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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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dem die Nadel immer noch mitsamt Faden am Schlüsselbein hing – reagierte, indem er ebenfalls nervös auflachte.

    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt zum Lachen«, sagte ich gereizt. »Jamie – nimm dir einen Federkiel und schieb die Nadel hinein.« Während er das tat, tupfte ich Stebbings’ Haut schnell mit einem brandygetränkten Stoffbausch ab, dann nahm ich den Federkiel mit der Nadel in die eine Hand, die Brandyflasche in die andere und drückte ihm den Federkiel mit der Spitze in den zweiten Rippenzwischenraum, als würde ich einen Nagel einschlagen. Ich spürte das Pop unter der Oberfläche, als er durch den Knorpel in den Pleuraraum eindrang.
    Diesmal stieß er ein schrilles Iiieee aus, doch es war kein Gelächter. Ich hatte den Federkiel zwar etwas kürzer zurechtgestutzt als die Nadel, doch die Nadel war mit eingedrungen, als ich daraufgedrückt hatte. Im ersten Moment packte mich die Panik, während ich versuchte, die Nadel mit den Fingernägeln zu fassen zu bekommen, doch schließlich gelang es mir, sie herauszuziehen. Faulig riechendes Blut und Flüssigkeit kamen durch den hohlen Federkiel herausgespritzt, doch nur kurz, dann folgte das schwache Zischen der Luft.
    »Langsam atmen«, sagte ich, ruhiger jetzt. »Alle beide.«
    Ich behielt den Federkiel nervös im Auge und achtete weiter auf ablaufendes Blut – wenn ihm das Blut in die Lunge lief, gab es wirklich fast nichts mehr, was ich tun konnte -, doch ich sah nur das, was aus der Einstichwunde lief, eine kleine rote Spur an der Außenseite des Federkiels.
    »Setz dich neben mich«, wies ich Jamie an, der sich nun im Schneidersitz auf dem Boden niederließ.
    Stebbings sah jetzt besser aus; seine Lunge hatte sich zumindest teilweise mit Luft gefüllt, und er selbst war zwar bleich und seine Lippen waren blass, aber hellrosa. Das Zischen aus dem hohlen Federkiel erstarb zu einem Seufzen, und ich hielt meinen Finger auf das offene Ende.
    »Im Idealfall«, sagte ich im Konversationston, »würde ich jetzt einen Schlauch aus Eurer Brust in ein Glas Wasser führen. So könnte die Luft rings um Eure Lunge entweichen, doch es könnte keine Luft eindringen. Da ich keinen Schlauch habe, der lang genug ist, geht das aber nicht.« Ich erhob mich auf die Knie und wandte mich an Jamie.
    »Komm her und leg deinen Finger auf das Ende des Federkiels. Wenn er wieder Atemnot bekommt, heb den Finger einen Moment hoch, bis keine Luft mehr ausströmt.«
    Mit der linken Hand konnte er Stebbings so gut wie nicht erreichen; mit einem Seitenblick in meine Richtung streckte er langsam den rechten Arm aus und verstopfte den Federkiel mit dem Daumen.
    Ich stand stöhnend auf und sah mich erneut unter den Frachtgütern um. Vielleicht musste ich Teer nehmen. Ich hatte ihm das ölgetränkte Segeltuch an drei Seiten mit warmem Teer auf die Brust geklebt, und es war noch reichlich davon übrig. Doch das war alles andere als ideal; wahrscheinlich konnte ich den Verschluss dann nicht auf die Schnelle herausziehen. Ob ein kleiner Stopfen aus nassem Stoff besser war?
    Doch in einer von Hannah Arnolds Kisten stieß ich auf einen Schatz: eine
kleine Sammlung getrockneter Kräuter in Gläsern – darunter eines mit Gummiarabikumpulver. Die Kräuter, die eindeutig importiert waren, waren alle interessant und nützlich: Chinarinde – ich musste unbedingt versuchen, sie Lizzie nach North Carolina zu schicken, falls wir diese schreckliche Badewanne je wieder verließen -, Alraune und Ingwer, lauter Dinge, die nicht in den Kolonien wuchsen und mir ein plötzliches Gefühl des Reichtums vermittelten. Stebbings stöhnte hinter mir auf, und ich hörte Stoff rascheln, dann ein leises Zischen, als Jamie einen Moment lang den Daumen hochhob.
    Nicht einmal die Reichtümer des sagenumwobenen Ostens würden Stebbings helfen. Ich öffnete das Gefäß mit dem Gummiarabikum, schüttete mir etwas davon auf die Handfläche, träufelte Wasser darauf und formte die so entstehende klebrige Masse zu einem mehr oder weniger zylinderförmigen Stopfen. Diesen wickelte ich in ein Stückchen gelben, mit Honigbienen bedruckten Kalikostoff, den ich oben mit einer schönen Schleife befestigte. Zufrieden mit diesem Ergebnis trat ich wieder an Stebbings’ Seite, zog den Federkiel – der bereits Anstalten machte, unter dem Druck von Stebbings’ Rippenmuskeln zu bersten – aus seinem Loch und schob stattdessen den stabilen – und größeren – hohlen Hühnerknochen hinein.
    Auch diesmal lachte er nicht. Ich

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