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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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den Wald, wo ein Eulenruf Onkel Jamie wissen lassen würde, dass es Zeit war, das Feuer zu legen.
    Es war unmöglich, einen Mann in Ketten völlig lautlos zu transportieren, doch mit etwas Glück würde das Schaben der Löffel auf dem Blechgeschirr und das Gespräch der Soldaten jedes verirrte Klirren übertönen. Er zog das Zeltleinen vor, so weit er konnte, griff darunter und packte Denny fest bei den Schultern. Der kleine Kerl war schwerer als er aussah, doch Ian zog seinen Oberkörper ohne große Schwierigkeiten aus dem Zelt. Schwitzend rückte er zur Seite und langte erneut in das Zelt, um Dennys Fußgelenke zu packen. Dabei wickelte er sich die Kette um das Handgelenk, damit sie nicht über den Boden schleifte.
    Ian hörte kein Geräusch, doch sein Kopf fuhr hoch, bevor ihm sein Verstand auch nur mitteilen konnte, dass sich die Luft neben ihm auf eine Weise bewegt hatte, die bedeutete, dass dort jemand stand.
    »Psst!«, sagte er automatisch, ohne zu wissen, ob er Denny meinte oder den hochgewachsenen Soldaten, der hinter ihm aus dem Wald getreten war.
    »Was zum Teufel -«, begann der Soldat mit verblüffter Stimme. Er beendete die Frage nicht, sondern kam auf Ian zu und griff nach seinem Handgelenk.
    »Wer seid Ihr und was macht Ihr – Guter Gott, wo kommt Ihr denn her?« William, der Soldat, starrte Ian ins Gesicht, und Ian dankte Gott flüchtig für die Tatsache, dass sein anderes Handgelenk durch Dennys Kette bewegungsunfähig war, denn sonst wäre William jetzt schon tot gewesen. Und das hätte er Onkel Jamie nicht gern erzählt.
    »Er ist hier, um mir zur Flucht zu verhelfen, Freund William«, sagte Denny Hunter ungerührt im Schatten auf dem Boden hinter Ian. »Es wäre sehr gütig, wenn du ihn nicht daran hindern würdest, obwohl ich es verstehe, wenn dich die Pflicht dazu zwingt.«
    Williams Kopf fuhr wild herum, dann blickte er zu Boden. Wären die Umstände weniger dramatisch gewesen, hätte Ian über sein Mienenspiel gelacht, das sich während der Dauer eines Herzschlags mehrfach änderte. William schloss einen Moment die Augen, dann öffnete er sie wieder.
    »Sagt nichts«, sagte er knapp. »Ich will es nicht hören.« Er hockte sich neben Ian, und gemeinsam hatten sie Denny in Sekunden aus dem Zelt gezogen. Ian holte tief Luft, hob die Hände an den Mund und stieß einen Eulenruf aus, dann wartete er einen Moment und wiederholte ihn. William starrte ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Wut an. Dann schob Ian Denny seine Schulter in die Taille, William hob ihn hoch, und mit einem verblüfften Grunzlaut und leisem Eisenklirren legte er sich den Arzt über die Schultern.

    Williams Hand schloss sich um Ians Unterarm, und sein Kopf, ein dunkles Oval im letzten Licht, wies mit einem Ruck zum Wald.
    »Links«, flüsterte er. »Rechts sind Latrinengräben. Zwei Posten nach hundert Metern.« Er drückte fest zu und ließ los.
    »Möge dir Gottes Licht leuchten, Freund William«, flüsterte Denny atemlos an Ians Ohr vorbei, doch Ian hatte sich schon in Bewegung gesetzt und wusste nicht, ob William es noch gehört hatte. Wahrscheinlich war es ja auch nicht wichtig.
    Eine Minute später hörte er hinter sich im Lager die ersten »Feuer!«-Rufe.

61
    ... KEINEN BESSEREN BEGLEITER ALS DIE BÜCHSE ...
    15. September 1777
    A nfang September hatten wir das Hauptheer erreicht, das in der Nähe der Ortschaft Saratoga am Ufer des Hudson kampierte. General Horatio Gates, der das Kommando hatte, empfing die bunt zusammengewürfelte Schar von Flüchtlingen und Milizionären mit großer Freude. Ausnahmsweise war die Armee hinlänglich mit allem Nötigen versorgt, und so gab man uns Kleider und ordentliches Essen – und gestattete uns aus Respekt vor Jamies Status als Milizoberst den bemerkenswerten Luxus eines kleinen Zeltes, obwohl er gar keine Männer hatte.
    So wie ich Jamie kannte, war ich mir einigermaßen sicher, dass dieser Zustand nicht lange anhalten würde. Vorerst war ich jedoch entzückt, tatsächlich ein Feldbett zum Schlafen zu haben, einen kleinen Tisch zum Essen – und vor allem darüber, dass ich regelmäßig etwas Essbares auf diesen Tisch bringen konnte.
    »Ich habe ein Geschenk für dich, Sassenach.« Jamie ließ den Beutel mit einem angenehm fleischig klingenden Geräusch und einem Hauch von frischem Blutgeruch auf den Tisch plumpsen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    »Was ist es denn? Vögel?« Es waren keine Enten oder Gänse; diese rochen unverwechselbar nach Körperölen, Federn

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