichtig das zusammengeballte Taschentuch an, mit dem er die Blutung gestillt hatte.
    Zu meiner großen Überraschung hatte er recht; die Wunde war klein und würde mit zwei oder drei Stichen genäht sein. Eine Klinge war ihm tief unter das Schlüsselbein gedrungen und hatte ihm beim Herauskommen ein dreieckiges Stück Haut aufgerissen.

    »Ist das Blut nur von dir?«, fragte ich verwundert und hob das Hemd vom Boden auf.
    »Ja, aber ich habe sogar noch ein bisschen über«, scherzte er und grinste mich über die Teetasse hinweg an. »Allerdings nicht viel.«
    »Du weißt genau, was ich meine«, sagte ich streng.
    »Aye, es ist meines.« Er leerte seine Tasse und griff nach der Flasche.
    »Aber die Wunde ist doch so … Ach du liebe Güte.« Ich bekam weiche Knie. Ich konnte den Schatten der Arterie unter dem Schlüsselbein sehen, die direkt über die geronnene Wunde hinweglief.
    »Aye, ich war auch überrascht«, sagte er beiläufig und umfasste das zarte Porzellan mit beiden Händen. »Als er die Klinge herausgezogen hat, ist das Blut herausgespritzt wie aus einem Springbrunnen und hat uns beide durchnässt. So habe ich das bei mir noch nie

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