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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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oder auf den See stieß, sobald er sich an der Sonne orientieren und daher gewiss sein konnte, dass er nicht im Kreis lief. Wenn er den See fand … Nun, der Ort Dismal lag am Ufer. William brauchte also nur um den See herumzulaufen, und irgendwann würde er ihn finden.
    Solange er also auf die trügerischen Stellen im Sumpf achtete, keinem Raubtier zum Opfer fiel, nicht von einer Giftschlange gebissen wurde und nicht durch verseuchtes Wasser oder das Miasma des Sumpfes krank wurde, würde alles gut werden.
    Er überprüfte die Verbindung, indem er den Spieß vorsichtig in den Schlamm stieß, und stellte fest, dass sie hielt. Jetzt gab es nichts mehr zu tun, als darauf zu warten, dass sich der Nebel lichtete.
    Doch der Nebel machte keine Anstalten, sich zu lichten. Wenn überhaupt, wurde er dichter; William war kaum noch im Stande, seine Finger auszumachen,
selbst wenn er sie sich dicht vor die Augen hielt. Seufzend zog er seinen feuchten Rock um sich, legte den Speer neben sich und lehnte sich vorsichtig mit dem Rücken an die restlichen Erlen. Er legte seine Arme um die Knie, um sich das bisschen Körperwärme zu bewahren, das ihm noch geblieben war, und schloss die Augen, um das Weiß auszusperren.
    Die Frösche waren immer noch zugange. Da ihn jetzt jedoch nichts mehr ablenkte, begann er, auch die anderen Geräusche des Sumpfes zu hören. Die Vögel waren zum Großteil still und warteten wie er auf das Ende des Nebels, doch hin und wieder hallte das tiefe, plötzliche Dröhnen einer Rohrdommel durch den Nebel. Hin und wieder raschelte und plätscherte es. Bisamratte?, fragte er sich.
    Ein lautes Plonk! verriet ihm eine Schildkröte, die sich von einem Baumstamm ins Wasser gleiten ließ. Diese Geräusche waren ihm lieber, weil er sie identifizieren konnte. Was ihn nervös machte, war das leise Rascheln, das von Ästen stammen konnte, die sich aneinanderrieben – obwohl die Luft doch wohl zu still war für Wind? -, oder von der Bewegung eines Tiers auf der Jagd. Der schrille Aufschrei eines kleinen Tiers, der abrupt abriss. Und das Ächzen und Stöhnen des Sumpfes selbst.
    Er hatte einmal gehört, wie sich Felsen auf den Hügeln von Helwater miteinander unterhielten. Im Lake District, Heimat seiner Großeltern mütterlicherseits. Im Nebel. Davon hatte er niemandem erzählt.
    Unversehens spürte er etwas unter seinem Kinn. Heftig schlug er mit der Hand nach der Stelle und entdeckte einen Blutegel, der sich an seinem Hals festgesaugt hatte. Angewidert riss er ihn los und schleuderte ihn in den Nebel, so fest er konnte. Nachdem er sich mit zitternden Händen überall abgetastet hatte, setzte er sich wieder auf den Boden seiner verlässlichen Bratpfanne und versuchte, die Flut der Erinnerungen abzuwehren, die mit dem wabernden Nebel über ihn hereinbrach. Er hatte damals gehört, wie ihm seine Mutter – seine echte Mutter – etwas zuflüsterte. Das war der Grund gewesen, warum er in den Nebel gegangen war. Sie hatten ein Picknick in den Hügeln gemacht, seine Großeltern, Mama Isobel und ein paar Freunde, dazu ein paar Dienstboten. Als der Nebel kam, plötzlich, wie es manchmal geschah, packten alle in Eile zusammen, und er war sich selbst überlassen geblieben, während er zusah, wie die unausweichliche Wand lautlos auf ihn zugerollt kam.
    Und er hätte schwören können, dass er das Flüstern einer Frau hörte, zu leise, um Worte auszumachen, doch irgendwie voller Sehnsucht, und er hatte gewusst, dass sie mit ihm sprach.
    Also war er in den Nebel hineingegangen. Einen Moment lang hatte ihn die Bewegung des Wasserdampfs am Boden fasziniert, die Art, wie er flackerte und schimmerte und zu leben schien. Doch dann wurde der Nebel dichter, und innerhalb von Sekunden war ihm klar gewesen, dass er sich verlaufen hatte.
    Er hatte gerufen. Erst hatte er die Frau gerufen, die er für seine Mutter hielt. Die Toten kommen mit dem Nebel zur Erde. Das war so gut wie alles, was er über seine Mutter wusste – nämlich dass sie tot war. Sie war bei ihrem Tod nicht älter
gewesen als er jetzt. Er hatte sie auf drei Gemälden gesehen. Es hieß, er hätte ihr Haar und ihr Händchen für Pferde.
    Sie hatte ihm geantwortet; er hätte schwören können, dass sie ihm geantwortet hatte – doch mit einer Stimme ohne Worte. Er hatte die Liebkosung kalter Finger auf seinem Gesicht gespürt und war wie in Trance weitergewandert.
    Dann war er böse hingefallen, war über die Felsen in eine kleine Mulde gepurzelt und hatte sich so heftig

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