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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Fähigkeiten.«
    »Gut dass noch niemand darauf gekommen ist, meinen Mann davon in Kenntnis zu setzen«, stellte ich amüsiert fest.
    Rawlings warf mir einen durch und durch schockierten Blick zu, doch bevor das Gespräch noch ungehörigere Proportionen annehmen konnte, wurden wir glücklicherweise dadurch unterbrochen, dass im Freien irgendetwas vor sich ging, und er nutzte die Gelegenheit, seine Truhe zu verschließen und sie unter den Arm zu nehmen, bevor er zu mir an den Zelteingang trat.
    In etwa dreißig Metern Entfernung durchquerte eine kleine Parade das Lager. Ein britischer Major mit einer Paradeuniform, die Augen verbunden und so rot im Gesicht, dass ich glaubte, er würde gleich platzen. Er wurde von zwei Kontinentalsoldaten geführt, und in halbwegs diskretem Abstand folgte ihnen ein Flötenspieler, der den »Yankee Doodle« spielte. Da ich Jamies Bemerkung über den Schlaganfall noch im Kopf hatte, war ich mir sicher, dass dies der unglückselige Major Kingston war, den man dazu auserkoren hatte, General Burgoynes Kapitulationsbedingungen zu überbringen.
    »Oje«, murmelte Dr. Rawlings kopfschüttelnd bei diesem Anblick. »Ich fürchte, das kann noch eine Weile dauern.«
    ER HATTE RECHT. EINE WOCHE SPÄTER SASSEN WIR IMMER NOCH ALLE DA, während ein- oder zweimal täglich Briefe zwischen den beiden Lagern gewechselt wurden. Im amerikanischen Lager herrschte allgemeine Entspannung; ich ging davon aus, dass die Stimmung auf der anderen Seite wahrscheinlich weniger locker war. Doch Dr. Rawlings war nicht mehr wiedergekommen, daher konnten wir die Fortschritte – oder ihr Ausbleiben – der Kapitulationsverhandlungen nur anhand allgemeiner Gerüchte beurteilen. General Gates hatte anscheinend
tatsächlich geblufft, und Burgoyne war so schlau gewesen, dies zu begreifen.
    Ich war froh, mich einmal so lange an einem Ort aufzuhalten, dass ich meine Kleider waschen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass ich erschossen, skalpiert oder anderweitig behelligt wurde. Darüber hinaus gab es noch genug Verletzte aus beiden Schlachten, die der Pflege bedurften.
    Irgendwie war mir schon länger vage bewusst, dass sich ein Mann am Rand unseres Lagers herumdrückte. Ich hatte ihn schon mehrmals gesehen, doch er war noch nie auf mich zugekommen, um mich anzusprechen, deshalb hatte ich vermutet, dass er an irgendetwas Peinlichem wie Tripper oder Hämorrhoiden litt. Solche Männer benötigten oft eine Weile, um entweder den Mut oder die Verzweiflung aufzubringen, um Hilfe zu bitten. Wenn es dann so weit war, warteten sie immer noch ab, bis sie mich unter vier Augen sprechen konnten.
    Als er mir zum dritten oder vierten Mal auffiel, versuchte ich, ihn per Blickkontakt zum Näherkommen zu bewegen, um ihm eine Untersuchung unter vier Augen vorzuschlagen, doch er schlich gesenkten Blickes davon und verschwand im Gewimmel des Ameisenhaufens aus Milizionären, Regulären und Schlachtenbummlern.
    Am nächsten Tag tauchte er kurz vor Sonnenuntergang auf, während ich versuchte, aus einem Knochen – das Tier war nicht zu identifizieren, doch er war noch einigermaßen frisch und mit Fleischfasern behaftet -, den ich von einem Patienten bekommen hatte, zwei welken Süßkartoffeln, einer Handvoll Weizenkörner, einer weiteren Handvoll Bohnen und etwas altem Brot einen Eintopf zu zaubern.
    »Ihr seid Mrs. Fraser?«, fragte er mit einem überraschend kultivierten Lowlandakzent. Edinburgh, dachte ich und verspürte einen leisen Stich bei der Erinnerung an Tom Christies ganz ähnliche Art zu sprechen. Er hatte stets darauf bestanden, mich auf diese knappe, formelle Weise »Mrs. Fraser« zu nennen.
    Doch im nächsten Moment verschwand jeder Gedanke an Tom Christie.
    »Man nennt Euch die Weiße Hexe, nicht wahr?«, sagte der Mann und lächelte. Es war ein alles andere als angenehmer Gesichtsausdruck.
    »Manche schon. Warum?«, sagte ich, während ich meinen Kochlöffel fest packte und den Mann unverwandt anstarrte. Er war hochgewachsen und dünn, hatte ein schmales Gesicht und dunkle Haare, und er trug die Uniform eines Kontinentalsoldaten. Warum war er nicht lieber zu seinem Regimentsarzt gegangen als zu einer Hexe?, fragte ich mich. Wollte er etwa einen Liebeszauber? Danach sah er allerdings nicht aus.
    Er lachte auf und verneigte sich.
    »Ich wollte mich nur vergewissern, dass ich mich am richtigen Ort befinde, Madam«, sagte er. »Es war nicht als Beleidigung gemeint.«
    »Ich habe es auch nicht so verstanden.« Eigentlich tat er gar

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