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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hartnäckigen, aber nicht lebensbedrohlichen Verletzungen oder Krankheiten.
    Ich zog mir ein zweites Paar Strümpfe an, legte den dicken Wollumhang um und dankte Gott für das kalte Wetter. Ende September hatte Kühle eingesetzt, die die Wälder in rotgoldener Glorie erstrahlen ließ, die aber hilfreicherweise auch den Insekten den Garaus machte. Die Erleichterung eines Lagerlebens ohne Fliegen war an und für sich schon ein Segen – es überraschte mich nicht, dass unter den zehn Plagen der Ägypter auch Fliegen gewesen waren. Die Läuse waren zwar leider noch unter uns, doch ohne Fliegen, Flöhe und Moskitos war die Gefahr eines epidemischen Krankheitsausbruchs deutlich geringer.
    Dennoch ertappte ich mich jedes Mal, wenn ich mich dem Hospitalzelt näherte, dabei, wie ich die Nase hochzog und nach dem verräterischen Fäkalgeruch suchte, der einen plötzlichen Ausbruch von Cholera, Typhus oder einer weniger gefährlichen Salmonellenvergiftung verkündete. Heute Abend jedoch roch ich nichts außer dem üblichen Jauchegestank der Latrinen, unter den sich der Mief ungewaschener Körper und schmutziger Wäsche sowie ein Hauch von altem Blut mischte. Alles vertraut und beruhigend.
    Drei Ordonnanzen spielten unter einem Segeltuchunterstand neben dem größeren Zelt Karten. Ein Binsenlicht, dessen Flamme im Abendwind flackerte, beleuchtete ihr Spiel. Ihre Schatten wuchsen und schrumpften auf dem hellen Zeltleinen, und im Vorübergehen hörte ich sie lachen. Das bedeutete, dass keiner der Regimentsärzte anwesend war; auch gut.

    Die meisten von ihnen waren einfach nur dankbar für jede Hilfe, die sich ihnen bot, und ließen mich daher tun, was ich wollte. Doch es gab immer einen oder zwei, die ihre Würde und Autorität zu behaupten versuchten. Das war normalerweise nur lästig, konnte im Notfall aber sehr gefährlich werden.
    Heute Abend gab es Gott sei Dank keine Notfälle. In einer Schüssel vor dem Zelt lagen ein paar Blechkerzenhalter mit unterschiedlich langen Kerzenstummeln; ich entzündete eine Kerze am Feuer, trat geduckt ein und machte dann meine Runde durch die beiden großen Zelte, um Puls und Atmung der Patienten zu kontrollieren und mit den Männern, die noch wach waren, zu plaudern, während ich mir ein Bild von ihrem Zustand machte.
    Nichts übermäßig Schlimmes, obwohl ich mich ein wenig um Korporal Jebediah Shoreditch sorgte, der sich bei der Erstürmung der Schanze nicht weniger als drei Bajonettwunden zugezogen hatte. Wie durch ein Wunder hatte keiner der Stiche irgendwelche lebenswichtigen Organe verletzt, und der Korporal fühlte sich zwar ziemlich unwohl – einer der Stiche hatte ihm die linke Pobacke durchbohrt -, doch er legte keine Anzeichen für steigendes Fieber an den Tag. Allerdings gab es in der Verletzung am Hintern Anzeichen für eine Entzündung.
    »Ich werde die Wunde spülen«, sagte ich zu ihm, während ich einen Blick auf meine halb volle Flasche Enziantinktur warf. Das war mehr oder minder der Rest, doch mit etwas Glück würden wir nicht mehr viel davon brauchen, bis ich Nachschub herstellen konnte. »Sie auswaschen, meine ich, um sie vom Eiter zu befreien. Wie ist das gekommen?« Die Behandlung würde alles andere als angenehm sein; besser, wenn er sich ein wenig ablenkte, indem er mir die Einzelheiten schilderte.
    »Ich wollte nicht weglaufen, Ma’am, das dürft Ihr nicht glauben«, versicherte er mir und umklammerte den Rand seines Strohlagers, als ich die Decke zurückschlug und die verkrusteten Überreste eines Verbandes mit Teer und Terpentin abpulte. »Einer dieser verschlagenen Kerle aus Hessen hat sich tot gestellt, und als ich über ihn hinwegsteigen wollte, ist er plötzlich lebendig geworden und mit dem Bajonett in der Hand wie eine Kupfernatter auf mich losgeschossen.«
    »Bajonett in deiner Hand meinst du wohl, Jeb«, scherzte ein Freund, der neben ihm lag.
    »Nein, das war ein andermal.« Shoreditch tat den Scherz mit einem beiläufigen Blick auf seine ebenfalls verbundene rechte Hand ab. Einer der Hessen hatte ihm die Hand mit dem Bajonett in den Boden gespießt, sagte er zu mir – woraufhin Shoreditch mit der linken Hand sein Messer vom Boden aufgelesen und es dem Hessen brutal über die Waden gezogen hatte, sodass dieser zu Boden ging. Dann hatte er dem Hessen die Kehle durchgeschnitten – ohne auf einen dritten Angreifer zu achten, dessen Hieb ihn die obere Hälfte seines linken Ohrs gekostet hatte.
    »Den hat irgendjemand erschossen, Gott sei Dank, bevor er

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