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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wusste nicht, was er sagen sollte, und antwortete mit einem ebenso höflichen wie unverbindlichen Geräusch. Der Brigadier lachte erneut und reichte ihm die Feldflasche. Das Wasser war so warm, dass er kaum spürte, wie es ihm durch die Kehle rann, doch es roch frisch, und es löschte seinen Durst.
    »Wir waren zusammen auf dem Abrahamsfeld. Euer Vater und ich, meine ich. Hat er Euch je von dieser Nacht erzählt?«
    »Nicht sehr viel«, sagte William und fragte sich, ob er wohl dazu verdammt war, jedem einzelnen Soldaten zu begegnen, der unter James Wolfe auf diesem Feld gekämpft hatte.
    »Wir sind in der Nacht über den Fluss gekommen. Wir waren alle wie versteinert. Vor allem ich.« Der Brigadier ließ den Blick über den See hinwegschweifen und schüttelte bei dieser Erinnerung den Kopf. »Was für ein Fluss, der St.-Lorenz-Strom. General Burgoyne hat erwähnt, dass Ihr in Kanada wart. Habt Ihr ihn zu sehen bekommen?«
    »Nicht viel davon, Sir. Ich habe den Großteil der Reise nach Quebec auf dem Landweg zurückgelegt und bin dann über den Richelieu gefahren. Doch mein
Vater hat mir vom St.-Lorenz-Strom erzählt«, fügte er pflichtschuldigst hinzu. »Er sagt, es ist ein nobler Fluss.«
    »Hat er Euch auch erzählt, dass ich ihm fast die Hand gebrochen hätte? Er hat neben mir im Boot gesessen, und als ich mich hinausgelehnt habe, um den französischen Wachtposten anzurufen – in der Hoffnung, dass mir die Stimme nicht versagen würde -, hat er meine Hand festgehalten, um mich zu stützen. Ich konnte spüren, wie seine Knochen knirschten, habe das unter den Umständen aber erst begriffen, als ich losgelassen habe und sein Aufkeuchen gehört habe.«
    William sah, wie die Augen des Brigadiers zu seinen eigenen Händen wanderten. Eine Reaktion huschte über seine breite Stirn, eigentlich keine Bewunderung, aber doch der Ausdruck eines Menschen, der versucht, seine Erinnerungen mit der Gegenwart in Einklang zu bringen. Sein Vater hatte lange, schlanke, elegante, feinknochige Hände. Williams Finger waren zwar auch lang, doch seine Hände waren von einer geradezu vulgären Größe, die Handflächen breit und die Fingerknöchel klobig.
    »Er – Lord John – ist mein Stiefvater«, entfuhr es ihm, dann errötete er, verlegen sowohl über das Eingeständnis als auch über die verrückte Eingebung, die ihn dazu getrieben hatte.
    »Oh? Oh, ja«, sagte der Brigadier vage. »Ja, natürlich.«
    Hatte der Brigadier etwa gedacht, er hätte ihn aus Stolz auf seine Abstammung aufmerksam gemacht?
    Sein einziger Trost war die Tatsache, dass sein Gesicht – genau wie das des Brigadiers – von der Anstrengung so viel Farbe hatte, dass sein Erröten nicht zu erkennen war. Als hätte der Brigadier seine Gedanken in Bezug auf die Hitze gelesen, kämpfte er sich aus seinem Rock, dann knöpfte er seine Weste auf und wedelte damit, während er William zunickte, es ihm gleichzutun – was dieser mit einem Seufzer der Erleichterung tat.
    Die Unterhaltung ging beiläufig zu anderen Feldzügen über, auf denen der Brigadier gekämpft hatte oder von denen William (zum Großteil) nur gehört hatte. Allmählich wurde ihm bewusst, dass der Brigadier dabei war, ihn einzuschätzen, sich einen Eindruck von seiner Erfahrung und seinem Verhalten zu verschaffen. Ihm war unangenehm bewusst, dass Erstere nicht sehr ruhmreich war; wusste General Fraser, was sich während der Schlacht von Long Island zugetragen hatte? So etwas sprach sich in der Armee stets schnell herum.
    Schließlich kam das Gespräch zum Stillstand, und sie saßen eine Weile kameradschaftlich in Hemdsärmeln da und lauschten dem Rauschen der Bäume über ihren Köpfen. William hätte gern etwas zu seiner Verteidigung gesagt, doch ihm fiel keine Möglichkeit ein, sich dem Thema elegant anzunähern. Doch wenn er nichts sagte, nicht erklärte, was geschehen war … Nun, es gab ja im Grunde keine gute Erklärung. Er war ein Dummkopf gewesen, das war alles.
    »General Howe lobt Eure Intelligenz und Eure Kühnheit, William«, sagte der
Brigadier, als sei dies eine Fortführung ihrer Unterhaltung von vorhin, »obwohl er ebenfalls sagt, er glaubt, Ihr hattet noch keine Gelegenheit, Eure Fähigkeiten als Kommandeur unter Beweis zu stellen.«
    »Äh … nein, Sir«, erwiderte William und schwitzte.
    Der Brigadier lächelte.
    »Nun, dem müssen wir abhelfen, nicht wahr?« Er stand auf, stöhnte leise, während er sich reckte, und zwängte sich wieder in seinen Rock. »Ihr werdet nachher mit

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