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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wirklich tat.

60
    DESERTEURSSPIEL, RUNDE II
    J amie hatte gerade ein Bad im Fluss genommen, um sich den Schweiß und den Schmutz von der Haut zu spülen, als er jemanden bemerkenswert seltsam auf Französisch fluchen hörte. Die Worte waren zwar Französisch, doch das, was sie ausdrückten, war es definitiv nicht. Neugierig kletterte er aus dem Wasser, zog sich wieder an und ging ein Stück am Ufer entlang, wo er einen jungen Mann entdeckte, der mit den Armen fuchtelte und aufgeregt gestikulierte, um sich einer Gruppe verblüffter Arbeiter verständlich zu machen. Da diese zur Hälfte aus Deutschen und zur anderen Hälfte aus Amerikanern aus Virginia bestand, hatten seine Versuche, auf Französisch mit ihnen zu kommunizieren, für die Männer bis jetzt höchstens Unterhaltungswert gehabt.
    Jamie hatte sich vorgestellt und sich als Dolmetscher angeboten. Und so kam es, dass er jeden Tag einige Zeit mit dem jungen polnischen Konstrukteur zubrachte, dessen unaussprechlicher Familienname schnell zu »Kos« verkürzt worden war.
    Er fand Kos intelligent und war von seinem Tatendrang gerührt – und er interessierte sich selbst für die Befestigungsanlage, mit deren Bau Kościuszko (Jamie war stolz darauf, es korrekt aussprechen zu können) befasst war. Kos wiederum war dankbar für den linguistischen Beistand und interessierte sich durchaus für die gelegentlichen Beobachtungen und Vorschläge, die Jamie dank seiner Gespräche mit Brianna beisteuern konnte.
    All die Gespräche über Vektoren und Reaktionskräfte hatten zur Folge, dass er sie beinahe unerträglich vermisste. Gleichzeitig jedoch brachten sie sie ihm
irgendwie auch näher, und er ertappte sich dabei, dass er zunehmend mehr Zeit mit dem jungen Polen verbrachte, dabei Bruchstücke seiner Muttersprache lernte und es Kos ermöglichte, das zu üben, wovon er sich liebevoll einbildete, es sei Englisch.
    »Was war es denn, das Euch hierhergeführt hat?«, fragte Jamie eines Tages. Trotz des Mangels an Bezahlung war eine bemerkenswerte Anzahl europäischer Offiziere nach Amerika gekommen, um sich der Kontinentalarmee anzuschließen – oder dies zu versuchen. Zwar waren die Aussichten, sich durch Plünderungen zu bereichern, nur gering, doch offenbar hofften sie, den Kongress dazu breitschlagen zu können, ihnen Generalsränge zu verleihen, mit deren Hilfe sie sich später in Europa weitere Beschäftigung suchen konnten. Einige dieser zweifelhaften Freiwilligen waren tatsächlich von Nutzen, doch er hatte auch schon reichlich Kritik an jenen gehört, die es nicht waren. Wenn er an Matthias Fermoy dachte, wurde ihm selbst ein wenig nach solcher Kritik zumute.
    Kos jedoch war keiner davon.
    »Erst das Geld«, gestand er unverblümt auf die Frage, was ihn nach Amerika verschlagen hatte. »Mein Bruder zwar das Gut in Polen hat, aber Familie kein Geld, nichts für mich. Kein Mädchen Augen für mich hat ohne Geld.« Er zuckte mit den Achseln. »Kein Platz in polnisch Armee, aber ich Baumeister, ich gehe hin, wo Baumeister wird gebraucht.« Er grinste. »Vielleicht auch die Mädchen. Mädchen mit gut Familie, gutes Geld.«
    »Wenn Ihr wegen des Geldes und der Mädchen gekommen seid, Mann, habt Ihr Euch die falsche Armee ausgesucht«, sagte Jamie trocken, und Kościuszko lachte.
    »Ich sage erst das Geld«, verbesserte er. »Ich komme nach Philadelphia, lese La Declaration. « Er sprach es auf Französisch aus, entblößte ehrfürchtig den Kopf und hielt sich den schweißfleckigen Hut vor die Brust. »Diese Schrift … Ich bin hingerissen.«
    So hingerissen war er von den Ansichten, die in diesem noblen Dokument ihren Ausdruck fanden, dass er auf der Stelle seinen Verfasser aufgesucht hatte. Obwohl ihn das plötzliche Eintreffen eines leidenschaftlichen jungen Polen sehr überrascht haben musste, hatte Thomas Jefferson ihn herzlich willkommen geheißen, und die beiden Männer hatten fast einen ganzen Tag mit einer philosophischen Diskussion (auf Französisch) verbracht und waren am Ende gute Freunde geworden.
    »Ein großer Mann«, versicherte Kos Jamie ernst und bekreuzigte sich, bevor er sich den Hut wieder aufsetzte. »Gott schütze ihn.«
    »Dieu accorde-lui la sagesse«, erwiderte Jamie. Gott schenke ihm Weisheit. Um Jeffersons Sicherheit machte er sich weniger Sorgen, da dieser ja kein Soldat war.
    Kos hatte sich eine dünne dunkle Haarsträhne aus dem Mund gezogen und den Kopf geschüttelt.

    »Frau vielleicht, eines Tages, wenn Gott will. Das, was wir hier tun

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