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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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britischen Offiziers stand.
    »Doch«, sagte ich noch einmal. »Aber … hätte es denn niemand anders tun können? Denny Hunter ist doch nicht nur unser Freund – er ist Arzt. Er wird gebraucht.«
    Jamie wandte mir den Kopf wieder zu. Draußen begann sich der Himmel zu lichten; ich konnte die Umrisse seines Gesichtes sehen.
    »Hast du nicht gehört, dass ich gesagt habe, er wollte es selbst, Sassenach?«, fragte er. »Ich habe ihn nicht darum gebeten. Ich habe sogar versucht, es ihm auszureden – genau aus dem Grund, den du gerade angeführt hast. Aber er wollte nichts davon hören und hat mich nur gebeten, mich um seine Schwester zu kümmern, falls er nicht zurückkommen sollte.«
    Rachel. Bei dem Gedanken an sie verkrampfte sich mein Magen aufs Neue.
    »Was hat er sich nur dabei gedacht? «
    Jamie seufzte tief und drehte sich auf den Rücken.
    »Er ist Quäker, Sassenach. Aber er ist auch ein Mann. Wenn er kein Mann wäre, der für seine Überzeugungen kämpft, wäre er ja in seinem Dörfchen geblieben, um Pferde zu verarzten und sich um seine Schwester zu kümmern. Aber das ist er nicht.« Er schüttelte den Kopf und sah mich an.
    »Wäre es dir lieber, wenn ich zu Hause bliebe, Sassenach? Dem Kampf den Rücken zukehren würde?«
    »Ja«, sagte ich, und aus meiner Erregung wurde Gereiztheit. »Auf der Stelle. Ich weiß nur, dass dir das niemals in den Sinn käme, wozu also?«
    Das brachte ihn zum Lachen.
    »Dann verstehst du es also«, sagte er und nahm meine Hand. »Für Denzell Hunter ist es dasselbe, aye? Und wenn er schon sein Leben aufs Spiel setzt, muss ich doch dafür sorgen, dass sein Einsatz den größtmöglichen Gewinn einbringt.«

    »Wobei man nicht vergessen darf, dass der Gewinn beim Glücksspiel meistens gleich null ist«, stellte ich fest und versuchte, meine Hand wieder an mich zu nehmen. »Hat dir noch niemand gesagt, dass am Ende immer die Bank gewinnt?« Er ließ nicht los, sondern begann stattdessen, mir langsam mit dem Daumen über die Fingerspitzen zu streichen.
    »Aye, nun ja. Man kalkuliert die Chancen und mischt die Karten, Sassenach. Und es ist nicht nur Glückssache, aye?« Das Licht hatte unmerklich zugenommen, wie es vor der Dämmerung geschieht. Nichts, was schon so drastisch wie ein Sonnenstrahl gewesen wäre; nur ein allmähliches Auftauchen von Gegenständen, während die Schatten rings um sie herum von Schwarz zu Grau in Blau übergingen.
    Sein Daumen glitt in meine Hand, und ich schloss unwillkürlich meine Finger darum, während ich zusah, wie seine Gesichtszüge aus dem Schatten der Nacht auftauchten. Ich zeichnete seine kräftige Augenbraue mit dem Daumen nach und spürte die Matte seines kurzen Bartes unter meiner Handfläche, sah zu, wie sich der formlose Schatten in einzelne Löckchen und Drähtchen auflöste und sich in eine leuchtende Masse aus Kastanienbraun, Gold und Silber verwandelte, die sich deutlich auf seiner wettergegerbten Haut abmalte.
    Eigentlich sollten wir schlafen, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die Armee ringsum zu regen begann.
    »Warum führen Frauen wohl eigentlich keinen Krieg?«
    »Ihr seid nicht dafür gemacht, Sassenach.« Seine Hand umfing meine Wange, fest und rau. »Und es wäre auch nicht recht; ihr Frauen nehmt so viel mehr mit, wenn ihr geht.«
    »Was meinst du denn damit?«
    Seine kleine achselzuckende Geste sagte mir, dass er nach einem Wort oder einem Gedanken suchte, eine unbewusste Bewegung, als sei ihm sein Rock zu eng, selbst wenn er im Moment gar keinen trug.
    »Wenn ein Mann stirbt, ist es nur er«, sagte er. »Und ein Mann ist mehr oder weniger wie der andere. Aye, eine Familie braucht einen Mann, der sie versorgt und beschützt. Doch das kann jeder anständige Mann. Eine Frau …« Seine Lippen bewegten sich über meine Fingerspitzen, ein schwaches Lächeln. »Eine Frau nimmt das Leben mit, wenn sie geht. Eine Frau ist … voller grenzenloser Möglichkeiten.«
    »Idiot«, sagte ich ganz leise. »Wenn du glaubst, dass ein Mann wie der andere ist.«
    Eine Weile lagen wir da und sahen zu, wie das Licht zunahm.
    »Wie oft hast du das schon getan, Sassenach?«, fragte er plötzlich. »Zwischen Nacht und Tag verharrt und die Ängste eines Mannes in deiner Hand gehalten?«
    »Schon viel zu oft«, behauptete ich, doch das stimmte nicht, und er wusste das. Ich hörte sein Ausatmen, in dem ein Hauch von Humor mitklang, und er drehte meine Handfläche nach oben, um mit dem Daumen über die Hügel und
Täler zu fahren,

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