Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Geräusch auszustoßen.
    »Denken die Männer – habt Ihr darüber nachgedacht, sollte ich besser sagen, wie Ihr selbst es ertragen würdet?«, fragte er leise. »Wenn Ihr es ertragen könntet? «
    »Jeder Mann denkt darüber nach.« Murray stand abrupt auf und ging zum anderen Ende der Lichtung. William hörte ihn Wasser lassen, doch es dauerte noch einige Minuten, bis er zurückkam.
    Der Hund erwachte plötzlich und wedelte langsam mit seiner kräftigen Rute, als er seinen Herrn sah. Murray lachte leise und sagte etwas in einer seltsamen Zunge – Mohawk? Gälisch? – zu dem Hund, dann bückte er sich und riss eine Keule von den Überresten der Bisamratte ab, die er dem Tier zuwarf. Es erhob sich wie der Blitz; seine Zähne schlossen sich um den Leckerbissen, dann trabte es glücklich auf die andere Seite des Feuers und legte sich hin, um seine Beute abzulecken.
    Seines Bettgefährten beraubt, legte sich William vorsichtig hin, den Kopf auf seinen gesunden Arm gestützt, und sah zu, wie Murray sein Messer säuberte, es mit Grasbüscheln von Blut und Fett befreite.
    »Ihr habt gesagt, Ihr würdet Euren Totengesang singen. Was ist das für ein Gesang?«
    Murray zog ein verblüfftes Gesicht.
    »Ich meine«, versuchte William, sich klarer auszudrücken, »was würdet Ihr – würde man – in einem Totengesang singen?«
    »Oh.« Der Schotte senkte den Blick auf seine Hände, und seine langen, knochigen Finger fuhren langsam an der Klinge entlang. »Ich habe es natürlich nur einmal gehört. Die anderen beiden Männer, die ich so sterben gesehen habe – sie waren Weiße und hatten keine Totengesänge. Der Indianer – es war ein Onondaga -, er … Nun, zuerst einmal ging es darum, wer er war: ein Krieger welches Volkes, meine ich, und um seine Sippe, seine Familie. Dann darum, wie sehr er die … das Volk, das im Begriff war, ihn umzubringen, verachtete.« Murray räusperte sich.
    »Ein wenig über seine Taten: seine Siege, tapfere Krieger, die er umgebracht hatte, und wie sie ihn im Tod willkommen heißen würden. Dann … wie er vorhatte, die« – er suchte nach einem Wort -, »die … es … den Weg zwischen dem Hier und der Welt nach dem Tod zu überqueren. Die Grenze, würde man vielleicht sagen, obwohl das Wort eher so etwas wie Kluft bedeutet.«
    Einen Moment lang war er still, doch nicht so, als hätte er zu Ende geredet –
eher so, als versuchte er, sich möglichst genau an etwas zu erinnern. Plötzlich richtete er sich auf, holte tief Luft und begann, mit geschlossenen Augen etwas zu rezitieren, wovon William vermutete, dass es Mohawksprache war. Es war faszinierend – eine Salve von Ns und Rs und Ts, rhythmisch wie der Schlag einer Trommel.
    »Dann folgte ein Abschnitt, in dem er von den bösen Kreaturen erzählt hat, denen er auf dem Weg ins Paradies begegnen würde«, sagte Murray, nachdem er seinen Gesang abgebrochen hatte. »Fliegende Köpfe mit Zähnen.«
    »Igitt«, sagte William, und Murray lachte überrascht.
    »Aye. So etwas würde ich auch nicht gern sehen.«
    William überlegte einen Moment.
    »Verfasst man seinen Totengesang im Voraus – für den Notfall, meine ich? Oder verlässt man sich auf die, äh, Eingebung des Augenblicks?«
    Dies schien Murray ein wenig zu verblüffen. Er blinzelte und drehte den Kopf zur Seite.
    »Ich – nun ja -, eigentlich redet man nicht darüber, aye? Doch es stimmt – ich hatte ein paar Freunde, die mir ein wenig von dem erzählt haben, was sie sich für den Fall des Falles ausgedacht hatten.«
    »Hmm.« William drehte sich auf den Rücken und blickte zu den Sternen auf. »Singt man den Totengesang nur, wenn man zu Tode gefoltert wird? Was ist, wenn man nur krank ist, aber glaubt, dass man sterben wird?«
    Murray hörte auf mit dem, was er tat, und fixierte ihn argwöhnisch.
    »Ihr sterbt aber nicht, oder?«
    »Nein, ich bin nur neugierig«, versicherte ihm William. Zumindest glaubte er nicht, dass er starb.
    »Mmpfm«, sagte der Schotte skeptisch. »Aye, gut. Nein, man singt den Totengesang, wenn man sich sicher ist, dass man sterben wird; warum, spielt keine Rolle.«
    »Doch es gebührt einem umso mehr Ehre«, meinte William, »wenn man es tut, während man mit brennenden Splittern gespickt wird?«
    Der Schotte lachte laut auf und sah plötzlich viel weniger wie ein Indianer aus. Er rieb sich mit den Fingerknöcheln über den Mund.
    »Um ehrlich zu sein, der Onondaga … Ich fand nicht, dass er es besonders gut gemacht hat«, entfuhr es Murray. »Doch es

Weitere Kostenlose Bücher