Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
spannte seine Muskete. Bevor ich jedoch nur auf die Idee kommen konnte, Angst zu haben, erscholl ein lauter Knall, und es roch nach Pulverqualm. Der Mann zog ein völlig überraschtes Gesicht und ließ die Hand mit der Muskete sinken. Dann fiel er mir vor die Füße, in die Scheune hinein.
    »Halt das für mich, Sassenach.« Jamie drückte mir die gerade abgefeuerte Pistole in die Hand und fasste den Toten an den Füßen. Er zerrte ihn aus der Scheune in den Regen hinaus. Ich schluckte, griff in meine Tasche und holte meine Ersatzstrümpfe heraus. Ich ließ sie der erschrockenen Frau mit den Kindern in den Schoß fallen und ging dann zur Wand hinüber, um die Pistole und den Rucksack abzustellen. Ich war mir bewusst, dass mir die Blicke der Mutter und ihrer Kinder folgten – die dann wieder zur offenen Tür zuckten. Als ich mich umdrehte, sah ich Jamie hereinkommen, nass bis auf die Haut, das Gesicht ausgezehrt vor Erschöpfung.

    Er durchquerte die Scheune, setzte sich neben mich, legte den Kopf auf die Knie und schloss die Augen.
    »Danke, Sir«, sagte die Frau ganz leise. »Ma’am.«
    Im ersten Moment dachte ich, er wäre auf der Stelle eingeschlafen, denn er regte sich nicht. Kurz darauf jedoch sagte er genauso leise: »Gern geschehen, Ma’am.«
    ICH WAR MEHR ALS ERFREUT, DIE HUNTERS WIEDERZUTREFFEN, ALS WIR das nächste Dorf erreichten; sie hatten sich in einem der Boote befunden, die ganz zu Anfang abgefangen wurden, hatten aber entkommen können, indem sie nach Anbruch der Dunkelheit einfach in den Wald marschierten. Da sich die Soldaten, die sie gefangen genommen hatten, nicht die Mühe gemacht hatten, ihre Gefangenen zu zählen, war niemandem aufgefallen, dass sie nicht mehr da waren.
    Im Großen und Ganzen besserte sich unsere Lage ständig. Wir fanden mehr Verpflegung vor und marschierten mit der regulären Kontinentalarmee. Doch Burgoynes Armee befand sich nach wie vor nur ein paar Meilen hinter uns, und die Strapazen des langen Rückzugs begannen, ihren Tribut zu fordern. Desertion war weit verbreitet – wenn auch niemand genaue Zahlen kannte. Unter dem Einfluss der Kontinentalarmee wurden zwar Organisation, Disziplin und militärische Strukturen wiederhergestellt, doch es gab immer noch Männer, denen es gelang, sich unauffällig davonzustehlen.
    Es war Jamie, der sich das Deserteursspiel einfallen ließ. In den britischen Feldlagern nahm man Deserteure freundlich auf, gab ihnen Essen und Kleider und fragte sie aus.
    »Also geben wir ihnen Antworten, aye?«, sagte er. »Und es ist doch nur fair, wenn wir zum Dank dafür auch ein paar zurückbekommen, oder?«
    Die Gesichter der Offiziere, denen er diese Idee erläuterte, begannen freudig zu strahlen. Und innerhalb der nächsten Tage begaben sich sorgfältig ausgewählte »Deserteure« unauffällig ins Feindeslager und wurden dort britischen Offizieren vorgeführt, woraufhin die präparierten Geschichten nur so aus ihnen heraussprudelten. Und nach einem guten Abendessen nutzen sie die erstbeste Gelegenheit, um zu den Amerikanern zurückzudesertieren – und brachten dann nützliche Informationen über unsere britischen Verfolger mit.
    Ian unternahm zwar gelegentliche Stippvisiten zu den Indianerlagern, wenn es ihm ungefährlich erschien, doch dieses Spiel spielte er nicht mit; er war zu auffällig. Ich hatte das Gefühl, dass sich Jamie gern einmal als Deserteur verkleidet hätte – es hätte sowohl seinem Gespür für das Dramatische als auch natürlich seiner Abenteuerlust entsprochen, die schließlich beträchtlich war. Doch seine Körpergröße und sein auffallendes Aussehen machten auch ihm einen Strich durch die Rechnung; die Deserteure mussten ganz normale Männer sein, die hinterher niemand wiedererkennen würde.
    »Denn die Briten werden früher oder später begreifen, was hier gespielt wird.
Sie sind schließlich keine Dummköpfe. Und ihre Reaktion wird bestimmt keine freundliche sein.«
    Wieder hatten wir für die Nacht in einer Scheune Zuflucht gefunden – diesmal war sie nicht angekokelt, und es gab sogar noch ein paar staubige Heuhaufen, obwohl das Vieh längst verschwunden war. Wir waren allein, würden es wahrscheinlich aber nicht lange bleiben. Das Zwischenspiel im Garten des Kommandeurs kam mir vor, als hätte es in einem anderen Leben stattgefunden, doch ich legte meinen Kopf an Jamies Schulter und entspannte mich in seiner Wärme und Geborgenheit.
    »Glaubst du vielleicht -«
    Jamie hielt abrupt inne und klammerte die Hand um

Weitere Kostenlose Bücher