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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Großteil der Garnison sollte sich zum Mount Independence begeben und die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände, Vorräte und die Geschütze mitnehmen. Einige der Schafe und Rinder mussten geschlachtet und der Rest in den Wald getrieben werden. Einige Milizeinheiten sollten das Fort durch den Wald verlassen und sich auf die Straße nach Hubbardton begeben, wo sie als Verstärkung warten sollten. Frauen, Kinder und Invalide sollten unter leichter Bewachung auf Booten über den See befördert werden. Es begann alles in geordneter Form. Zuerst erging die Anordnung, alles, was schwamm, nach Anbruch der Dunkelheit zum Seeufer zu bringen. Die Männer nahmen ihre Ausrüstung an sich und überprüften sie, und es wurde befohlen, alles zu zerstören, was nicht abtransportiert werden konnte.
    Das war die übliche Vorgehensweise, um zu verhindern, dass der Feind irgendwelchen Nutzen aus den eigenen Ressourcen ziehen konnte. In diesem Fall war der Hintergrund jedoch noch dringlicher: Die Deserteure hatten berichtet, dass Burgoynes Armee schon jetzt die Verpflegung ausging; ihm die Vorräte Ticonderogas zu verweigern, würde ihm vielleicht Einhalt gebieten – oder seinen Vormarsch zumindest merklich verlangsamen, weil seine Männer gezwungen sein würden, sich in der Wildnis selbst zu verpflegen, solange sie auf das Eintreffen des Nachschubs aus Kanada warteten.
    All dies – Packen, Verladen, das Schlachten oder Verjagen des Viehs und die Zerstörung – musste im Verborgenen direkt unter den Augen der Briten vonstattengehen. Denn wenn sie sahen, dass ein Rückzug unmittelbar bevorstand, würden sie wie die Wölfe über uns herfallen und die Garnison vernichten, sobald sie den Schutz des Forts verließ.
    An den Nachmittagen brauten sich gewaltige Gewitterwolken über dem See zusammen, schwarze Giganten, die sich meilenweit auftürmten und voller Blitze waren. Manchmal brachen die Gewitter im Dunkeln los und peitschten den See, die Berge, die Gefechtslinien und das Fort mit Wasser, das vom Himmel fiel wie aus einem bodenlosen Eimer geschüttet. Manchmal trieben sie nur grollend und unheilvoll vorüber.
    Heute Abend hingen die Wolken bedrohlich tief und bedeckten den ganzen Himmel. Blitze durchzogen sie wie Adern. Wetterleuchten pulsierte in ihrem Inneren und knisterte wie ein stockendes, lautloses Gespräch zwischen ihnen hin und her. Und ab und zu schoss eine blauweiße Gabel so plötzlich mit einem Donnerschlag zu Boden, dass jedermann zusammenfuhr.
    Es gab nur sehr wenig zu packen, was nicht schlimm war, da kaum Zeit zum Packen blieb. Ich konnte das allgegenwärtige Durcheinander hören, während ich arbeitete: Stimmen, die nach vermissten Gegenständen riefen, Mütter, die nach verloren gegangenen Kindern schrien, und das Schlurfen und Donnern der Füße auf den Holztreppen, unablässig wie das Echo des Regens.
    Draußen konnte ich das aufgeregte Lärmen der Schafe hören, verstört, weil
man sie aus ihren Ställen holte, und plötzlichen Krach, als eine Kuh in Panik durchging. Das überraschte mich nicht; durch die Schlachterei roch es kräftig nach frischem Blut.
    Ich hatte die Garnison natürlich schon beim Exerzieren gesehen; ich wusste, wie viele Männer es waren. Doch drei- oder viertausend Männern dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig umherschubsten und dabei versuchten, in dramatischer Eile ungewohnte Aufgaben zu bewältigen, war so, als beobachtete man einen umgekippten Ameisenhaufen. Ich bahnte mir meinen Weg durch die tosende Masse und umklammerte dabei einen Mehlsack mit meinen Kleidern, meinen wenigen Arzneien und einem großen Stück Schinken, das ich von einem dankbaren Patienten hatte und das in meinen Ersatzunterrock eingewickelt war.
    Ich würde mit der Bootsbrigade evakuiert werden und eine Gruppe von Invaliden begleiten – doch ich hatte nicht vor zu gehen, ohne Jamie noch einmal gesehen zu haben.
    Das Herz hämmerte mir schon so lange im Hals, dass ich kaum sprechen konnte. Nicht zum ersten Mal dachte ich, wie praktisch es doch war, dass ich mit einem Hünen verheiratet war. Es war immer einfach, Jamie in einer Menschenmenge auszumachen, und auch jetzt sah ich ihn innerhalb von Sekunden. Er stand in Begleitung mehrerer Milizionäre auf einer der Geschützbatterien, und sie starrten alle nach unten. Ich vermutete, dass man dort dabei war, die Bootsbrigade zu formieren; das war ermutigend.
    Doch der eigentliche Ausblick von der Balustrade der Geschützstellung war sehr viel weniger ermutigend. Die

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