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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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erlebt.«
    »Wahrscheinlich hat dir auch noch nie jemand eine Arterie angeritzt«, sagte ich, so ruhig ich konnte. Ich warf noch einmal einen Seitenblick auf die Verletzung. Sie war verkrustet; die Hautränder hatten sich blau verfärbt, und das Gewebe darunter war beinahe schwarz vom Blut. Es sickerte nichts mehr heraus, von einem Springbrunnen ganz zu schweigen. Die Klinge war von unten eingedrungen, hatte die Vene verfehlt und die dahinterliegende Arterie leicht verletzt.
    Ich holte tief Luft und versuchte erfolglos, mir nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn die Klinge auch nur einen Millimeter tiefer eingedrungen wäre oder wenn Jamie kein Taschentuch dabeigehabt hätte – und nicht so klug gewesen wäre oder nicht die Zeit dazu gehabt hätte, festen Druck auf die Wunde auszuüben.
    Erst jetzt begriff ich, was er gesagt hatte: Das Blut ist herausgespritzt wie aus einem Springbrunnen und hat uns beide durchnässt. Als ich Stebbings gefragt hatte, ob das Blut auf seinem Hemd von ihm stammte, hatte er ein höhnisches Gesicht gezogen und gesagt: Von Eurem Mann. Ich hatte gedacht, das wäre einfach nur eine Gemeinheit gewesen, aber -
    »War es Kapitän Stebbings, der auf dich eingestochen hat?«
    »Mmpfm.« Er stieß einen kurzen Laut der Bestätigung aus, während er sein Gewicht verlagerte und sich zurücklehnte, damit ich besser an die Wunde gelangen konnte. Er trank die Tasse leer und stellte sie mit resignierter Miene hin. »Ich war überrascht, dass er das überhaupt fertig gebracht hat. Ich dachte, ich hätte ihn erledigt, aber er ist zu Boden gegangen und dann von unten mit dem Messer auf mich los, der alte Schurke.«
    » Du hast auf ihn geschossen?«
    Er blinzelte, als er meinen Tonfall hörte.
    »Aye, natürlich.«
    Mir fiel kein Fluch ein, der dieser Situation irgendwie hätte gerecht werden können, also murmelte ich nur finster vor mich hin und machte mich daran, die Wunde zu reinigen und zu nähen.

    »Jetzt hör mir gut zu«, sagte ich mit meiner besten Militärarztstimme. »Soweit ich das sagen kann, ist es nur ein winziges Löchlein, und du hast es geschafft, die Blutung so lange zu stillen, dass sich eine Kruste bilden konnte. Aber diese Kruste ist alles, was verhindert, dass du verblutest. Verstehst du mich?« Das stimmte zwar nicht ganz – zumindest nicht mehr, sobald ich das umliegende Gewebe genäht hatte -, doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihm eine Hintertür offenzulassen.
    Einen Moment lang sah er mich völlig ausdruckslos an.
    »Ja.«
    »Das bedeutet«, sagte ich und stach ihm die Nadel mit solcher Kraft in die Haut, dass er aufjaulte, »dass du deinen rechten Arm während der nächsten achtundvierzig Stunden nicht benutzen darfst. Du darfst an keinem Tau ziehen, du darfst nicht in die Takelage klettern, du darfst dich nicht schlagen, du darfst dich nicht einmal mit der rechten Hand am Hintern kratzen, hörst du?«
    »Ich vermute, das ganze Schiff hört dich«, murmelte er, doch er schielte an seiner Wange hinunter und versuchte, auf sein Schlüsselbein zu blicken. »Ich kratze mich meistens ohnehin mit der linken Hand am Hintern.«
    Kapitän Stebbings hatte uns definitiv gehört; hinter der Teekiste erklang ein leises Glucksen, gefolgt von sonorem Husten und einem leisen, belustigten Aufkeuchen.
    »Und«, fuhr ich fort, während ich ihm den Faden durch die Haut zog, »du darfst nicht in Wut geraten.«
    Er atmete mit einem Zischlaut ein.
    »Warum nicht?«
    »Weil dann dein Herz schneller schlägt und dein Blutdruck steigt, was dazu führt -«
    »Dass ich explodiere wie eine Bierflasche, die zu lange zugekorkt gewesen ist?«
    »So in etwa. Also -«
    Was auch immer mir auf der Zunge gelegen hatte, geriet im nächsten Moment in Vergessenheit, weil sich Stebbings’ Atmung plötzlich veränderte. Ich ließ die Nadel fallen, drehte mich um und griff nach meiner Schale. Ich schob die Teekiste zur Seite, stellte die Schale darauf und sank neben Stebbings auf die Knie.
    Seine Lippen und Augenlider waren blau, und der Rest seines Gesichts hatte sich wie Kitt verfärbt. Er stieß grauenvolle Keuchleute aus, und sein weit aufgerissener Mund schnappte nach Luft, die ihm nicht half.
    Für diese Situation gab es glücklicherweise passende Flüche, und ich benutzte ein paar davon, während ich rasch die Decke zurückschlug und ihm auf der Suche nach seinen Rippen die Finger in die teigige Seite stieß. Er wand sich und stieß ein schrilles, lachhaftes Hihihi aus, woraufhin Jamie –

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