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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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beunruhigt waren, aber nicht hysterisch. Ich schickte sie zum Bach hinunter und begann, das Feld einzuteilen und mir rasch einen Überblick über die Lage zu verschaffen – ebenso sehr, um meine eigene Besorgnis im Zaum zu halten, wie auch weil es sonst niemanden gab, der es tun konnte.
    Würde man uns lange hier festhalten?, fragte ich mich. Wenn wir uns länger als einige Stunden hier aufhielten, mussten Latrinen gegraben werden –
aber das betraf ja auch die Soldaten. Also würde ich dieses Problem der Armee überlassen. Wasser war unterwegs; wir würden eine Weile ohne Unterbrechung im Staffellauf zum Bach gehen müssen. Unterstände … Ich spähte gen Himmel – er war dunstig, aber wolkenlos. Die Gefangenen, die noch relativ gesund waren, halfen bereits mit, die Schwerkranken oder Verletzten in den Schatten der Bäume am Rand des Feldes zu schleppen.
    Wo war Jamie? War er unbehelligt davongekommen?
    Hin und wieder hörte ich im Gewirr der Rufe und der nervösen Unterhaltungen das Flüstern fernen Donners. Die Luft schien mir an der Haut zu kleben, schwül und feucht. Sie würden uns irgendwo hinbringen müssen – zur nächsten Siedlung, wo immer das sein mochte -, doch das konnte mehrere Tage dauern. Ich hatte keine Ahnung, wo wir uns befanden.
    Hatte man ihn ebenfalls gefangen genommen? Wenn ja, würden sie ihn an denselben Ort bringen wie die Invaliden?
    Möglich, dass sie die Frauen freilassen würden, um sie nicht durchfüttern zu müssen. Doch die Frauen würden bei ihren kranken Männern bleiben – zumindest die meisten – und sich mit ihnen teilen, egal, wie wenig und was immer es zu essen gab.
    Ich ging langsam über das Feld und führte im Kopf eine Vorauswahl durch – der Mann auf der Bahre würde sterben, wahrscheinlich noch vor Anbruch der Nacht; ich konnte seinen rasselnden Atem aus zwei Metern Entfernung hören – als ich eine Bewegung auf der Veranda der Hütte wahrnahm.
    Die Familie – zwei erwachsene Frauen, zwei Jugendliche, drei Kinder und ein Baby – verließ ihr Haus. Sie trugen ein paar Körbe, Decken und bewegliche Haushaltsgegenstände an sich geklammert. Einer der Offiziere begleitete sie; er führte sie über das Feld und sprach mit einem der Wachtposten, den er offenbar anwies, die Frauen ziehen zu lassen. Eine der Frauen blieb am Rand der Straße stehen und blickte noch einmal zurück. Die andere ging geradewegs weiter, ohne sich umzusehen. Wo waren ihre Männer?
    Wo sind meine?
    »Hallo«, sagte ich und lächelte einem Mann zu, dem man vor Kurzem das Bein abgenommen hatte. Ich wusste nicht, wie er hieß, doch ich erkannte sein Gesicht; er war einer der wenigen Schwarzen aus Ticonderoga, ein Zimmermann. Ich kniete mich neben ihn. Sein Verband war verrutscht, und aus dem Beinstumpf sickerte Flüssigkeit. »Von Eurem Bein einmal abgesehen, wie fühlt Ihr Euch?« Sein Haut war blassgrau und klamm wie ein nasses Laken, doch er antwortete mir mit einem schwachen Grinsen.
    »Meine linke Hand schmerzt gerade nicht besonders.« Zur Demonstration hob er die Hand hoch, ließ sie aber wie einen Bleiklumpen fallen, weil ihm die Kraft fehlte, sie hochzuhalten.
    »Das ist gut«, sagte ich und schob meine Finger unter seinen Oberschenkel, um ihn anzuheben. »Lasst mich Euren Verband ordnen – wir haben gleich etwas Wasser für Euch.«

    »Das wäre schön«, murmelte er und schloss die Augen zum Schutz vor der Sonne.
    Das lose Ende des Verbandes war in sich verdreht wie eine Schlangenzunge und vom getrockneten Blut steif geworden, und die Unterlage war verrutscht. Die Unterlage selbst, ein Umschlag aus Flachssamen und Terpentin, war mit Blut und Lymphe rosa durchtränkt. Doch mir blieb nichts anderes übrig, als sie noch einmal zu benutzen.
    »Wie heißt Ihr?«
    »Walter.« Seine Augen blieben geschlossen, und er atmete flach und keuchend. Mir ging es kaum anders; die stickige, heiße Luft legte sich wie ein Druckverband auf meine Brust. »Walter … Woodcock.«
    »Sehr erfreut, Walter. Mein Name ist Claire Fraser.«
    »Ich weiß«, murmelte er. »Ihr seid die Frau vom großen Roten. Ist er lebend aus dem Fort gekommen?«
    »Ja«, sagte ich und tupfte mir mein Gesicht an der Schulter ab, damit mir der Schweiß nicht in die Augen lief. »Es geht ihm gut.«
    Lieber Gott, bitte lass es ihm gut gehen.
    Der englische Offizier kam jetzt wieder auf die Hütte zu und ging dicht an mir vorbei. Ich blickte auf, und meine Hände erstarrten.
    Er war hochgewachsen und schlank, aber breitschultrig,

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