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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Wärme sich auf seinem Kopf merkwürdig anfühlte, bevor er richtig hörte, was Grant gesagt hatte.
    »Hauptmann …?«, sagte er schwach.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Grant, und der Hauch eines Lächelns erhellte seine abgehärmten Züge. »Der Brigadier …« Er blickte zu der stickigen, stillen Hütte zurück, und das Lächeln verblasste wieder. »Er wollte Euch schon nach Ticonderoga zum Hauptmann befördern – es hätte damals geschehen sollen, aber … nun ja.« Er presste die Lippen aufeinander, lockerte sie dann aber wieder. »General Burgoyne hat die Order gestern Abend unterzeichnet, nachdem er mehrere Beschreibungen der Schlacht vernommen hatte. Wie ich höre, habt Ihr Euch hervorgetan.«
    William senkte verlegen den Kopf. Er hatte einen Kloß im Hals, und seine Augen brannten. Er wusste nicht mehr, was er getan hatte – nur, dass es ihm nicht gelungen war, den Brigadier zu retten.
    »Danke«, brachte er heraus und musste sich einfach noch einmal umsehen. Sie hatten die Tür offen gelassen. »Wisst Ihr – Hat er – Nein, es spielt keine Rolle.«
    »Ob er es gewusst hat?«, sagte Grant sanft. »Ich habe es ihm gesagt. Ich habe ihm die Order mitgebracht.«
    Unfähig, etwas zu sagen, neigte William den Kopf. Der Hut, der ihm wundersamerweise passte, blieb, wo er war.
    »Gott, ist das kalt«, sagte Grant leise. Er zog seinen Rock enger um sich und warf einen Blick auf die triefenden Bäume und den dichten Nebel, der dazwischenhing. Die anderen hatten sich wieder auf ihre Posten begeben und
sie allein gelassen. »Was für ein trostloser Ort. Und was für eine schreckliche Tageszeit.«
    »Ja.« William erlebte einen Moment der Erleichterung darüber, sich zu seiner eigenen Trostlosigkeit bekennen zu können – obwohl der Ort und die Tageszeit wenig damit zu tun hatten. Er schluckte und sah sich erneut nach der Hütte um. Er machte sich Gedanken, weil die Tür offen stand; der Nebel lag zwar so schwer wie ein Federbett über dem Wald, doch rings um die Hütte stieg er auf und umwehte die Fenster, und ihm kam der beklemmende Gedanke, dass er es irgendwie … auf den Brigadier abgesehen hatte.
    »Ich schließe nur kurz … die Tür, ja?« Er steuerte auf die Hütte zu, doch Grant hielt ihn mit einer Geste auf.
    »Nein, lieber nicht.«
    William sah ihn überrascht an, und der Hauptmann zuckte mit den Achseln und versuchte, es auf die leichte Schulter zu nehmen.
    »Der Spender Eures Hutes hat gesagt, wir müssen sie offen lassen. Irgend so ein Highlandbrauch – hat etwas damit zu tun, dass die, ähm, Seele einen Ausgang sucht«, fügte er diplomatisch hinzu. »Wenigstens ist es zu kalt für die verdammten Fliegen«, fügte er – diesmal ohne jedes Fingerspitzengefühl – hinzu.
    Williams geplagter Magen verkrampfte sich, und er schluckte den bitteren Geschmack herunter, der ihm bei der Vorstellung umherkriechender Maden in die Kehle stieg.
    »Aber wir können ihn doch nicht … Wie lange noch?«, wollte er wissen.
    »Nicht mehr lange«, versicherte ihm Grant. »Wir warten nur auf ein Beerdigungskommando.«
    William erstickte den Protest, der ihm schon auf der Zunge lag. Natürlich. Was hätten sie auch sonst tun sollen? Dennoch, bei der Erinnerung an die Gräben, die sie vor Bemis Heights geschaufelt hatten, an die Erde, die in Flecken auf die kalten runden Wangen seines Korporals fiel … Nach den vergangenen zehn Tagen hätte er gedacht, so etwas könnte ihn nicht mehr erschüttern. Doch die Laute der Wölfe, die herbeikamen, um die Toten und die Sterbenden zu fressen, hallten ihm unvermittelt in der hohlen Magengrube wider.
    Mit einer leisen Entschuldigung trat er in das feuchte Gebüsch und übergab sich, so leise er konnte. Weinte ein wenig, lautlos, dann wischte er sich mit einer Handvoll feuchter Blätter das Gesicht ab und kehrte zurück.
    Grant gab taktvollerweise vor zu glauben, dass William einfach nur pinkeln gegangen war, und stellte ihm keine Fragen.
    »Ein eindrucksvoller Mann«, merkte er beiläufig an. »Dieser Verwandte des Generals, meine ich. Obwohl man ihnen ja nie angesehen hätte, dass sie verwandt waren, oder?«
    Von ersterbender Hoffnung und Schmerz umfangen, hatte William Oberst Fraser kaum wahrgenommen, bis ihm der Mann so plötzlich den Hut gegeben hatte – und in diesem Moment war er viel zu verblüfft gewesen, um viel von ihm mitzubekommen. Doch er machte eine zustimmende Kopfbewegung, während
er sich vage an eine hochgewachsene Gestalt erinnerte, die neben dem Bett

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