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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nichts merklich Bedrohliches, abgesehen davon vielleicht, dass er zu dicht bei mir stand, doch er war mir unsympathisch. Und mein Herz schlug schneller, als es sollte.

    »Meinen Namen kennt Ihr ja anscheinend«, sagte ich, um einen kühlen Ton bemüht. »Wie lautet denn der Eure?«
    Wieder lächelte er und betrachtete mich mit einer Sorgfalt, die mir geradezu dreist erschien.
    »Mein Name spielt keine Rolle. Euer Mann ist James Fraser?«
    Ich verspürte ein plötzliches, heftiges Bedürfnis, ihm eins mit dem Löffel überzubraten, tat es aber nicht; ich hätte ihn damit nur verärgert, ohne ihn jedoch loszuwerden. Ich wollte ihm die Frage nach Jamies Namen nicht beantworten und fragte mich erst gar nicht, warum. Ich sagte nur »Entschuldigt mich«, nahm den Feldkessel vom Feuer und ging davon.
    Damit hatte er nicht gerechnet, und so folgte er mir nicht. Ich entfernte mich eilig, huschte hinter einem kleinen Zelt entlang, das der Miliz aus New Hampshire gehörte, und mischte mich unter eine Gruppe, die um ein anderes Feuer versammelt saß – Milizionäre, einige davon in Begleitung ihrer Frauen. Ein oder zwei von ihnen zogen bei meinem unvermittelten Erscheinen überraschte Gesichter, doch da sie mich alle kannten, machten sie mir freundlich Platz und begrüßten mich kopfnickend mit ein paar gemurmelten Worten.
    Als ich aus dem Schutz dieser Zuflucht aufblickte, konnte ich den Umriss des Mannes im Licht der sinkenden Sonne an meinem verlassenen Feuer stehen sehen, und der Abendwind fuhr ihm durch das strähnige Haar. Zweifellos bildete ich mir nur ein, dass er einen zwielichtigen Eindruck machte.
    »Wer ist das, Tante Claire? Einer deiner verstoßenen Verehrer?«, sagte Ian in mein Ohr, und in seiner Stimme klang ein Grinsen mit.
    »Auf jeden Fall verstoßen«, sagte ich, ohne den Mann aus den Augen zu lassen. Ich hatte gedacht, er würde mir folgen, doch er blieb, wo er war, das Gesicht in meine Richtung gewandt. Sein Gesicht war ein schwarzes Oval, doch ich wusste, dass er mich fixierte. »Weißt du, wo dein Onkel ist?«
    »Oh, aye. Er und Hamish nehmen Oberst Martin beim Kartenspiel aus, dort drüben.« Er wies mit dem Kinn zum Lager der Miliz aus Vermont hinüber. Dort erhob sich Oberst Martins Zelt, das an einem großen Riss im Dach zu erkennen war, den man mit einem gelben Kalikostreifen geflickt hatte.
    »Ist Hamish ein guter Kartenspieler?«, fragte ich neugierig und blickte zu dem Zelt hinüber.
    »Nein, aber Onkel Jamie, und er weiß, wann Hamish im Begriff ist, einen Fehler zu machen, was fast genauso gut ist, als ob er alles richtig machen würde, aye?«
    »Ich verlasse mich darauf, dass du recht hast. Weißt du, wer der Mann ist? Der an meinem Feuer steht?«
    Ian blinzelte in den Sonnenuntergang, dann runzelte er plötzlich die Stirn.
    »Nein, aber er hat dir gerade in die Suppe gespuckt.«
    »Er hat was?! « Als ich mich umdrehte, sah ich gerade noch, wie der anonyme Fremde stocksteif aufgerichtet davonmarschierte. »Dieses verflixte Arschloch! «
    Ian räusperte mich und stieß mich an, um mich auf eine der Milizionärsfrauen
aufmerksam zu machen, die mich deutlich tadelnd ansah. Ich räusperte mich ebenfalls, schluckte jede weitere Bemerkung zum Thema herunter und lächelte ihr zu – entschuldigend, wie ich hoffte. Schließlich würden wir wahrscheinlich gezwungen sein, sie um ihre Gastfreundschaft zu bitten, wenn wir jetzt noch etwas zum Abendessen bekommen wollten.
    Als ich den Blick wieder auf unser Feuer richtete, war der Mann verschwunden.
    »Soll ich dir etwas sagen, Tante Claire?«, sagte Ian mit einem nachdenklichen Blick auf die länger werdenden Schatten der Bäume. »Er kommt bestimmt zurück.«
    JAMIE UND HAMISH KAMEN NICHT ZUM ABEN DESSEN, WORAUS ICH SCHLOSS, dass sie eine Glückssträhne erwischt hatten. Auch ich hatte einigermaßen Glück; Mrs. Kebbits, die Milizionärsfrau, verpflegte Ian und mich äußerst gastfreundlich mit frischen Maisküchlein und Kanincheneintopf mit Zwiebeln. Und das Beste war, dass mein verdächtiger Besucher nicht zurückkehrte.
    Ian und Rollo gingen dann ihrer Wege; daher dämmte ich das Feuer ein und bereitete mich auf meine abendliche Runde im Hospitalzelt vor. Die meisten Schwerverletzten waren im Lauf der ersten zwei oder drei Tage nach der Schlacht gestorben, und wer Ehefrauen, Freunde oder Verwandte hatte, die sich um ihn kümmern konnten, war in das eigene Lager geholt worden. Es waren noch etwa drei Dutzend übrig, alleinstehende Männer mit

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