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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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der Frau abzuwenden, dass ich Jamie hätte ansehen können. Ich konnte ihn jedoch aus dem Augenwinkel sehen. Sein Kopf war zur Seite gedreht, sein freigelegter Hals leuchtete weiß und verletzlich.
    »Steht auf und tretet zurück«, sagte ich, »oder ich erwürge ihn, das schwöre ich Euch.«

    Sie kauerte über Jamies Körper, das Messer in der Hand, und sah mich abschätzend an, während sie versuchte zu entscheiden, ob ich es ernst meinte. Das tat ich allerdings.
    Der Junge wehrte sich und wand sich in meinem Griff, und seine Füße hämmerten gegen meine Schienbeine. Er war klein für sein Alter und so dünn wie eine Bohnenstange, aber dennoch kräftig; es war wie ein Ringkampf mit einem Aal. Ich verstärkte meinen Druck auf seinen Hals; er gurgelte und hörte auf, sich zu wehren. Sein Haar stand vor ranzigem Fett und Dreck, und mir stieg ein säuerlicher Geruch in die Nase.
    Die Frau stand langsam auf. Sie war viel kleiner als ich und abgemagert dazu – die Handgelenke, die aus ihren zerlumpten Ärmeln ragten, waren nur Haut und Knochen. Ich konnte ihr Alter nicht einschätzen – zwischen zwanzig und fünfzig wäre alles möglich gewesen.
    »Mein Mann liegt da drüben tot auf dem Feld«, sagte sie und wies mit einem Ruck ihres Kopfes hinter sich in den Nebel. »Hatte nichts als seine Muskete, und die holt sich der Sergeant zurück.«
    Ihr Blick glitt weiter weg zu dem Waldstück, in das sich die britischen Truppen zurückgezogen hatten. »Ich finde bald wieder einen Mann, aber bis dahin muss ich meine Kinder ernähren – außer dem Jungen noch zwei.« Sie leckte sich die Lippen, und ihre Stimme bekam einen beschwörenden Unterton. »Ihr seid allein; Ihr kommt besser zurecht als wir. Lasst mir diesen Mann – da drüben sind noch mehr.« Sie wies mit dem Kinn auf den Abhang hinter mir, wo die toten und verwundeten Rebellen lagen.
    Meine Umklammerung musste beim Zuhören etwas nachgelassen haben, denn der Junge, der widerstandslos in meinem Griff gehangen hatte, bäumte sich plötzlich auf und war frei. Er hüpfte mit einem Kopfsprung über Jamie hinweg und landete rollend zu Füßen seiner Mutter.
    Er stellte sich an ihre Seite und beobachtete mich mit Rattenaugen, glänzend wie Perlen und wachsam. Er bückte sich, tastete im Gras herum und kam mit dem improvisierten Dolch wieder hoch.
    »Halt sie auf Abstand, Mama«, sagte er mit von meinem Würgegriff rauer Stimme. »Ich erledige ihn.«
    Aus dem Augenwinkel hatte ich Metall aufglänzen sehen, das halb im Gras vergraben war.
    »Halt!«, sagte ich und trat einen Schritt zurück. »Bring ihn nicht um. Nicht.« Einen Schritt zur Seite, dann wieder einen zurück. »Ich gehe, ihr könnt ihn haben, aber …« Ich warf mich zur Seite und bekam den kalten Metallgriff zwischen die Finger.
    Es war nicht das erste Mal, dass ich Jamies Schwert hochhob. Es war ein Kavallerieschwert, größer und schwerer als normal, doch davon merkte ich jetzt nichts.
    Ich ergriff es und schwang es mit beiden Händen in einem Bogen, der die Luft zerriss und das Metall zwischen meinen Fingern singen ließ.

    Mutter und Sohn sprangen zurück. Beide trugen denselben Ausdruck grotesker Überraschung in ihren runden, verschmierten Gesichtern.
    »Weg hier!« befahl ich.
    Ihr Mund öffnete sich, doch sie sagte nichts.
    »Es tut mir leid um Euren Mann«, sagte ich. »Doch hier liegt mein Mann. Fort von ihm, habe ich gesagt!« Ich erhob das Schwert, und die Frau trat hastig zurück und zog den Jungen am Arm.
    Sie wandte sich zum Gehen und verfluchte mich keifend, doch ich achtete nicht auf ihre Worte. Der Junge hielt seine Augen beim Gehen auf mich gerichtet, dunkle Kohlen im Dämmerlicht. Er würde mich wiedererkennen – und ich ihn auch.
    Sie verschwanden im Nebel, und ich ließ das Schwert sinken, das plötzlich viel zu schwer für mich war. Ich ließ es ins Gras fallen und fiel neben Jamie auf die Knie.
    Das Herz klopfte mir in den Ohren, und meine Hände zitterten noch, als ich nach dem Puls in seinem Hals tastete. Ich drehte ihm den Kopf zur Seite und konnte ihn knapp unter seinem Kieferknochen regelmäßig schlagen sehen.
    »Gott sei Dank!«, flüsterte ich vor mich hin. »Oh, Gott sei Dank!«
    Ich tastete ihn rasch ab, um nach einer Verletzung zu suchen, bevor ich ihn bewegte. Ich glaubte nicht, dass die Leichenfledderer zurückkehren würden; ich konnte die Stimmen einer Gruppe von Männern hören – eine Abordnung von Rebellen, die hier war, um die Verletzten zu holen.
    Er hatte eine

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