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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Mann auch Rhesus-negativ ist.« Ich hatte nicht die geringste Ahnung, ob bei den amerikanischen Ureinwohnern vielleicht Rh-negative Blutgruppen vorherrschten, aber die Theorie passte zu den Indizien.
    »Und wenn das so ist«, schloss ich, »dürftest du das Problem mit einer anderen Frau nicht haben – die meisten Europäerinnen sind Rhesus-positiv, wenn auch nicht alle.«
    Er starrte mich so lange an, dass ich mich fragte, ob er verstanden hatte, was ich gesagt hatte.
    »Nenne es Schicksal«, sagte ich sanft, »oder Pech. Aber es war nicht deine Schuld. Oder ihre.« Nicht meine. Oder Jamies.
    Er nickte langsam, beugte sich vor und legte mir kurz den Kopf auf die Schulter.
    »Danke, Tante Claire«, flüsterte er. Er hob den Kopf und küsste mich auf die Wange.
    Am nächsten Tag war er fort.

36
    DER GREAT DISMAL
    21. Juni 1777
    D ie Straße versetzte William in Staunen. Natürlich war sie nur ein paar Meilen lang, doch das Wunder, in der Lage zu sein, geradewegs in den Great Dismal hineinzureiten, direkt über eine Stelle hinweg, die er noch lebhaft in Erinnerung hatte, weil er sie bei einem anderen Besuch mitsamt seinem Pferd durchschwimmen musste, während er den Schnappschildkröten und Giftschlangen auswich – es war einfach verblüffend bequem. Das Pferd schien ähnlich zu denken und bewegte sich leichtfüßig, um die Geschwindigkeit der kleinen gelben Pferdebremsen zu übertreffen, die sich in Schwärmen auf sie stürzten und deren Augen wie Regenbogen glitzerten, wenn sie sich näherten.

    »Freu dich, so lange du kannst«, riet William dem Wallach und strich ihm kurz über die Mähne. »Gleich wird es matschig.«
    Eigentlich war die Straße noch matschig genug, auch wenn man sie von den Gummibäumen und vereinzelten Kiefern befreit hatte, die sich an ihrem Rand drängten. Doch das war nichts im Vergleich mit den trügerischen Mooren und den unerwarteten Teichen, die hinter dem Zaun aus Bäumen lauerten. Er erhob sich ein wenig in den Steigbügeln und spähte voraus.
    Wie weit noch?, fragte er sich. Der Ort Dismal befand sich am Ufer des Drummond-Sees in der Mitte des Sumpfes. Doch so weit wie jetzt war er noch nie in den Great Dismal vorgedrungen, und er hatte keine Ahnung, wie groß der Sumpf tatsächlich war.
    Die Straße reichte nicht bis an den See, das wusste er. Doch gewiss gab es eine Spur, der er folgen konnte; die Bewohner des Ortes mussten ja schließlich hin und wieder kommen und gehen.
    »Washington«, murmelte er zum wiederholten Mal vor sich hin. »Washington, Cartwright, Harrington, Carver.« Das waren die Namen der Loyalisten aus Dismal Town, die ihm Hauptmann Richardson genannt hatte; er hatte sie auswendig gelernt und dann das Blatt Papier, auf dem sie standen, pflichtschuldigst verbrannt. Kaum war dies geschehen, packte ihn jedoch die Panik, er könnte die Namen vergessen, und so leierte er sie schon den ganzen Morgen vor sich hin.
    Die Mittagsstunde war seit einiger Zeit vorbei, und die Wolkenschleier des Vormittags hatten sich zu einem tief hängenden Himmel von der Farbe schmutziger Wolle zusammengeballt. Er atmete langsam ein, doch die Luft roch nicht nach dem prickelnden Duft eines unmittelbar bevorstehenden Wolkenbruchs – noch nicht. Neben dem durchdringenden Sumpfgeruch aus Schlamm und verrottenden Pflanzen konnte er seine eigene Haut riechen, salzig und verschwitzt. Er hatte sich Kopf und Hände gewaschen, wann immer er konnte, doch seit zwei Wochen hatte er die Kleider weder gewechselt noch gewaschen, und das grobe Jagdhemd und die Leinenhose begannen allmählich, ihn zu jucken.
    Doch womöglich war das nicht nur getrockneter Schweiß und Dreck. Er kratzte sich heftig, weil er das Gefühl hatte, dass es in seiner Hose krabbelte. Er hätte schwören können, dass er sich im letzten Gasthaus eine Laus geholt hatte.
    Die Laus, wenn sie denn existierte, war so klug, Ruhe zu geben, und der Juckreiz hörte auf. Erleichtert holte William Luft und stellte fest, dass die Sumpfgerüche stärker geworden waren, als stiege das Harz der Bäume dem kommenden Regen entgegen. Die Luft hatte plötzlich etwas Gedämpftes an sich, das jedes Geräusch erstickte. Der Gesang der Vögel war verstummt; es war, als sei er mit dem Pferd in einer Welt unterwegs, die in Watte gehüllt war.
    Das Alleinsein machte William nichts aus. Im Grunde war er ja allein aufgewachsen, ohne Geschwister, und er war zufrieden damit, sich selbst Gesellschaft zu leisten. Außerdem, so sagte er sich, dachte man in der

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