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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nickte leichenblass. Ihre Augen waren riesig, doch sie weinte – noch – nicht.
    »Der andere Mann – er ist gerade zurückgekommen und hat mich sofort gesucht. Er – Es war Pech, hat er gesagt; sie wurden zu einem Major gebracht, und es war derselbe Mann, der Denny schon beim letzten Mal gedroht hat, ihn zu hängen! Der andere Mann ist losgerannt und entwischt, aber Denny haben sie gefangen, und diesmal, diesmal …« Sie schnappte heftig nach Luft und konnte vor Angst kaum sprechen. Er legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Sucht den anderen Mann und schickt ihn zu meinem Zelt, damit er mir genau sagen kann, wo Euer Bruder ist. Ich gehe Ian suchen, und dann holen wir ihn zurück.« Er drückte ihr sacht den Arm, damit sie ihn ansah, und das tat sie auch, obwohl er das Gefühl hatte, dass sie ihn in ihrer Panik kaum wahrnahm.
    »Keine Sorge. Wir holen ihn Euch zurück«, wiederholte er sanft. »Ich schwöre es bei Christus und seiner Mutter.«
    »So dürft Ihr nicht schwö- oh, zum Teufel damit!«, rief sie – und schlug sich die Hand vor den Mund. Sie schloss die Augen und schluckte, dann zog sie sie wieder fort.
    »Danke«, sagte sie.
    »Gern«, sagte er und warf einen Blick auf die sinkende Sonne. Hängten die Briten ihre Gefangenen lieber bei Sonnenuntergang oder bei Tagesanbruch? »Wir holen ihn zurück«, sagte er noch einmal entschlossen. Tot oder lebendig.

    DER KOMMANDANT HATTE IM MITTELPUNKT DES FELDLAGERS EINEN GALGEN errichtet. Er war grob aus nicht entrindeten Baumstämmen und ungehobelten Brettern zusammengezimmert, und die Löcher und Schrammen rings um die Nägel ließen darauf schließen, dass man ihn schon mehrfach auseinandergenommen und transportiert hatte. Doch er sah zweckdienlich aus, und beim Anblick der baumelnden Schlinge wurde Jamie heiß und kalt.
    »Wir haben einmal zu oft Deserteur gespielt«, flüsterte Jamie seinem Neffen zu. »Oder vielleicht auch dreimal.«
    »Meinst du, er ist schon einmal benutzt worden?«, erwiderte Ian und spähte aus ihrem Versteck zwischen den Eichenschösslingen auf das gespenstische Konstrukt hinunter.
    »Er würde sich nicht so viel Arbeit machen, nur um den Leuten Angst zu einzujagen.«
    Ihm jagte der Galgen Angst ein, große Angst. Er wies Ian nicht auf die Stelle neben dem Fuß des Stützbalkens hin, wo verzweifelt um sich schlagende Füße kleine Stückchen aus der Rinde getreten hatten. Der improvisierte Galgen war nicht hoch genug, als dass sich ein Mann schon beim Sturz das Genick gebrochen hätte; wer daran gehängt wurde, wurde langsam erwürgt.
    Instinktiv fasste er sich abwehrend an den Hals und hatte plötzlich Roger Macs verstümmelte Kehle und ihre hässliche, rohe Narbe vor dem inneren Auge stehen. Noch deutlicher war die Erinnerung an den Schmerz, der ihn überwältigt hatte, als er ankam, um Roger Mac von dem Baum zu holen, an dem sie ihn gehängt hatten, wohl wissend, dass er tot war und die Welt nie mehr dieselbe sein würde. So war es auch gewesen, obwohl Roger nicht gestorben war.
    Nun, Rachel Hunters Welt würde bleiben, wie sie war. Es war noch nicht zu spät, das war das Wichtigste. Das sagte er auch zu Ian, der ihm zwar nicht antwortete, ihm aber einen kurzen, überraschten Blick zuwarf.
    Woher weißt du das?, sagte dieser Blick nicht minder deutlich als jedes Wort. Er zuckte mit der Schulter und wies mit dem Kopf hügelabwärts zu einer Stelle, an der ihnen ein mit Moos und Bärentrauben bewachsener Felsvorsprung Deckung geben würde. Sie setzten sich lautlos in Bewegung, geduckt, im langsamen Rhythmus des Waldes. Es herrschte Zwielicht, und die Welt war voller Schatten; es war keine Zauberei, noch zwei hinzuzufügen.
    Er wusste, dass sie Denny Hunter noch nicht gehängt hatten, weil er schon mehrfach mit angesehen hatte, wie Männer gehängt wurden. Eine Exekution hinterließ Spuren in der Luft, und sie zeichnete die Seelen derer, die Zeugen gewesen waren.
    Das Lager war ruhig. Nicht buchstäblich – die Soldaten lärmten munter vor sich hin, und das war gut so -, sondern, was die allgemeine Atmosphäre betraf. Weder herrschte hier furchtsame Bedrückung noch die krankhafte Erregung, die aus derselben Quelle entsprang; so etwas konnte man spüren. Also war Denny Hunter entweder hier, und zwar lebendig – oder man hatte ihn anderswo hingeschickt. Wenn er hier war, wo war er wohl?

    Irgendwo eingesperrt und unter Bewachung. Dies war kein permanentes Feldlager; es gab keinen Kerker. Doch es war ein großes Lager, und sie brauchten

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