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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Stabsarzt hier auftauchte; er glaubte inbrünstig an die Tugenden des Aderlasses und hatte sich nur besänftigen lassen, weil ich ihm ab und zu Blutegel auf den Stumpf gesetzt hatte.
    Ich drückte ihm zum Abschied die Hand und wandte mich schon zum Gehen, als er mich festhielt.
    »Einen Moment noch, Ma’am!« Er ließ meine Hand los und zog sich eine Kordel vom Hals. Ich konnte den Gegenstand zwar im Halbdunkel kaum sehen, doch er drückte ihn mir in die Hand, und ich spürte eine Metallscheibe, die noch warm war.
    »Falls Ihr den kleinen Abram noch einmal sehen solltet, Ma’am, wäre ich Euch dankbar, wenn Ihr ihm das geben würdet. Es ist mein Glücksbringer, den ich schon zweiunddreißig Jahre bei mir habe; sagt ihm, er beschützt ihn, wenn’s gefährlich wird.«

    Jamie tauchte neben mir in der Dunkelheit auf. Er strahlte Ungeduld und Aufregung aus. Er hatte eine kleine Gruppe von Verletzten im Schlepptau, die sich an ihre wenigen Habseligkeiten klammerten. Ich konnte Mrs. Ravens unverwechselbare schrille Stimme in der Ferne klagen hören. Ich duckte mich und hängte mir Mr. Ormistons Glücksbringer um den Hals.
    »Ich sage es ihm, Mr. Ormiston. Danke.«
    IRGENDJEMAND HATTE JEDUTHAN BALDWINS ELEGANTE BRÜCKE IN BRAND gesteckt. An ihrem einen Ende schmorte ein Trümmerhaufen, und ich sah schwarze Teufelsschatten mit Meißeln und Stemmeisen darauf hin und her laufen, um die Planken abzureißen und sie ins Wasser zu werfen.
    Jamie schob sich durch die Menschenmenge, ich hinter ihm und hinter mir unsere kleine Schar von Frauen, Kindern und Verletzten, die wie aufgeregte Gänseküken quäkten.
    »Fraser! Oberst Fraser!« Als ich mich bei diesem Ausruf umdrehte, sah ich Jonas – nein, Bill – Marsden über das Ufer laufen.
    »Ich komme mit Euch«, schnaufte er atemlos. »Ihr werdet jemanden brauchen, der ein Boot steuern kann.«
    Jamie zögerte nicht länger als den Bruchteil einer Sekunde. Er nickte und wies mit dem Kopf zum Ufer.
    »Aye, schnell. Wir kommen, so schnell wir können.«
    Mr. Marsden verschwand in der Dunkelheit.
    »Und der Rest deiner Männer?«, sagte ich und hustete vom Rauch.
    Er zuckte mit den Achseln, eine breitschultrige Silhouette vor dem schwarzen Schimmer des Wassers.
    »Fort.«
    Hysterische Schreie erschollen aus der Richtung der alten Franzosenlinien. Sie verbreiteten sich wie ein Buschfeuer im Wald und am Seeufer, Rufe, die Briten kommen. Und erneut schlug die Panik mit den Flügeln. Sie war so überwältigend, diese Panik, dass ich spürte, wie auch in meiner Kehle ein Schrei aufstieg. Ich würgte ihn herunter und empfand stattdessen unbändige Wut, die ich von mir auf die Narren hinter mir übertrug, die außer sich kreischten und sich sofort zerstreut hätten, wenn sie es gekonnt hätten. Doch wir hatten jetzt fast das Ufer erreicht, und die Menschen drängten sich in solcher Zahl zu den Booten, dass sie einige davon durch ihr ungeordnetes Einsteigen zum Kentern brachten.
    Ich glaubte zwar nicht, dass die Briten schon in der Nähe waren, doch sicher war ich mir nicht. Ich wusste, dass es mehr als eine Schlacht um Fort Ticonderoga gegeben hatte … Doch wann war das gewesen? Würde eine von ihnen heute Nacht stattfinden? Ich wusste es nicht, und drängende Eile trieb mich zum Ufer, wo ich Mr. Wellman half, der sich am Mumps seines Sohnes angesteckt hatte und dem es ziemlich schlecht ging. Armer Kerl.
    Mr. Marsden, der Gute, hatte sich ein großes Kanu gesichert, das er ein wenig
vom Ufer fortgepaddelt hatte, damit es nicht überrannt wurde. Als er Jamie kommen sah, kam er ans Ufer, und es gelang uns, insgesamt achtzehn Personen – darunter auch die Wellmans und Mrs. Raven, die bleich vor sich hin starrte wie Ophelia -, in das Boot zu bugsieren.
    Jamie warf noch einen raschen Blick auf das Fort. Das Haupttor stand weit offen, und Feuerschein fiel hindurch. Dann hob er den Blick zu der Geschützstellung, auf der wir noch vor Kurzem gestanden hatten.
    »Vier Mann sind bei der Kanone geblieben, die auf die Brücke zielt«, sagte er, ohne den Blick von den rotbauchigen Rauchwolken abzuwenden, die aus dem Inneren des Forts aufstiegen. »Freiwillige. Sie werden zurückbleiben. Die Briten – zumindest einige von ihnen – kommen mit Sicherheit über die Brücke. Sie können fast alle vernichten, die sich darauf befinden, und dann fliehen – wenn sie können.«
    Dann wandte er sich ab, und die Muskeln seiner Schultern spannten sich kraftvoll an, als er das Paddel eintauchte.

53
    MOUNT

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