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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mochte.
    »Danke.« Ich nahm die Verbandsbeutel dankbar entgegen. »Wisst Ihr … glaubt Ihr, wir könnten bald etwas zu essen bekommen?«
    Der Mann ließ den Blick über das Feld schweifen und verzog das Gesicht. Natürlich – wahrscheinlich würden die Invaliden unter seine Verantwortung fallen. Dann jedoch wandte er sich wieder zu mir um, höflich, offensichtlich jedoch sehr müde.
    »Das bezweifle ich, Ma’am. Die Vorratswagen befinden sich zwei Tage hinter uns, und die Männer leben von dem, was sie bei sich tragen oder was sie unterwegs finden.« Er wies kopfnickend zur Straße hinüber; auf der anderen Seite konnte ich einige englische Soldaten sehen, die dort ihr Lager aufschlugen. »Es tut mir leid«, fügte er förmlich hinzu und wandte sich zum Gehen.
    »Oh.« Er hielt inne, nahm sich den Gurt seiner Feldflasche von der Schulter und reichte sie mir. Sie war schwer und gluckerte verlockend. »Leutnant Ellesmere hat gesagt, ich soll Euch das geben.« Er lächelte kurz, und die Falten seiner Müdigkeit glätteten sich. »Er hat gesagt, Ihr seht so aus, als wäre Euch heiß.«
    »Leutnant Ellesmere.« Ich begriff, dass das Williams Titel sein musste. »Danke. Und bitte dankt auch dem Leutnant, wenn Ihr ihn seht.« Er war eindeutig im Begriff zu gehen, doch ich musste einfach fragen: »Woher wusstet Ihr, wer ich war?«
    Er sah meinen Kopf an, und sein Lächeln wurde breiter.
    »Der Leutnant hat gesagt, Ihr wärt der Lockenkopf, der die Leute herumkommandiert wie ein Generalmajor.« Er sah noch einmal über das Feld und schüttelte den Kopf. »Viel Glück, Ma’am.«
    DREI MÄNNER STARBEN, BEVOR DIE SONNE UNTER GING. WALTER WOODCOCK lebte zwar noch, aber nur gerade eben. Wir transportierten so viele Männer wie möglich in den Schatten der Bäume am Rand des Feldes, und ich teilte die Schwerverletzten in kleine Gruppen ein, denen ich jeweils einen Eimer und zwei oder drei Frauen oder bewegungsfähige Verletzte zuwies, die sich um sie kümmerten. Außerdem hatte ich eine Stelle für die Latrine bestimmt und mein Möglichstes getan, um die ansteckenden Fälle von jenen zu trennen, deren Fieber von ihren Verletzungen oder von der Malaria herrührte. Drei Mann litten an etwas, wovon ich hoffte, dass es nur eine Sommergrippe war, und bei einem befürchtete ich, dass er vielleicht Diphtherie haben könnte. Ich setzte mich an seine Seite – es war ein junger Stellmacher aus New Jersey – und überprüfte in Abständen seine Halsmembranen, während ich ihm so viel wie möglich zu trinken gab. Allerdings nicht aus meiner Feldflasche.
    William Ransom, die gute Seele, hatte seine Feldflasche mit Brandy gefüllt.
    Ich entkorkte sie und trank einen sparsamen Schluck. Ich hatte jeder Gruppe einen kleinen Becher eingeschenkt und diesen jeweils in einen Eimer Wasser geschüttet – doch ein bisschen hatte ich auch für mich selbst behalten. Das war kein Egoismus; ob ich wollte oder nicht, im Moment befanden sich die Gefangenen in meiner Obhut. Ich musste auf den Beinen bleiben.

    Oder zumindest auf dem Hintern, dachte ich in einem spöttischen Anflug von Heiterkeit und lehnte mich an den Stamm einer Eiche. Meine Füße schmerzten bis hinauf zu den Knien, mein Rücken und meine Rippen ächzten mit jedem Atemzug, und hin und wieder musste ich die Augen schließen, um das Schwindelgefühl in Schach zu halten. Doch immerhin saß ich still, und ich hatte das Gefühl, dass das seit Tagen das erste Mal war.
    Die Soldaten auf der anderen Straßenseite waren dabei, ihre mageren Rationen zu kochen; bei dem Geruch nach gebratenem Fleisch und Mehl lief mir das Wasser im Mund zusammen, und mein Magen verkrampfte sich schmerzvoll. Mrs. Wellmans kleiner Junge hatte den Kopf im Schoß seiner Mutter liegen und jammerte vor Hunger. Sie strich ihm mechanisch über die Haare, den Blick auf die Leiche ihres Mannes gerichtet, die ein kleines Stück entfernt auf dem Boden lag. Wir hatten kein Laken und keine Decke, die wir als Leichentuch hätte benutzen können, doch irgendjemand hatte ihr ein Taschentuch geschenkt, damit sie ihm wenigstens das Gesicht verhüllen konnte. Die Fliegen waren eine Plage.
    Die Luft hatte sich Gott sei Dank abgekühlt, doch es drohte immer noch zu regnen; Donner grollte unablässig über den Horizont, und wahrscheinlich würde es irgendwann im Lauf der Nacht schütten. Ich zupfte den schweißdurchtränkten Stoff von meiner Brust los und bezweifelte, dass er noch trocknen würde, bevor wir vom Regen durchnässt wurden.

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