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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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und zerfallenden Wasserpflanzen. Aber vielleicht Reb- oder Moorhühner … Ich schluckte bei dem Gedanken an eine Taubenpastete.
    »Nein, ein Buch.« Er zog ein kleines, in einen Wachstuchfetzen gewickeltes Päckchen aus dem prall gefüllten Sack und legte es mir stolz in die Hand.
    »Ein Buch?«, sagte ich verständnislos.
    Er nickte ermunternd.
    »Aye. Auf Papier gedruckte Worte, erinnerst du dich noch? Ich weiß ja, dass es lange her ist.«

    Ich funkelte ihn an, versuchte, mein Magenknurren zu ignorieren, und öffnete das Päckchen. Es war ein abgenutztes, taschengroßes Exemplar von Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman – Band I, und trotz meiner Verstimmung, weil man mir Literatur statt etwas Essbarem präsentierte, wurde ich neugierig. Es war lange her, dass ich zuletzt ein gutes Buch in der Hand gehabt hatte, und dies war eine Geschichte, von der ich zwar gehört hatte, die ich aber noch nicht gelesen hatte.
    »Sein Besitzer muss sehr daran gehangen haben«, sagte ich und drehte das Büchlein behutsam in meinen Händen hin und her. Der Buchrücken war beinahe durchgescheuert, und die Ränder des Ledereinbands waren blank gerieben. Mir kam ein schrecklicher Gedanke.
    »Jamie … du hast … das Buch … doch nicht von einem, äh, einem Toten, oder?« Gefallenen Feinden die Waffen, die Ausrüstung und brauchbare Kleidungsstücke abzunehmen, galt nicht als Plünderei; es war eine unangenehme Notwendigkeit. Dennoch …
    Doch er schüttelte den Kopf, während er weiter in der Tasche herumgrub.
    »Nein, ich habe es an einem Bachufer gefunden. Auf der Flucht fallen gelassen, vermute ich.«
    Nun, das war besser, obwohl ich mir sicher war, dass der Mann, der es hatte fallen lassen, den Verlust seines treuen Begleiters bedauerte. Ich schlug das Buch irgendwo auf und kniff angesichts der kleinen Schrift die Augen zusammen.
    »Sassenach.«
    »Hmm?« Aus dem Text gerissen, blickte ich auf und sah, dass mich Jamie mit einer Mischung aus Mitgefühl und Belustigung betrachtete.
    »Du brauchst eine Brille, nicht wahr?«, sagte er. »Das wusste ich gar nicht.«
    »Unsinn!«, sagte ich, obwohl mein Herz einen kleinen Satz tat. »Ich sehe wunderbar.«
    »Oh, aye?« Er trat an meine Seite und nahm mir das Buch aus der Hand. Er schlug es in der Mitte auf und hielt es dicht vor mich hin. »Lies das.«
    Ich lehnte mich zurück, und er folgte mir.
    »Hör auf damit!«, sagte ich. »Wie soll ich denn etwas lesen, wenn du es so dicht vor mich hinhältst?«
    »Dann halt still«, sagte er und hielt das Buch wieder etwas weiter weg. »Kannst du die Buchstaben schon erkennen?«
    »Nein«, sagte ich gereizt. »Weiter weg. Weiter. Nein, noch weiter!«
    Und schließlich war ich gezwungen zuzugeben, dass ich die Buchstaben nicht scharf sehen konnten, wenn ich sie dichter als einen halben Meter vor den Augen hatte.
    »Nun ja, die Schriftgröße ist sehr klein!«, sagte ich verlegen und bestürzt. Mir war natürlich bewusst gewesen, dass ich nicht mehr so scharf sehen konnte wie früher, doch so gnadenlos damit konfrontiert zu werden, dass ich zwar noch nicht so blind war wie eine Fledermaus, aber doch mindestens so kurzsichtig wie ein Maulwurf, brachte mich ein wenig aus der Fassung.

    »Caslon, zwölf Punkt«, sagte Jamie, der den Text mit dem Auge des Schriftsetzers betrachtete. »Ich würde zwar sagen, die Zeilendurchschüsse sind fürchterlich, und die Buchstabenabstände sind nur halb so groß, wie sie sein sollten. Trotzdem -« Er schlug das Buch zu und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. »Du brauchst eine Brille, a nighean «, wiederholte er sanft.
    »Hmpf!«, sagte ich. Und griff instinktiv nach dem Buch, öffnete es und reichte es ihm. »Dann – lies es doch selbst, ja?«
    Mit überraschter und etwas argwöhnischer Miene ergriff er das Buch und schaute hinein. Streckte den Arm ein wenig aus. Und noch ein wenig. Mit derselben Mischung aus Belustigung und Mitgefühl sah ich ihm zu, bis er das Buch beinahe auf Armeslänge von sich hielt und las: »So dass das Leben des Schriftstellers, ganz gleich, was er sich selber vorstellte, weniger ein Zustand der Komposition als vielmehr ein Zustand der Kriegsführung war, in dem er sich genau so bewähren musste wie jeder andere Kämpfer auf der Erde – und dabei genau wie jener nicht halb sosehr von seinem GEIST abhängig war wie vielmehr von seiner WIDERSTANDSKRAFT.«
    Er schloss es und sah mich mit verzogenem Mund an.
    »Aye, nun ja«, sagte er. »Immerhin kann ich noch

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