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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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mich unangenehm an Jamies Geschichte von den Urisge, verdammten Geistern des Tals. Wie die Helden dieser Geschichten beachtete ich ihre Rufe nicht und blieb nicht stehen, sondern hetzte weiter, stolperte über kleine Erhebungen, rutschte auf feuchtem Gras aus.
    Ich hatte Fotografien der großen Schlachtfelder vom Amerikanischen Bürgerkrieg bis hin zu den Stränden der Normandie gesehen. Dies hatte keine Ähnlichkeit mit diesen Bildern – keine aufgewühlte Erde, keine verworrenen Gliederhaufen. Es war still bis auf die Geräusche der verstreuten Verwundeten und die Stimmen derer, die wie ich nach einem verschollenen Freund oder Ehemann riefen.
    Von der Artillerie umgestürzte Bäume lagen zertrümmert am Boden; bei diesem Licht hätte ich glauben mögen, dass sich auch die Körper der Soldaten in Baumstämme verwandelten, dunkle Umrisse, die ausgestreckt im Gras lagen – nur dass sich manche von ihnen noch bewegten. Hier und dort regte sich zaghaft eine Gestalt, ein Opfer der Zauberkraft des Krieges, das gegen die Magie des Todes ankämpfte.
    Ich blieb stehen und rief seinen Namen in den Nebel hinein. Rufe antworteten mir, doch seine Stimme war nicht dabei. Vor mir lag ein junger Mann mit ausgebreiteten Armen, einen Ausdruck blanken Erstaunens im Gesicht, und das Blut umrandete seinen Oberkörper wie ein großer Heiligenschein. Seine untere Hälfe lag zwei Meter weiter. Ich lief zwischen den Teilen hindurch, die Röcke gerafft, die Nasenlöcher gegen den schweren Eisengeruch des Blutes zugekniffen.
    Das Licht ließ jetzt nach, doch ich sah Jamie, sobald ich über den Rand der nächsten Erhebung trat. Er lag in einer Munde auf dem Bauch, einen Arm ausgebreitet, den anderen unter sich. Die Schultern seines dunkelblauen Rockes waren fast schwarz vor Feuchtigkeit, und er hatte die Beine ausgebreitet und die Fersen abgewinkelt.
    Mir blieb die Luft weg, und ich rannte den Hang hinunter auf ihn zu, ohne auf das dichte Gras, den Schlamm oder die Brombeeren zu achten. Doch als ich näher kam, sah ich eine flinke Gestalt hinter einem Busch hervorschießen
und auf ihn zuflitzen. Sie fiel neben ihm auf die Knie, packte ihn ohne Zögern an den Haaren und riss seinen Kopf zur Seite. In der Hand der Gestalt glitzerte etwas auf, hell selbst im gedämpften Licht.
    »Halt!« schrie ich. »Lass das fallen, du Schuft!«
    Die Gestalt blickte erschrocken auf, als ich die letzten Meter in einem Satz nahm. Zusammengekniffene, rot umränderte Augen funkelten aus einem Gesicht voller Ruß- und Schmutzstreifen zu mir auf.
    »Weg hier«, knurrte sie. »Ich hab ihn zuerst gefunden!« Der Gegenstand in ihrer Hand war ein Messer, sie machte kleine Stoßbewegungen in meine Richtung, um mich zu vertreiben.
    Ich war zu wütend – und hatte viel zu viel Angst um Jamie -, um an mich selbst zu denken.
    »Lasst ihn los! Rührt ihn an, und ich bringe Euch um!«, fauchte ich. Ich hatte die Hände zu Fäusten geballt, und anscheinend sah ich so aus, als sei es mir ernst, denn die Frau fuhr zurück und ließ Jamies Haare los.
    »Er gehört mir«, sagte sie und wandte mir kämpferisch das Gesicht zu. »Geht und sucht Euch einen anderen.«
    Eine andere Gestalt glitt aus dem Nebel hervor und tauchte an ihrer Seite auf. Es war der Junge, den ich vorhin gesehen hatte, so schmutzig und heruntergekommen wie die Frau selbst. Er trug kein Messer, umklammerte aber einen primitiven Metallstreifen, der aus einer Feldflasche geschnitten war. Seine Kante war dunkel von Rost oder Blut.
    Er funkelte mich an. »Er gehört uns, hat Mutter gesagt. Weg hier! Ab!«
    Ohne abzuwarten, ob ich seinen Worten Folge leisten würde, schwang er ein Bein über Jamies Rücken, setzte sich auf ihn und begann, in der Seitentasche seines Rockes herumzugraben.
    »Er lebt noch, Mama«, sagte er zu der Frau. »Ich kann sein Herz klopfen spüren. Schneid ihm besser schnell die Kehle durch; ich glaub nicht, dass er schwer verletzt ist.«
    Ich packte den Jungen am Kragen und riss ihn von Jamie herunter. Dabei ließ er seine Waffe fallen. Er kreischte und schlug mit den Armen und Ellbogen nach mir, doch ich stieß ihm mein Knie so fest ins Kreuz, dass ein Ruck durch seine Wirbelsäule ging, dann nahm ich ihn mit dem Ellbogen in den Schwitzkasten und umklammerte mit der anderen Hand sein Handgelenk wie mit einem Schraubstock.
    »Lasst ihn los!« Die Frau kniff die Augen zusammen wie ein Wiesel und knurrte, sodass ihre Schneidezähne aufglänzten.
    Ich wagte es nicht einmal, den Blick so lange von

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