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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mit einem Arm hoch. Den Schutz seiner taufeuchten Decke gab er zwar nur widerstrebend auf, gehorchte jedoch einem Instinkt, der ihm sagte, dass es besser war, wenn er stand. Murray schien diese Indianer gut zu kennen, doch ob sie nun seine Verwandten waren oder nicht, sein Mund und seine Schultern waren angespannt. Und es war klar, dass Murray ihnen gesagt hatte, William sei sein Verwandter, weil sie sonst …
    »Kahnyen’kehaka.« Das war es, was der Indianer auf die Frage gesagt hatte, wer er sei. Es war nicht sein Name, begriff William plötzlich. Es war das, was er war. Murray hatte dieses Wort gestern benutzt, als er die beiden Mingos davongeschickt hatte.
    »Ich bin Kahnyen’kehaka«, hatte er gesagt. »Ein Mohawk. Sie haben Angst vor mir.« Er hatte es einfach nur als Tatsache festgestellt, und William hatte ihn unter den Umständen nicht näher darauf ansprechen wollen. Jetzt, da er mehrere dieser Männer zusammen sah, die eindeutig Mohawk waren, lernte er die Klugheit der Mingos zu schätzen. Die Mohawk strahlten Wildheit aus, gepaart mit einem beiläufigen Selbstbewusstsein, das absolut angebracht schien für Männer, die darauf gefasst waren zu singen – ganz gleich, wie schlecht -, während man sie lebendig entmannte und dann verbrannte.
    Murray reichte ihm eine Feldflasche, und er trank gierig, dann spritzte er sich etwas Wasser ins Gesicht. Da er sich etwas besser fühlte, ging er pinkeln. Dann trat er an das Feuer und hockte sich zwischen zwei der Krieger, die ihn mit unverhohlener Neugier betrachteten.
    Der Mann, der ihm unter das Augenlid geschaut hatte, schien der Einzige zu sein, der Englisch sprach, doch die anderen nickten ihm reserviert, aber nicht unfreundlich zu. William blickte über das Feuer hinweg und fuhr so heftig zurück, dass er fast das Gleichgewicht verloren hätte. Eine längliche, gelblichbraune
Gestalt lag hinter dem Feuer im Gras, und das Licht fing sich glänzend auf ihren Flanken.
    »Er ist tot«, sagte Murray trocken, als er sein Erschrecken sah. Die Mohawk lachten.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte er nicht weniger trocken, obwohl sein Herz nach dem Schreck wild hämmerte. »Geschieht ihr recht, wenn es die Katze ist, die sich mein Pferd geschnappt hat.« Jetzt, da er Gelegenheit hatte, sich genauer umzusehen, entdeckte er noch weitere Tiere, die dort lagen. Ein Reh, ein Schwein, eine gefleckte Katze und zwei oder drei Reiher, kleine weiße Erhöhungen im dunklen Gras. Nun, das erklärte, warum sich die Mohawk im Sumpf aufhielten: Sie waren hier, um zu jagen, genau wie der Rest der Welt.
    Die Dämmerung zog herauf; der schwache Wind hob ihm das feuchte Haar aus dem Nacken und trug ihm den Blut- und Moschusgeruch der Tiere entgegen. Sein Kopf und seine Zunge fühlten sich langsam und träge an, doch er brachte ein paar Worte des Lobes für den Erfolg der Jäger heraus; er wusste, was sich gehörte. Murray, der für ihn übersetzte, wirkte, als sei er angenehm überrascht darüber, dass William Manieren hatte. William fühlte sich nicht stark genug, um daran Anstoß zu nehmen.
    Danach wandte sich das Gespräch, das zum Großteil in der Mohawksprache geführt wurde, allgemeineren Dingen zu. Die Indianer zeigten sich nicht sonderlich an William interessiert, doch sein Nachbar reichte ihm kameradschaftlich ein Stück kaltes Fleisch. Er bedankte sich kopfnickend und zwang sich, es zu essen, obwohl es ihn Überwindung kostete, als hätte er eine seiner Schuhsohlen hinunterwürgen müssen. Ihm war schlecht, und er fühlte sich klamm, und als er zu Ende gegessen hatte, nickte er seinem Nachbarn höflich zu und entfernte sich, um sich wieder hinzulegen – in der Hoffnung, dass er sich nicht übergeben würde.
    Murray, der ihn beobachtet hatte, wies mit dem Kinn auf William und sagte etwas zu seinen Mohawkfreunden, das mit einer Frage endete.
    Der Englisch sprechende Indianer, ein kurz gewachsener, kräftiger Mann mit einem karierten Wollhemd und einer Wildlederhose, reagierte mit einem Achselzucken. Dann stand er auf und beugte sich erneut über ihn.
    »Zeigt mir diesen Arm«, sagte er, und ohne darauf zu warten, dass William ihm Folge leistete, ergriff er ihn am Handgelenk und zog ihm den Ärmel hoch. Um ein Haar wäre William ohnmächtig geworden.
    Als ihm die schwarzen Flecken nicht länger vor den Augen tanzten, sah er, dass Murray mit zwei weiteren Indianern zu dem ersten Mann getreten war. Alle vier betrachteten seinen Arm mit unverhohlener Bestürzung.

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