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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Einsamkeit besser nach.

    »Washington, Cartwright, Harrington und Carver«, intonierte er leise. Doch abgesehen von diesen Namen hatte sein Auftrag wenig an sich, worüber er hätte nachdenken können, und so stellte er fest, dass seine Gedanken eine vertrautere Richtung einschlugen.
    Wenn er unterwegs war, dachte er meistens an Frauen, und er fasste sich nachdenklich an die Tasche unter seinem Rockschoß. Die Tasche war gerade eben groß genug für ein Buch; diesmal hatte er die Wahl zwischen dem Neuen Testament gehabt, das ihm seine Großmutter geschenkt hatte, und seinem kostbaren Exemplar von Harris’ Liste der Damen vom Covent Garden. Eigentlich keine Konkurrenz.
    Als William sechzehn war, hatte sein Vater ihn mit einem Freund dabei erwischt, wie sie die Seiten dieses berüchtigten Leitfadens studierten, der die Vorzüge der Londoner Freudenmädchen beschrieb. Das Buch gehörte dem Vater seines Freundes. Lord John hatte eine Augenbraue hochgezogen und das Buch langsam durchgeblättert. Hin und wieder hatte er innegehalten, um auch die andere Augenbraue hochzuziehen. Dann hatte er das Buch geschlossen, tief Luft geholt, ihnen einen kurzen Vortrag über den Respekt gehalten, der dem weiblichen Geschlecht gebühre – und den Jungen dann aufgetragen, ihre Hüte zu holen.
    In einem diskreten, eleganten Haus am Ende der Brydges Street hatten sie mit einer herrlich gekleideten Dame aus Schottland Tee getrunken, einer gewissen Mrs. McNab, die mit seinem Vater gut befreundet zu sein schien. Nach dieser Erfrischung hatte Mrs. McNab eine kleine Messingglocke geläutet und …
    William rutschte seufzend im Sattel hin und her. Ihr Name war Margery gewesen, und er hatte eine leidenschaftliche Lobeshymne auf sie verfasst. Er war wie verrückt in sie verliebt gewesen.
    Nachdem er eine Woche lang fieberhaft nachgedacht hatte, war er in der festen Absicht zurückgekehrt, um ihre Hand anzuhalten. Mrs. McNab hatte ihn freundlich willkommen geheißen, seinen gestotterten Bekenntnissen mit dem größten Mitgefühl gelauscht und dann zu ihm gesagt, dass Margery über seine gute Meinung gewiss erfreut sein würde, dass sie gegenwärtig jedoch beschäftigt sei. Sie hätte da jedoch ein liebes Mädchen namens Peggy, das gerade erst aus Devonshire gekommen sei. Die Kleine käme ihr einsam vor und würde sich gewiss gern mit ihm unterhalten, während er auf Margery wartete …
    Die Erkenntnis, dass Margery just in diesem Moment mit einem anderen genau das tat, was sie mit ihm getan hatte, versetzte ihm einen solchen Schlag, dass er Mrs. McNab mit offenem Mund anstarrte und erst wieder zu sich kam, als Peggy eintrat, hübsch, blond, lächelnd und mit den bemerkenswertesten -
    »Ah!« William schlug sich in den Nacken, weil ihn eine Bremse gestochen hatte, und fluchte.
    Das Pferd war langsamer geworden, ohne dass er es bemerkt hatte, und jetzt, da er es bemerkte …
    Er fluchte noch einmal, lauter. Die Straße war verschwunden.

    »Wie zum Teufel ist denn das passiert?« Er hatte laut gesprochen, doch seine Stimme kam ihm leise vor, vom Gewirr der Bäume erstickt. Die Bremsen waren ihm gefolgt; eine von ihnen stach das Pferd, das schnaubte und heftig den Kopf schüttelte.
    »Dann komm mit«, sagte William wieder leiser. »Sie kann ja nicht weit weg sein, oder? Wir finden sie schon.«
    Er wendete das Pferd und begann langsam, einen großen Halbkreis zu reiten, von dem er hoffte, dass er irgendwo die Straße schneiden würde. Der Boden war zwar feucht und mit langen, wirren Grasbüscheln bewachsen, aber nicht sumpfig. Die Pferdehufe hinterließen tiefe Rundungen im Schlamm und ließen klebrigen Modder und Gras auffliegen, das in dicken Klumpen an den Beinen und Flanken des Pferdes hängen blieb.
    Er war in nordwestliche Richtung unterwegs gewesen … Er blickte instinktiv zum Himmel, doch dort war keine Hilfe zu finden. Das Einheitsgrau war dabei, sich zu verändern, und hier und dort schob sich jetzt eine finstere Wolke drohend durch die Decke, die die Sonne verhüllte. Schwaches Donnergrollen drang zu ihm durch, und er fluchte erneut.
    Seine Taschenuhr bimmelte leise, ein seltsam beruhigendes Geräusch. Er blieb einen Moment stehen, weil er nicht riskieren wollte, dass sie in den Schlamm fiel, und holte sie aus seiner Uhrentasche. Drei Uhr.
    »Das geht doch«, sagte er ermutigt zu seinem Pferd. »Uns bleibt noch reichlich Tageslicht.« Natürlich nur theoretisch, wenn man die finstere Atmosphäre berücksichtigte. Er hätte sich genauso

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