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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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dem Sumpf gerettet hatte – der ihm geholfen hatte, Denny zu befreien. Und -
    Er unterdrückte diesen Gedanken mit aller Kraft. Niemand konnte so aussehen wie er jetzt und kein Indianer sein. Doch diese bloße Überlegung erschien ihm schon gefährlich – was, wenn man sie seinem Gesicht ansah?
    Er zwang sich, ganz normal zu atmen und sorglos weiterzugehen, denn ein Mohawkkundschafter kannte keine Sorge. Verdammt. Er hatte vorgehabt, die restliche Tageszeit bei den Indianern zu verbringen und so viele Neuigkeiten wie möglich aufzuschnappen, um sich dann nach Anbruch der Dunkelheit in das Lager zurückzustehlen und sich bis auf Hörweite an Burgoynes Zelt heranzuschleichen. Doch wenn der junge Leutnant hier herumstöberte, würde es wahrscheinlich zu gefährlich sein, das zu versuchen. Das Letzte, was er wollte, war, dem Mann direkt zu begegnen.
    »Hey!« Der Ruf drang ihm unter die Haut wie ein scharfer Splitter. Er erkannte die Stimme, wusste, dass sie ihm galt, drehte sich aber nicht um. Noch sechs Schritte, fünf, vier, drei … Er gelangte an das Ende einer Zeltgasse und scherte nach rechts aus, außer Sichtweite.
    »Hey!« Die Stimme war näher gekommen, war jetzt fast hinter ihm, und er begann zu laufen, steuerte auf die Deckung der Bäume zu. Nur ein oder zwei Soldaten sahen ihn; einer fuhr auf, blieb dann aber stehen, unsicher, was er tun sollte, und er schob sich an dem Mann vorbei und stürzte sich in den Wald.
    »So viel dazu«, murmelte er, während er sich hinter einen Busch hockte. Der hochgewachsene Leutnant fragte jetzt den Mann aus, an dem er sich vorbeigeschoben hatte. Beide hatten die Köpfe zum Wald gerichtet, doch der Soldat schüttelte den Kopf und zuckte hilflos mit den Schultern.
    Himmel, der verrückte Kerl kam auf ihn zu! Er wandte sich ab und lief lautlos zwischen den Bäumen hindurch, immer tiefer in den Wald. Er konnte den Engländer hinter sich hören; der Mann lärmte und raschelte wie ein Bär kurz nach dem Winterschlaf.
    »Murray!«, rief er jetzt. »Murray – seid Ihr das? Wartet!«
    »Wolfsbruder! Bist du das?«
    Ian murmelte auf Gälisch einen gotteslästerlichen Fluch und machte dann kehrt, um nachzusehen, wer ihn da auf Mohawk angesprochen hatte.
    »Du bist es wirklich! Wo ist denn dein dämonischer Wolf? Ist er endlich gefressen worden?« Sein alter Freund Glutton strahlte ihm entgegen. Er hatte gerade gepinkelt und rückte sich den Lendenschurz zurecht.
    »Ich hoffe, du wirst gefressen«, sagte Ian leise zu seinem Freund. »Ich muss verschwinden. Hinter mir ist ein Engländer.«

    Gluttons Miene veränderte sich blitzartig, obwohl weder das Lächeln noch der freudige Ausdruck daraus verschwanden. Sein Grinsen wurde noch breiter, und er wies mit einem Ruck seines Kopfes hinter sich, um Ian den Beginn eines Pfades zu zeigen. Dann erschlaffte sein Gesicht plötzlich, und er stolperte hin und her und schwankte in die Richtung, aus der Ian gekommen war.
    Ian war gerade außer Sichtweite, als der Engländer namens William auf die Lichtung geeilt kam – nur um dort mit Glutton zusammenzustoßen, der ihn an den Rockaufschlägen packte, ihm treuherzig in die Augen blickte und ein einziges Wort sagte: »Whisky?«
    »Ich habe keinen Whisky«, sagte William knapp, aber nicht unhöflich, und versuchte, sich von Glutton zu lösen. Dies erwies sich als schwierig; Glutton war viel beweglicher als seine kräftige Erscheinung ahnen ließ, und sobald seine Hand von einer Stelle gelöst wurde, klammerte sie sich wie eine Napfschnecke irgendwo anders fest. Um seine Vorstellung noch überzeugender wirken zu lassen, begann Glutton, dem Leutnant – auf Mohawk – die Geschichte von der sagenumwobenen Jagd zu erzählen, der er seinen Namen verdankte. Hin und wieder hielt er inne, um »WHISCHKIEE!« zu rufen und den Engländer mit den Armen zu umschlingen.
    Ian verlor keine Zeit damit, den Sprachschatz des Engländers zu bewundern, der beachtlich war, sondern machte sich so schnell wie möglich davon und umrundete das Lager in westlicher Richtung. Er konnte nicht durch das Lager zurückgehen. Er hätte zwar in einem der Indianerlager Zuflucht suchen können, doch es war gut möglich, dass William ihn dort suchte, nachdem er Gluttons Fängen entkommen war.
    »Was zum Teufel will er nur von mir?«, murmelte er. Er bemühte sich nicht länger um Lautlosigkeit, versuchte allerdings, möglichst wenig Zerstörung im Unterholz anzurichten. William, der Leutnant, musste wissen, dass er zur

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