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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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blies dem Pferd in die Nüstern und murmelte beruhigenden Unsinn.
    Der Pferd schnaubte und besprühte ihn mit Tropfen, doch es schien sich zu sammeln. Er zog dem Tier den Kopf hoch, und es wälzte sich mit einem Schwall von Schlammwasser auf die Brust hoch, um sich dann fast im selben Schwung auf die Beine zu stellen. Es schüttelte sich vom Kopf bis zum Schweif, das Leinen flatterte, und im Umkreis von drei Metern regnete es Schlamm.
    William war viel zu glücklich, um sich daran zu stören. Er packte das Ende des Leinensacks, um ihn dem Pferd vom Kopf zu ziehen, und griff erneut nach dem Kopfstück.
    »Gut«, sagte er atemlos. »Verschwinden wir von hier.«
    Das Pferd beachtete ihn nicht; es hob plötzlich seinen feinen Kopf und wandte ihn zur Seite.
    »Was -«
    Die riesigen Nüstern flammten rot auf, und mit einem explosiven Grunzlaut raste das Pferd los, riss ihm die Zügel aus den Händen und warf ihn ins Wasser – schon wieder.
    »Du Mistvieh! Was zum Teufel -« William hielt in der Hocke inne. Etwas Längliches, Sandfarbenes, extrem Schnelles huschte in weniger als zwei Schritten Abstand an ihm vorüber. Etwas Großes.
    Sein Kopf fuhr herum, doch es war schon fort. Lautlos folgte es dem Getrampel des Pferdes, dessen panische Flucht er in der Ferne hören konnte, unterbrochen vom Knacken des Unterholzes und dem gelegentlichen Scheppern davonfliegender Ausrüstungsgegenstände.
    Er schluckte. Er hatte gehört, dass sie hin und wieder gemeinsam jagten. Pumas. Zu zweit.
    Sein Nacken prickelte, und er verdrehte den Kopf, so weit er konnte. Er hatte Angst davor, sich stärker zu bewegen, weil er das Tier, das womöglich hinter ihm im dunklen Gewirr der Gummibäume und Büsche lauerte, auf keinen Fall auf sich aufmerksam machen wollte. Kein Geräusch außer dem zunehmenden Prasseln der Regentropfen im Sumpf.
    Jenseits der Schlammpfütze erhob sich ein Reiher weiß aus den Bäumen, und fast wäre ihm das Herz stehen geblieben. Er erstarrte und hielt den Atem an, um besser hören zu können, bis er zu ersticken glaubte, doch nichts passierte, und endlich atmete er weiter und erhob sich. Seine Rockschöße klebten ihm triefend an den Beinen.
    Er stand in einem Torfmoor; unter seinen Füßen befand sich zwar schwammige Vegetation, doch das Wasser stieg ihm bis über die Stiefelkanten. Er sank zwar nicht weiter ein, doch er konnte die Stiefel auch nicht herausziehen, solange seine Beine noch darin steckten. Also war er gezwungen, seine Füße einzeln herauszuziehen, dann die Stiefel zu befreien und schließlich auf Strümpfen
zu laufen, bis er höher gelegenen Boden erreichte, die Stiefel in den Händen.
    Als er einen verrotteten Baumstamm erreicht hatte, der ihm Zuflucht bot, setzte er sich hin, um das Wasser aus seinen Stiefeln zu schütten, und dachte dann grimmig über seine Lage nach, während er sie wieder anzog.
    Er hatte sich verlaufen. In einem Sumpf, der dafür bekannt war, dass er immer wieder Menschen verschlang, Indianer wie Weiße. Zu Fuß, ohne Lebensmittel, Feuer oder irgendwelchen Schutz außer dem dünnen Leinensack – der zur Standardausrüstung der Soldaten gehörte und tatsächlich ein Leinensack mit einem Schlitz war, den man mit Stroh oder trockenem Gras ausstopfen konnte – beides Substanzen, an denen es ihm derzeit auffällig mangelte. Alles, was er sonst noch besaß, war der Inhalt seiner Taschen, der aus einem Klappmesser bestand, einem Bleistift, einem ziemlich durchnässten Stück Brot, einem Stückchen Käse, einem schmutzigen Taschentuch, ein paar Münzen, seiner Uhr und seinem Buch, beides zweifellos ebenfalls durchnässt. Er griff in seinen Rock, um nachzusehen, stellte fest, dass die Uhr stehen geblieben war und er das Buch verloren hatte, und fluchte lauthals.
    Das schien ein wenig zu helfen, also wiederholte er den Fluch. Es regnete jetzt in Strömen – nicht dass das in seinem Zustand noch irgendeine Rolle gespielt hätte. Die Laus in seiner Hose, die offenbar beim Erwachen festgestellt hatte, dass ihr Lebensraum unter Wasser stand, begab sich entschlossen auf den Marsch in trockenere Gefilde. Unter gotteslästerlichen Flüchen stand er auf, legte sich den leeren Leinensack über den Kopf, humpelte in die Richtung, in die sein Pferd verschwunden war, und kratzte sich.
     
    ER FAND DAS PFERD NIE WIEDER. ENTWEDER HATTE DER PUMA ES IRGENDWO getötet oder es war entkommen und wanderte jetzt allein durch den Sumpf. Er fand zwei Gegenstände, die sich von seinem Sattel gelöst hatten:

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