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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sich nicht allzu weit von uns entfernt befindet, als Sammelplatz benutzt. Den Berichten nach ist sie nur leicht bewacht, und so entsendet der General Oberst Baum, einen der Hessen, mit fünfhundert Mann dorthin, um dringend benötigte Vorräte zu erobern. Wir brechen am Morgen auf.
    William sollte nie erfahren, ob sein trunkenes Zwiegespräch mit Balcarres zumindest teilweise dafür verantwortlich war, doch er hatte herausgefunden, dass man ihm nun nachsagte, es »gut mit den Indianern zu können«. Und ob es nun an dieser zweifelhaften Eigenschaft lag oder an der Tatsache, dass er einigermaßen Deutsch sprach – jedenfalls wurde er am Morgen des 16. August dazu abkommandiert, Oberst Baums Verpflegungstrupp zu begleiten, zu dem auch einige Braunschweiger Kavalleriesoldaten zu Fuß, zwei Dreipfündergeschütze und hundert Indianer zählten.
    Den Berichten nach bekamen die Amerikaner Rinder geliefert, die aus New England herbeigetrieben wurden und sich in Bennington zu einer Herde sammelten, dazu eine beträchtliche Anzahl Wagen mit Mais, Mehl und anderen Notwendigkeiten.
    Wie durch ein Wunder regnete es ausnahmsweise nicht, als sie aufbrachen, und dies allein verlieh den Teilnehmern der Expedition ein Gefühl von Optimismus. Die Vorfreude auf die Nahrungsmittel verstärkte dieses Gefühl. Es kam ihnen so vor, als lebten sie schon seit einer Ewigkeit von gekürzten Rationen, auch wenn es in Wirklichkeit erst seit etwa einer Woche war. Dennoch wusste William, dass einem die Zeit schnell lang wird, wenn man mehr als einen Tag ohne adäquate Verpflegung auf dem Marsch verbringt.
    Viele der Indianer waren noch zu Pferd; sie umkreisten den Soldatentrupp, ritten vorweg, um die Straße auszukundschaften, kehrten zurück, um den Männern über Stellen hinwegzuhelfen, an denen die Straße – die ohnehin nur angedeutet war – den Widerstand aufgegeben hatte und vom Wald geschluckt oder von einem der nach den Regenfällen angeschwollenen Bäche ertränkt worden war, die unerwartet von den Hügeln stürzten. Bennington lag an einem Fluss namens Walloomsac, und William begann, sich mit einem der hessischen Leutnants darüber zu unterhalten, ob es wohl möglich sein würde, die Vorräte auf Flöße zu laden, um sie später flussabwärts in Empfang zu nehmen.
    Diese Diskussion war natürlich rein theoretischer Natur, da keiner von ihnen wusste, wo der Walloomsac verlief oder ob man ihn überhaupt befahren konnte. Doch es war für beide Männer eine Gelegenheit, die Sprache des jeweils anderen zu üben, und so vertrieben sie sich die Zeit auf dem langen, heißen Marsch.

    »Mein Vater hat viel Zeit in Deutschland verbracht«, sagte William langsam und sorgfältig auf Deutsch zu Oberleutnant Gruenwald. »Er schwärmt sehr vom Essen in Hannover.«
    Gruenwald, der aus Hessen-Kassel stammte, gestattete sich ein verächtliches Schnurrbartzucken bei der Erwähnung Hannovers, begnügte sich jedoch mit der Anmerkung, selbst ein Hannoveraner könne wohl eine Kuh braten und dazu vielleicht ein paar Kartoffeln kochen. Doch die Spezialität seiner Mutter sei ein Gericht aus Schweinefleisch und Äpfeln, das in Rotwein schwamm und mit Muskat und Zimt gewürzt war – und bei der bloßen Erinnerung daran laufe ihm das Wasser im Mund zusammen.
    Auch über Gruenwalds Gesicht lief das Wasser, und der Schweiß zeichnete Spuren in den Staub und durchfeuchtete den Kragen seines hellblauen Rockes. Er zog seinen hohen Grenadierskopfputz ab und wischte sich mit einem riesigen getüpfelten Taschentuch über den Kopf, das von zahlreichen früheren Einsätzen bereits klatschnass war.
    »Zimt werden wir heute, glaube ich, nicht finden«, sagte Willie. »Aber vielleicht ja ein Schwein.«
    »Falls ja, werde ich es für Euch braten«, versicherte ihm Gruenwald. »Und was die Äpfel angeht …« Er fuhr sich mit der Hand ins Hemd und zog eine Handvoll kleiner roter Holzäpfel hervor, die er mit William teilte. »Ich habe einen ganzen Scheffel davon. Ich habe -«
    Das aufgeregte Jaulen eines Indianers, der an der Kolonne entlang zurückgeritten kam, unterbrach ihn, und als William aufblickte, sah er, wie der Reiter mit dem Arm hinter sich wies und rief: »Fluss!«
    Bei diesem Wort kam Leben in die dahinschlurfenden Kolonnen, und William sah, wie sich die Kavalleristen – die darauf bestanden hatten, ihre Reitstiefel und Schwerter mitzunehmen, obwohl sie keine Pferde hatten, und die jetzt arg unter den Konsequenzen litten – aufrichteten und freudig mit ihrer

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