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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gestoßen, dass er keine Luft mehr bekam. Der Nebel war über ihn hinweggewabert, weitergeströmt, drängend in seiner Eile, alles einzuhüllen, während William wie betäubt und atemlos am Boden seiner kleinen Vertiefung lag. Dann begann er, das Murmeln der Felsen ringsum zu hören, und war schreiend zuerst losgekrochen, dann gerannt, so schnell er konnte. War noch einmal gestürzt, wieder aufgestanden und weitergelaufen.
    Fiel hin, konnte schließlich doch nicht weiter und kauerte verängstigt und blind im hohen Gras, umgeben von endloser Leere. Dann hörte er, wie sie nach ihm riefen, Stimmen, die er kannte, und er versuchte, ihnen zu antworten, doch sein Hals war wund vom Schreien, und er brachte nicht mehr als verzweifelte Krächzlaute heraus, während er in die Richtung rannte, aus der ihm die Stimmen zu kommen schienen. Doch der Klang bewegt sich im Nebel, und nichts ist, wie es scheint: weder die hörbare Welt noch Zeit und Raum.
    Wieder und wieder und wieder lief er auf die Stimmen zu, stolperte, stürzte und rollte einen Hang hinunter, stolperte gegen Felsvorsprünge, fand sich an die Kante eines Steilhangs geklammert wieder, und die Stimmen waren jetzt hinter ihm, verschwammen mit dem Nebel, ließen ihn allein.
    Mac hatte ihn gefunden. Plötzlich hatte sich eine kräftige Hand zu ihm hinuntergesenkt und ihn gepackt, und in der nächsten Minute wurde er hochgezogen, übersät mit blauen Flecken, zerkratzt und blutig, jedoch fest an das grobe Hemd des schottischen Stallknechts gepresst, und starke Arme hatten ihn festgehalten, als wollten sie ihn nie wieder loslassen.
    Er schluckte. Wenn er diesen Albtraum hatte, erwachte er manchmal, und Mac hielt ihn fest. Manchmal jedoch auch nicht, und dann erwachte er in kalten Schweiß gebadet und konnte nicht wieder einschlafen, weil er den wartenden Nebel und die Stimmen fürchtete.
    Er erstarrte, weil er Tritte hörte. Holte vorsichtig Luft – und roch den unverwechselbaren Gestank von Schweinekot. Er bewegte sich nicht; Wildschweine waren gefährlich, wenn man sie erschreckte.
    Schnüffelgeräusche, noch mehr Getrappel, Rascheln und fallende Wassertropfen, schwere Körper, die die Blätter der Ilexbüsche streiften. Es waren mehrere Tiere, die sich langsam, aber stetig bewegten. Er ging abrupt in die Hocke und bewegte den Kopf hin und her, um exakt auszumachen, woher die Geräusche kamen. Nichts und niemand konnte sich in diesem Nebel zielsicher bewegen – es sei denn, es folgte einem Pfad.
    Der Sumpf war von einem Zickzackmuster aus Wildwechseln durchzogen, die durch das Rotwild begonnen wurden und von sämtlichen Tieren – vom Opossum
bis zum Schwarzbären – benutzt wurden. Diese Pfade wanden sich ziellos durch das Gehölz, und es gab nur zwei Dinge, die sich mit Gewissheit über sie sagen ließen: erstens, dass sie zu trinkbarem Wasser führten, und zweitens, dass sie nicht in Sumpflöcher führten. Das war für William erst einmal genug.
    Eines hatten sie noch über seine Mutter erzählt. »Waghalsig«, hatte seine Großmutter traurig gesagt und den Kopf geschüttelt. »Sie war immer so waghalsig, so impulsiv.« Und ihr Blick hatte angespannt auf ihm geruht. Und du bist genau wie sie, hatten diese nervösen Augen gesagt. Gott steh uns bei.
    »Vielleicht bin ich das«, sagte er laut. Er packte seinen Froschspeer und stand trotzig auf. »Aber ich bin nicht tot. Noch nicht.«
    So viel wusste er. Und dass man, wenn man sich verlaufen hatte, nur dann an einem Fleck bleiben sollte, wenn man tatsächlich gesucht wurde.

37
    FEGEFEUER I
    A m Mittag des dritten Tages fand er den See. Der Weg dorthin hatte ihn durch eine Kathedrale gigantischer Sumpfzypressen geführt, deren Stämme sich wie Säulen aus dem überfluteten Boden erhoben. Halb verhungert und benommen vom aufkommenden Fieber, bahnte er sich langsam seinen Weg durch wadentiefes Wasser.
    Die Luft war reglos, das Wasser auch. Das Einzige, was sich bewegte, waren seine langsam dahinschlurfenden Füße und die summenden Insekten, die ihn plagten. Seine Augen waren von Moskitostichen geschwollen, und die Laus hatte Gesellschaft von einigen Sandflöhen bekommen. Anders als die riesigen Schwärme winziger Fliegen stachen die Libellen, die überall hin und her flitzten, zwar nicht, doch sie wendeten ihre eigene Foltermethode an – sie zwangen ihn, sie anzusehen, und das Sonnenlicht ließ ihre durchsichtigen Flügel und ihre glänzenden Körper golden, blau und rot aufglitzern, atemberaubend schön.
    Die glatte

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