Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Neidisch betrachtete ich das Lager auf der anderen Straßenseite mit seinen aneinandergereihten kleinen Zelten und Unterständen. Dazu gab es ein etwas größeres Offizierszelt, obwohl mehrere Offiziere vorübergehend in der beschlagnahmten Hütte Quartier bezogen hatten.
    Ich sollte dorthin gehen, dachte ich. Den ranghöchsten Offizier aufsuchen und ihn wenigstens um Verpflegung für die Kinder bitten. Wenn der Schatten des hochgewachsenen Kiefernschösslings meinen Fuß berührte, beschloss ich. Dann würde ich gehen. Unterdessen entkorkte ich die Feldflasche und trank noch einen kleinen Schluck.
    Mir fiel eine Bewegung ins Auge, und ich blickte auf. Die unverwechselbare Gestalt Leutnant William Ransoms kam zwischen den Zelten hervorgestapft und überquerte die Straße. Es wärmte mir ein wenig das Herz, ihn zu sehen, obwohl sein Anblick auch meine Sorge um Jamie verstärkte – und mich mit einem kleinen Stich an Brianna erinnerte. Sie war wenigstens in Sicherheit, dachte ich. Roger, Jemmy und Amanda ebenfalls. Ich sagte ihre Namen wie einen kleinen, tröstenden Refrain vor mich hin, zählte sie wie Münzen. Vier von ihnen außer Gefahr.
    William hatte seine Halsbinde gelöst, sein Haar war zerzaust und sein Rock voller Schweiß- und Schmutzflecken. Offensichtlich zehrte die Verfolgungsjagd auch an den Kräften der britischen Armee.
    Er sah sich auf dem Feld um, entdeckte mich und kam geradewegs auf mich zu. Ich kämpfte mich wider den Sog der Schwerkraft hoch wie ein Flusspferd aus dem Sumpf.

    Ich war kaum aufgestanden und hatte die Hand gehoben, um mir das Haar zu glätten, als eine andere Hand in meinen Rücken stieß. Ich fuhr heftig zusammen, doch glücklicherweise schrie ich nicht auf.
    »Ich bin’s, Tante Claire«, flüsterte Ian hinter mir im Schatten. »Komm mit – oh, Himmel.«
    William war mir jetzt bis auf wenige Schritte nahe gekommen, und als er den Kopf hob, hatte er Ian erspäht. Er sprang vor, packte mich am Arm und riss mich von den Bäumen fort. Ich stieß einen Schmerzenslaut aus, weil mich Ian nicht minder fest am anderen Arm gepackt hatte und mich kraftvoll in seine Richtung zerrte.
    »Lasst sie los!«, knurrte William.
    »Ich werde den Teufel tun«, erwiderte Ian hitzig. »Lasst Ihr sie los!«
    Mrs. Wellmans kleiner Sohn war aufgestanden und starrte mit großen Augen und offenem Mund in den Wald.
    »Mama, Mama! Indianer! «
    Unter den Frauen in unserer Nähe erhob sich Geschrei, und alles begann, wie verrückt vom Wald fortzurennen. Die Verletzten überließen sie sich selbst.
    »Ach, verdammt!«, sagte Ian und ließ mich angewidert los. William jedoch nicht; er zerrte mit solcher Kraft an mir, dass ich gegen ihn prallte, woraufhin er prompt die Arme um meine Taille schlang und mich ein kleines Stück auf das Feld zog.
    »Würdet Ihr endlich meine Tante loslassen?«, knurrte Ian gereizt und trat zwischen den Bäumen hervor.
    »Ihr!«, bellte William. »Was wollt Ihr? Nun, egal. Eure Tante, sagt Ihr?« Er blickte auf mich hinunter. »Seid Ihr das? Seine Tante? Halt – natürlich seid Ihr das.«
    »Das stimmt«, pflichtete ich ihm bei und drückte gegen seine Arme. »Lasst mich los.«
    Sein Griff lockerte sich ein wenig, doch er ließ mich nicht los.
    »Wie viele Männer habt Ihr dabei?«, wollte er wissen und wies mit dem Kinn zum Wald.
    »Wenn ich welche dabeihätte, wärt Ihr längst tot«, teilte ihm Ian mit. »Ich bin allein. Überlasst sie mir.«
    »Das kann ich nicht.« Doch in Williams Stimme klang Unsicherheit mit, und ich spürte, wie er den Kopf wandte und zur Hütte hinübersah. Bis jetzt war noch niemand herausgekommen, doch ich konnte erkennen, wie einige der Wachtposten an der Straße unruhig hin und her gingen und sich anscheinend zu fragen begannen, was los war. Die anderen Gefangenen rannten zwar nicht mehr weiter, doch sie bebten geradezu vor Panik, und ihre Augen suchten nervös die Schatten zwischen den Bäumen ab.
    Ich versetzte William einen heftigen Klaps auf das Handgelenk, und er ließ los und trat einen Schritt zurück. Mir war schon wieder schwindelig – nicht zuletzt aufgrund des höchst merkwürdigen Gefühls, von einem völlig Fremden
umarmt zu werden, dessen Körper sich so vertraut anfühlte. Er war dünner als Jamie, aber -
    »Schuldet Ihr mir ein Leben oder nicht?« Ohne eine Antwort abzuwarten, wies Ian mit dem Daumen auf mich. »Aye – dann ist es das ihre.«
    »Hier geht es ja wohl kaum um ihr Leben«, sagte William ziemlich gereizt und nickte dann

Weitere Kostenlose Bücher