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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Gelenke und Schwielen, Lebenslinie und Liebeslinie und die glatte Wölbung des Venushügels, wo der Buchstabe »J« immer noch als schwache Narbe zu erkennen war. Ich hielt ihn schon den Großteil meines Lebens in der Hand.
    »Das gehört zu meiner Arbeit«, sagte ich. Es war nicht leichtfertig gemeint, und er fasste es auch nicht so auf.
    »Glaubst du denn, ich habe keine Angst?«, fragte er leise. »Wenn ich tue, was ich muss?«
    »Oh, natürlich hast du Angst«, sagte ich. »Aber du tust es trotzdem. Du bist ein verflixter Glücksspieler – und ein Menschenleben ist der höchste Einsatz, der möglich ist, nicht wahr? Vielleicht dein eigenes – vielleicht das eines anderen.«
    »Aye, nun ja«, sagte er leise. »Davon verstehst du ja auch einiges, nicht wahr? Um mich geht es mir aber gar nicht so sehr«, sagte er nachdenklich. »Alles in allem habe ich mich doch hier und da durchaus nützlich gemacht. Meine Kinder sind erwachsen; meinen Enkeln geht es gut – das ist doch das Wichtigste, oder?«
    »Ja«, gab ich zu. Die Sonne war da; irgendwo hörte ich einen Hahn krähen.
    »Nun denn. Ich kann nicht sagen, dass ich immer noch so viel Angst habe wie früher. Natürlich möchte ich nicht gern sterben – aber vielleicht würde ich es mit weniger Bedauern tun. Andererseits« – er betrachtete mich und zog einen Mundwinkel hoch- »habe ich zwar weniger Angst um mich selbst, aber dafür widerstrebt es mir eher, junge Männer umzubringen, die das Leben noch vor sich haben.« Und das, dachte ich, war dann wohl seine Art, sich für Denny Hunter zu entschuldigen.
    »Hast du etwa vor, erst das Alter der Leute zu erraten, die auf dich schießen?«, fragte ich, während ich mich hinsetzte und anfing, mir das Heu aus dem Haar zu kämmen.
    »Schwierig«, gab er zu.
    »Und ich hoffe doch sehr, dass du nicht vorhast, dich von irgendeinem Schnösel umbringen zu lassen, weil sein Leben noch nicht so erfüllt ist wie deines.«
    Er setzte sich ebenfalls aufrecht hin und sah mich ernst an. Heuenden ragten ihm aus Haar und Kleidern.
    »Nein«, sagte er. »Ich würde ihn umbringen. Es würde mir nur mehr ausmachen.«

58
    UNABHÄNGIGKEITSTAG I
    Philadelphia 4. Juli 1777
     
    G rey war noch nie in Philadelphia gewesen. Abgesehen von den Straßen, die sich in einem grauenvollen Zustand befanden, schien es eine recht angenehme Stadt zu sein. Der Sommer hatte die Bäume in der Stadt mit breiten grünen Kronen beglückt, und am Ende seiner Spaziergänge war er mit Laubpartikeln übersät, und seine Stiefelsohlen waren mit zu Boden getropftem Harz verklebt. Vielleicht waren es ja die fiebrigen Temperaturen, die für Henrys Geisteszustand verantwortlich waren, dachte er finster.
    Nicht dass er seinem Neffen Vorwürfe machte. Mrs. Woodcock war schlank, aber wohl gerundet, und sie hatte ein hübsches Gesicht und einen herzlichen Charakter. Und sie hatte ihn mit ihrer Pflege von der Schwelle des Todes zurückgeholt, als ihn der Offizier des örtlichen Gefängnisses zu ihr gebracht hatte, weil er fürchtete, ein potenziell lukrativer Gefangener könnte sterben, bevor er seine Ernte voll erbracht hatte. So etwas verband natürlich, wie er wusste – obwohl er selbst zum Glück noch nie zärtliche Gefühle für eine der Frauen entwickelt hatte, die sich um ihn gekümmert hatten, wenn er krank war. Bis auf …
    »Mist«, sagte er unwillkürlich, sodass ihm ein Passant, der seinem Aussehen nach ein Kirchenmann war, einen finsteren Blick zuwarf.
    Er hatte im Geiste eine Teetasse über den Gedanken gestülpt, der ihm wie eine lästige Fliege durch den Kopf summte. Da er es aber nicht lassen konnte, dennoch einen Blick daraufzuwerfen, hob er die Tasse an und fand Claire Fraser darunter. Er entspannte sich ein wenig.
    Mit Sicherheit keine zärtlichen Gefühle. Andererseits sollte ihn aber der Teufel holen, wenn er wusste, was es gewesen war. In jedem Fall eine höchst merkwürdige Art bestürzender Intimität – die zweifellos daraus resultierte, dass sie Jamie Frasers Frau war und wusste, welche Gefühle er für Jamie hegte. Er schob den Gedanken an Claire Fraser beiseite und widmete sich wieder seiner Sorge um seinen Neffen.
    Mrs. Woodcock war unleugbar eine angenehme Erscheinung, doch ebenso unleugbar war sie Henry für eine verheiratete Frau ein wenig zu zärtlich zugetan – obwohl ihr Mann Rebell war, wie ihm Henry erzählt hatte, und nur der Himmel wusste, wann oder ob er zurückkehren würde. Schön und gut; zumindest bestand keine Gefahr, dass

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