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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Pöbel schien nichts Böses im Schilde zu führen; Grey ging nicht davon aus, dass sie vorhatten, den Doktor ins Freie zu zerren, um ihn zu teeren und zu federn – ein beliebter öffentlicher Zeitvertreib, wie man ihm mitgeteilt hatte. Vorsichtig trat er näher und tippte einer jungen Frau auf die Schulter.
    »Ich suche Dr. Benjamin Rush«, rief er. »Ist das sein Haus?«
    »Ja, das ist es.« Ein junger Mann an der Seite der Frau hörte ihn und drehte sich um, und bei Greys Anblick fuhren seine Augenbrauen in die Höhe. »Habt Ihr etwas mit Dr. Rush zu tun?«
    »Ich habe ein Empfehlungsschreiben an ihn von einem gewissen Dr. Franklin, einem gemeinsamen -«
    Das Gesicht des jungen Mannes brach in breites Grinsen aus. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, öffnete sich die Haustür, und ein schlanker, gut gekleideter Mann Mitte dreißig trat auf die Eingangstreppe hinaus. Die Menge brüllte, und der Mann, der wohl Dr. Rush persönlich sein musste, streckte ihnen lachend die Hände entgegen. Der Lärm verstummte einen Moment, und der Mann beugte sich vor, um mit jemandem in der Menge zu sprechen. Dann kehrte er rasch ins Haus zurück, kam mit seinem Rock bekleidet wieder, stieg unter begeistertem Applaus die Treppe hinunter, und die ganze Versammlung setzte sich – mit frischer Kraft trötend und trommelnd – wieder in Bewegung.
    »Kommt mit!«, brüllte ihm der junge Mann ins Ohr. »Es gibt Freibier!«
    Und so kam es, dass sich Lord John Grey im Schankraum eines gut gehenden Wirtshauses wiederfand, wo er den ersten Jahrestag der Veröffentlichung der Unabhängigkeitserklärung feierte. Es gab politische Reden von sehr leidenschaftlicher, wenn auch nicht besonders eloquenter Natur. Im Verlauf dieser Ansprachen fand Grey heraus, dass Dr. Rush nicht nur ein wohlhabender und
einflussreicher Sympathisant der Rebellen war, sondern selbst ein prominenter Rebell; wie er von seinen neuen Freunden erfuhr, zählten sowohl Rush als auch Dr. Franklin sogar zu den Unterzeichnern des aufwieglerischen Dokuments.
    Unter den Umstehenden sprach sich bald herum, dass Grey mit Franklin befreundet war, und so wurde er freudig begrüßt und unmerklich immer weiter durch die Menge geschoben, bis er Benjamin Rush schließlich gegenüberstand.
    Es war nicht das erste Mal, dass sich Grey auf Tuchfühlung mit einem Kriminellen wiederfand, und er wahrte die Fassung. Dies war eindeutig nicht der geeignete Zeitpunkt, um Rush die Lage seines Neffen zu schildern, und so begnügte sich Grey damit, dem jungen Arzt die Hand zu schütteln und seine Verbindung mit Franklin zu erwähnen. Rush reagierte sich äußerst herzlich und rief über den Lärm hinweg, dass Grey ihn zu Hause aufsuchen sollte, wenn sie beide mehr Zeit hatten, vielleicht am nächsten Morgen.
    Grey erklärte sich eifrig dazu bereit und zog sich elegant zurück, wobei er hoffte, dass es der Krone nicht gelingen würde, Rush zu hängen, bevor er dazu gekommen war, Henry zu untersuchen.
    Getöse auf der Straße brachte die Festivitäten vorübergehend zum Erliegen. Erneut erscholl laustarkes Gebrüll, und ein Geschosshagel traf auf die Vorderseite des Gebäudes. Eines dieser Geschosse – wie sich herausstellte, ein großer, verdreckter Stein – traf und zerschmetterte eine Fensterscheibe des Etablissements, sodass man die »Verräter! Renegados!«-Rufe noch deutlicher hören konnte.
    »Schnauze, ihr Speichellecker!«, rief jemand im Inneren des Wirtshauses. Darauf hagelte es Schlammklöße und weitere Steine, die zum Teil durch die offene Tür oder das zersplitterte Fenster flogen, begleitet von patriotischen »Gott erhalte den König!«-Rufen.
    »Kastriert den gekrönten Rohling!«, rief Greys Bekannter von vorhin als Erwiderung, und die halbe Besetzung des Schankraums rannte auf die Straße hinaus. Der eine oder andere Zecher brach sich im Vorübergehen ein Bein von einem Hocker ab, um damit im Lauf des folgenden politischen Disputs seine Argumente zu unterstreichen.
    Greys größte Sorge war, dass die Loyalisten Rush auf offener Straße überfallen könnten, bevor er Henry etwas nützen konnte. Doch Rush hielt sich mit einigen anderen Männern, die Grey ebenfalls für prominente Rebellen hielt, von dem Getümmel fern, und nach kurzem Kriegsrat wählten sie den Abgang durch die Küche.
    Grey fand sich in Gesellschaft eines Mannes namens Paine wieder, eines unterernährten, schlecht gekleideten armen Schluckers aus Norfolk mit einer großen Nase und lebhaftem Temperament, der aus

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