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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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und ich hätte diese langen Schritte, diese unbefangene Eleganz und diese arrogante Kopfhaltung überall wiedererkannt. Er blieb stirnrunzelnd stehen und wandte den Kopf, um den Blick über das mit Menschen übersäte Feld wandern zu lassen. Seine Nase war so gerade wie eine Messerklinge und ein kleines bisschen zu lang. Ich schloss für einen Moment die Augen, weil mir schwindelig wurde und ich mir sicher war, dass ich halluzinierte – doch ich öffnete sie sofort wieder, weil ich wusste, dass es nicht so war.
    »William Ransom?«, entfuhr es mir, und sein Kopf fuhr überrascht zu mir herum. Blaue Augen, dunkelblau, Fraser-Katzenaugen, zum Schutz vor der Sonne zu Schlitzen verengt.
    »Ich, äh, bitte um Verzeihung.« Gott, warum hatte ich ihn nur angesprochen? Doch ich hätte es auch nicht lassen können. Ich hatte meine Finger gegen Walters Bein gepresst, um den Verband festzuhalten; unter meinen Fingerspitzen konnte ich seinen Puls spüren, der genau so unregelmäßig vor sich hin hämmerte wie der meine.
    »Kenne ich Euch, Ma’am?«, fragte William mit einer angedeuteten Verbeugung.
    »Nun, ja, das tut Ihr«, sagte ich ziemlich entschuldigend. »Vor einigen Jahren habt Ihr einmal eine kleine Weile bei meiner Familie verbracht. An einem Ort namens Fraser’s Ridge.«
    Bei diesem Namen änderte sich seine Miene, und sein Blick wurde schärfer und heftete sich neugierig auf mich.
    »Oh, ja«, sagte er langsam. »Jetzt erinnere ich mich. Ihr seid Mrs. Fraser,
nicht wahr?« Ich konnte sehen, wie seine Gedanken arbeiteten, und war fasziniert; er verfügte nicht über Jamies Fähigkeit, zu verbergen, was er dachte – oder falls doch, benutzte er sie nicht. Ich konnte sehen, wie er sich fragte – da er ja ein netter, gut erzogener Junge war -, wie wohl die angemessene gesellschaftliche Reaktion auf diese peinliche Situation aussehen mochte und – mit einem raschen Blick in Richtung der Hütte -, inwiefern sie mit seinen Dienstpflichten kollidierte.
    Seine Schultern versteiften sich entschlossen, doch bevor er etwas sagen konnte, sprang ich in die Bresche.
    »Meint Ihr, es wäre vielleicht möglich, ein paar Eimer zum Wasserholen aufzutreiben? Und Verbandsmaterial?« Die meisten Frauen hatten sich zu diesem Zweck bereits Stoffstreifen von den Unterröcken abgerissen; noch etwas länger, und wir würden alle halb nackt herumlaufen.
    »Ja«, sagte er bedächtig und blickte auf Walter hinunter, dann zur Straße. »Eimer, ja. Die Division hinter uns wird von einem Stabsarzt begleitet; sobald ich einen Moment Zeit habe, schicke ich ihm jemanden mit der Bitte um Verbandsmaterial.«
    »Und etwas zu essen?«, fragte ich hoffnungsvoll. Seit fast zwei Tagen hatte ich nichts mehr gegessen außer einer Handvoll halb reifer Beeren. Der Hunger war zwar nicht schmerzhaft – dafür war mein Magen zu sehr verkrampft -, doch mir wurde immer wieder schwindelig, und Flecken tanzten mir vor den Augen. Den anderen ging es kaum besser; wir würden einige der Invaliden einfach nur durch Hitze und Schwäche verlieren, wenn wir nicht bald etwas zu essen und einen Unterschlupf bekamen.
    Er zögerte, und ich sah, wie sein Blick über das Feld huschte, offensichtlich, um die Zahl der Gefangenen einzuschätzen.
    »Möglich … Unsere Vorräte sind …« Er presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich sehe zu, was sich machen lässt. Euer Diener, Ma’am.« Er verneigte sich höflich, wandte sich ab und schritt auf die Straße zu. Fasziniert sah ich ihm nach, den nassen Verband noch in der Hand.
    Er war dunkelhaarig, obwohl die Sonne seinem Scheitel einen roten Schimmer verlieh. Seine Stimme war tiefer geworden – nun, natürlich war sie das; bei unserer letzten Begegnung war er höchstens zwölf gewesen -, und es war gerade dermaßen seltsam gewesen, Jamie mit einem kultivierten englischen Akzent sprechen zu hören, dass ich trotz unserer gefährlichen Lage und meiner Sorge um Jamie und Ian am liebsten gelacht hätte. Ich schüttelte den Kopf und machte mich wieder an die Arbeit.
    Eine Stunde nach meiner Unterhaltung mit Leutnant Ransom kam ein britischer Gefreiter mit vier Eimern, die er mir wortlos vor die Füße fallen ließ, um dann wieder auf die Straße zuzusteuern. Zwei Stunden später kam eine verschwitzte Ordonnanz mit zwei großen Stoffbeuteln voller Verbände durch den zertrampelten Weizen gestapft. Interessanterweise hielt er geradewegs auf mich zu, sodass ich mich fragte, wie William mich wohl beschrieben haben

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