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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gut schon jenseits der Dämmerung befinden können.
    Er richtete die Augen auf die heraufziehenden Wolken und überlegte. Kein Zweifel: Es würde regnen, und zwar bald. Nun, es würde ja nicht das erste Mal sein, dass er und das Pferd nass wurden. Er seufzte, stieg ab und wickelte den Leinenbettsack auseinander, der Teil seiner Armeeausrüstung war. Er stieg wieder auf und setzte hartnäckig die Suche nach der Straße fort, den Leinensack um die Schultern drapiert und den Huf tief ins Gesicht gezogen.
    Die ersten Tropfen kamen vom Himmel geprasselt, und augenblicklich erhob sich ein bemerkenswerter Geruch aus dem Sumpf. Erdig, kräftig, grün und … irgendwie fruchtbar, so als räkelte sich der Sumpf und böte dem Himmel genüsslich seinen Körper dar, während er seinen Duft aufsteigen ließ wie das Parfum, das das lose Haar einer teuren Hure umweht.
    William griff automatisch nach dem Buch in seiner Tasche, um diesen poetischen Gedanken irgendwo am Rand zu notieren, schüttelte dann aber den Kopf und murmelte »Idiot« vor sich hin.
    Eigentlich machte er sich keine Sorgen. Wie er bereits zu Hauptmann Richardson gesagt hatte, hatte er den Great Dismal schon mehrfach besucht und auch wieder verlassen. Natürlich war er nie allein gewesen; er und sein Vater waren hin und wieder mit einigen der indianischen Freunde seines Vaters auf die Jagd gegangen. Und es war schon einige Jahre her. Aber -

    »Mist!«, sagte er. Er hatte das Pferd durch ein Dickicht getrieben, von dem er gehofft hatte, dass es das Gestrüpp am Straßenrand war, sah sich aber nur weiterem Gebüsch gegenüber – dunkle, dicht wachsende Wacholdersträucher mit ihrer haarigen Rinde, aromatisch wie ein Glas Gin im Regen. Kein Platz zum Wenden. Leise schimpfend trieb er das Pferd zum Rückwärtsgehen an und schnalzte mit der Zunge.
    Beklommen sah er, dass sich die Abdrücke der Pferdehufe langsam mit Wasser füllten. Nicht vom Regen; der Boden war nass. Sehr nass. Er hörte Sauggeräusche, als die Hinterhufe des Pferdes auf Sumpfboden trafen, und beugte sich automatisch vor, während er dem Pferd drängend in die Seiten trat.
    Überrascht stolperte das Pferd, fing sich wieder – und dann gaben seine Hinterbeine plötzlich nach und rutschten im Schlamm aus. Es warf den Kopf hoch und wieherte verblüfft auf. William, der nicht minder überrumpelt war, purzelte über seinen zusammengerollten Schlafsack hinweg und landete mit einem Wasserschwall am Boden.
    Er rappelte sich auf wie eine Katze, die man mit heißem Wasser überschüttet hat, panisch bei der Vorstellung, er könnte in eines der Sumpflöcher gesogen werden, die im Great Dismal lauerten. Er hatte einmal das Skelett eines Hirsches gesehen, der sich in einem solchen Loch verfangen hatte und von dem nur der Schädel mit dem Geweih übrig geblieben war, halb versunken und zur Seite gedreht, die gelben Zähne zu etwas entblößt, was er sich als Schrei ausgemalt hatte.
    Er lief platschend auf ein großes Grasbüschel zu, sprang hinauf und blieb herzklopfend dort hocken wie der Froschkönig. Sein Pferd – saß es fest, hatte der Sumpf es erwischt?
    Der Wallach lag am Boden und strampelte im Schlamm. Er wieherte panisch und spritzte mit Schlammwasser um sich.
    »Himmel.« Er klammerte sich mit beiden Händen in das scharfkantige Gras und versuchte, das Gleichgewicht zu behalten. War es der Sumpf? Oder nur ein Schlammloch?
    Mit zusammengebissenen Zähnen streckte er sein langes Bein aus und stellte vorsichtig den Fuß auf die bewegliche Oberfläche. Sein Stiefel sank ein … und weiter ein … Er zog ihn hastig zurück, doch es ging leicht, mit einem einzigen Blubb! aus Schlamm und Wasser. Noch einmal … Ja, da war der Grund! Also schön, jetzt den anderen … Er stellte sich hin, wedelte wie ein Storch mit den Armen, um die Balance zu behalten, und …
    »Na also!«, sagte er atemlos. Ein Schlammloch – mehr nicht, Gott sei Dank!
    Er ging platschend auf das Pferd zu und hob den Bettsack auf, der sich im Fallen gelöst hatte. Er warf ihn dem Pferd über den Kopf und wickelte ihn dem Tier hastig um die Augen. So machte man es, wenn ein Pferd zu panisch war, um eine brennende Scheune zu verlassen; sein Vater hatte es ihm vor ein paar Jahren gezeigt, als der Blitz in die Scheune auf Mount Josiah eingeschlagen war.

    Zu seinem großen Erstaunen schien es zu helfen. Das Pferd schüttelte zwar immer noch heftig den Kopf, aber es hatte aufgehört, mit den Beinen um sich zu schlagen. Er ergriff das Gebiss,

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