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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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weitere waren britischen Soldaten in die Hände gefallen, die sie am Umladehafen erwarteten. Unser Kanu war gemeinsam mit einigen anderen entkommen, und wir hatten uns einen Tag, eine Nacht und den Großteil eines weiteren Tages durch die Wälder geschlagen, bevor wir den Hauptteil der Armee erreichten, der auf dem Landweg aus dem Fort geflüchtet war. Allmählich bekam ich das Gefühl, dass die, die man abgefangen hatte, besser dran waren.
    Ich wusste nicht, wie lange es her war, dass die kleine Gruppe, auf die wir gerade gestoßen waren, von Indianern überfallen worden war. Die Leichen waren nicht frisch.
    IN DER NACHT WURDEN WACHEN AUFGESTELLT. WER NICHT WACHE HALTEN musste, schlief wie ein Stein, erschöpft nach einem langen, mühseligen Tag der Flucht. Ich erwachte kurz nach dem Morgengrauen aus Träumen von schneeweißen Bäumen und schnappte nach Luft, als ich feststellte, dass Jamie neben mir hockte, eine Hand auf meinem Arm.

    »Es wäre besser, wenn du mitkommst, a nighean «, sagte er leise.
    Mrs. Raven hatte sich mit einem Taschenmesser die Kehle durchgeschnitten.
    Wir hatten keine Zeit, ein Grab zu schaufeln. Ich legte sie gerade hin und schloss ihr die Augen, und wir häuften Steine und Zweige über ihr auf, bevor wir zu der Furche in der Wildnis zurückstolperten, die sich Straße schimpfte.
    ALS DIE DUNKELHEIT ZWISCHEN DEN BÄUMEN AUFSTIEG, BEGANNEN WIR, SIE zu hören. Schrille, trällernde Kreischlaute. Wölfe auf der Jagd.
    »Weiter, weiter! Indianer!«, rief einer der Milizionäre.
    Wie durch diesen Ruf heraufbeschworen, gellte direkt neben uns ein markerschütternder Schrei durch die Dunkelheit, und der stockende Rückzug verwandelte sich schlagartig in blinde Panik, als die Männer ihre Bündel fallen ließen und sich gegenseitig aus dem Weg schubsten, weil sie nicht schnell genug wegrennen konnten.
    Auch unter den Flüchtlingen stiegen Schreie auf, doch diese wurden rasch erstickt.
    »Herunter von der Straße«, sagte Jamie leise, aber bestimmt und fing an, die begriffsstutzigen, verwirrten Menschen in den Wald zu drängen. »Vielleicht wissen sie noch nicht, wo wir sind.«
    Vielleicht aber doch.
    »Hast du deinen Totengesang schon vorbereitet, Onkel Jamie?«, flüsterte Ian, der tags zuvor zu uns gestoßen war. Er und Jamie pressten sich jetzt zu beiden Seiten fest an mich, denn wir hatten uns gemeinsam hinter einen gewaltigen umgestürzten Baum geflüchtet.
    »Oh, ich werde ihnen schon einen Totengesang singen, wenn es so weit ist«, murmelte Jamie und zog eine der Pistolen aus seinem Gürtel.
    »Du kannst doch gar nicht singen«, wandte ich ein. Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, einen Scherz zu machen – ich hatte solche Angst, dass ich ganz spontan das Erste gesagt hatte, was mir in den Sinn kam -, und er lachte auch nicht.
    »Das ist wahr«, sagte er. »Nun ja.«
    Er lud die Pistole, verschloss das Ladepfännchen und schob sie wieder in seinen Gürtel.
    »Hab keine Angst, a nighean «, flüsterte Jamie, und ich sah die Bewegung seiner Kehle, als er schluckte. »Ich lasse nicht zu, dass sie dich bekommen. Jedenfalls nicht lebend.« Er fasste sich an die Pistole.
    Ich starrte erst ihn an, dann die Pistole. Ich hatte nicht gedacht, dass es möglich sein könnte, mich noch mehr zu fürchten.
    Ich fühlte mich plötzlich, als wäre meine Wirbelsäule entzweigebrochen; meine Gliedmaßen verweigerten mir jede Bewegung, und mein Inneres verwandelte sich buchstäblich in Wasser. In diesem Moment begriff ich genau, was Mrs. Raven dazu getrieben hatte, sich selbst die Kehle durchzuschneiden.
    Ian flüsterte Jamie etwas zu und glitt lautlos wie ein Schatten davon.

    Etwas verspätet kam mir der Gedanke, dass er, wenn er sich die Zeit nahm, mich zu erschießen, falls wir überrannt wurden, sehr wahrscheinlich selbst lebend in die Hand der Indianer fallen würde. Ich hatte aber solche Angst, dass ich ihm nicht sagen konnte, er solle es nicht tun.
    Ich packte meinen Mut mit beiden Händen beim Schopf und schluckte krampfhaft.
    »Geh!«, sagte ich. »Sie werden – einer Frau werden sie wahrscheinlich nichts tun.« Mein Überrock hing in Fetzen, genau wie meine Jacke, und ich war von Kopf bis Fuß mit Schlamm, Laub und den kleinen Blutflecken der erschlagenen Moskitos übersät, die zu langsam gewesen waren – doch ich war immer noch eindeutig eine Frau.
    »Den Teufel werd ich tun«, sagte er mir knapp.
    »Onkel Jamie«, raunte Ians Stimme aus der Dunkelheit. »Es sind keine

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