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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sich nicht, und doch schien es irgendwie zu versteinern. Ian beobachtete ihn fasziniert. Genau das hatte er schon oft bei Onkel Jamie gesehen, und er wusste genau, was es bedeutete.
    »Hier?«, sagte William.
    »Aye, hier.« Er wies mit dem Kopf zum amerikanischen Lager hinüber. »Dort drüben, meine ich.«
    »Ich verstehe«, sagte William ruhig. »Wenn Ihr sie wiederseht, würdet Ihr sie dann herzlich von mir grüßen? Ihren Bruder natürlich auch?«
    »Oh … aye«, sagte Ian und dachte: So ist das also, wie? Nun, du wirst sie nicht zu Gesicht bekommen, und sie würde ohnehin nichts mit einem Soldaten zu tun haben wollen, also schlag es dir aus dem Kopf! »Natürlich«, fügte er hinzu, denn erst jetzt kam ihm zu Bewusstsein, dass sein einziger Wert für William momentan in seiner Rolle als Überbringer einer Nachricht für Rachel Hunter lag, und er fragte sich, wie viel das wohl wert war.
    »Danke.« Williams Gesicht hatte diesen eisernen Ausdruck verloren; er betrachtete Ian sorgfältig, und schließlich nickte er.
    »Ein Leben für ein Leben, Mr. Murray«, sagte er leise. »Wir sind quitt. Sorgt dafür, dass ich Euch nicht noch einmal sehe. Es könnte sein, dass ich dann keine Wahl habe.«
    Er wandte sich ab und ging, und das Rot seiner Uniform leuchtete noch lange zwischen den Bäumen hindurch.

62
    EIN EINZIGER GERECHTER
    19. September 1777
     
    D ie Sonne erhob sich unsichtbar, begleitet vom Klang der Trommeln. Trommeln auf beiden Seiten; wir konnten das britische Wecksignal hören, und genauso mussten sie das unsere hören. Die Gewehrschützen waren vor zwei Tagen in ein kurzes Scharmützel mit britischen Soldaten verwickelt worden, und dank der Arbeit, die Ian und die anderen Kundschafter geleistet hatten, war General Gates bestens über die Größe und den Zustand von Burgoynes Armee unterrichtet. Kościuszko hatte Bemis Heights für die Defensive ausgewählt;
es war ein hoher Steilhang am Fluss, aus dem sich eine Reihe kleiner Schluchten zum Fluss hinzogen. Während der letzten Woche waren seine Arbeiter dort wie die Verrückten mit Schaufeln und Äxten zugange gewesen. Die Amerikaner waren bereit. Mehr oder weniger.
    Die Frauen hatten natürlich keinen Zugang zu den Beratungen der Generäle. Jamie hingegen schon, und so erfuhr ich später alles über den Streit zwischen General Gates, der den Oberbefehl hatte, und General Arnold, der glaubte, ihn haben zu sollen. General Gates, der sich auf Bemis Heights verbarrikadieren und den britischen Angriff abwarten wollte, gegen General Arnold, der sich mit Nachdruck dafür einsetzte, dass die Amerikaner die Offensive begannen – sodass die britischen Soldaten gezwungen waren, sich durch die dicht bewaldeten Schluchten vorzukämpfen, was ihre Formationen ruinieren und sie für die Scharfschützen angreifbar machen würde – und sich nur dann hinter die Schanzen und in die Gräben auf der Anhöhe zurückzogen, wenn es notwendig wurde.
    »Arnold hat gewonnen«, berichtete Ian, der kurz aus dem Nebel auftauchte, um sich ein Stück getoastetes Brot zu schnappen. »Onkel Jamie ist schon mit den Scharfschützen unterwegs. Er sagt, er sieht dich heute Abend, und bis dahin …« Er bückte sich und küsste mich sacht auf die Wange, dann grinste er unverschämt und verschwand.
    Mein Magen war zu einem Knoten zusammengeballt, allerdings mindestens so sehr durch die unablässige Aufregung wie aus Angst. Die Amerikaner waren ein zerlumpter, bunt zusammengewürfelter Haufen, doch sie hatten Zeit gehabt, sich vorzubereiten, sie wussten, was auf sie zukam, und sie wussten, was auf dem Spiel stand. Entweder würde Burgoyne sie besiegen und weitermarschieren, bis George Washingtons Armee in der Nähe von Philadelphia zwischen seinem und General Howes Heer in der Falle saß – oder seine Invasionsarmee wurde hier zum Stehen gebracht und für den Rest des Krieges ausgeschaltet, in welchem Fall Gates mit seiner Armee nach Süden marschieren konnte, um Washington den Rücken zu decken. Jeder der Männer wusste das, und der Nebel schien vor lauter Spannung elektrisch aufgeladen zu sein.
    Dem Stand der Sonne nach war es fast zehn Uhr, als sich der Nebel lichtete. Die Schüsse hatten bereits einige Zeit zuvor eingesetzt, kurze, ferne, metallische Gewehrschüsse. Daniel Morgans Männer schalteten die Feldwachen aus, dachte ich. Nach allem, was mir Jamie gestern Abend erzählt hatte, wusste ich, dass sie die Order hatten, auf die Offiziere zu zielen, die Soldaten mit den silbernen

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