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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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noch einmal besser zielen konnte. Apropos, Ma’am, geht es der Hand des Obersts gut?« Auf
seiner Stirn glänzte der Schweiß im Laternenschein, und die Sehnen seiner Unterarme malten sich deutlich ab, doch sein Ton war höflich.
    »Ich denke schon«, sagte ich und drückte langsam die Spritze hinunter, die ich zum Reinigen der Wunde benutzte. »Sonst könnte er kaum den ganzen Tag Karten spielen.«
    Shoreditch stieß einen langen Seufzer aus, als sein neuer Verband fertig war, und lehnte sich einen Moment mit der Stirn auf das Strohlager, bevor er sich auf die gesunde Seite drehte.
    »Ich danke Euch herzlich, Ma’am«, sagte er. Sein Blick wanderte scheinbar gelassen über die Gestalten hinweg, die sich in der Dunkelheit hin und her bewegten. »Falls Ihr Freund Hunter oder Doc Tolliver sehen solltet, könntet Ihr sie bitten, kurz vorbeizuschauen?«
    Ich zog eine Augenbraue hoch, nickte aber und schenkte ihm einen Becher Ale ein; jetzt, da uns der Nachschub aus dem Süden erreicht hatte, hatten wir genug davon, und es konnte ihm nicht schaden.
    Dasselbe tat ich auch für seinen Freund, einen Mann namens Neph Brewster, der aus Pennsylvania stammte und an Durchfall litt. Allerdings fügte ich seinem Becher eine Handvoll von Dr. Rawlings’ Durchfallmittel bei, bevor ich ihn weiterreichte.
    »Jeb hat es nicht böse gemeint, Ma’am«, flüsterte Neph und beugte sich vertraulich zu mir hinüber, als er den Becher entgegennahm. »Es ist nur so, dass er nicht ohne Hilfe scheißen kann, und er möchte keine Frau um Hilfe bitten. Aber wenn Mr. Denzell oder der Doc nicht bald kommen, helfe ich ihm.«
    »Soll ich nicht eine der Ordonnanzen holen?«, fragte ich überrascht.
    »Oh, nein, Ma’am. Sobald die Sonne untergeht, meinen sie, dass sie freihaben. Sie kommen höchstens herein, wenn es Streit gibt oder das Zelt Feuer fängt.«
    »Hmm«, sagte ich. Offenbar hatte sich die Einstellung des Pflegepersonals im Lauf der Jahrhunderte kaum geändert.
    »Ich suche einen der Ärzte«, versprach ich ihm. Mr. Brewster war spindeldürr und gelb, und seine Hand zitterte so sehr, dass ich sie festhielt, um ihm beim Trinken zu helfen. Ich bezweifelte, dass er lange genug stehen konnte, um seine eigene Notdurft zu verrichten, geschweige denn, Korporal Shoreditch dabei zu helfen. Doch Mr. Brewster nahm es mit Humor.
    »Ich kann ja jetzt mit Fug und Recht behaupten, dass ich mit dem Scheißen einige Erfahrung habe«, sagte er und grinste mich an. Er wischte sich mit zitternder Hand über das Gesicht und hielt beim Schlucken inne, um angestrengt durchzuatmen. »Äh … Ihr habt nicht vielleicht ein wenig Küchenschmalz zur Hand, Ma’am? Mein Arschloch ist so roh wie ein frisch gehäutetes Karnickel. Ich kann es selbst auftragen – es sei denn natürlich, Ihr möchtet mir gern helfen.«
    »Ich werde es Dr. Hunter ausrichten«, erwiderte ich trocken. »Er wird gewiss begeistert sein.«

    Eilig beendete ich meine Runde – die meisten der Männer schliefen – und machte mich auf die Suche nach Denny Hunter, den ich vor seinem Zelt antraf. Er hatte sich warm eingemummt und lauschte verträumt einer Ballade, die am Nachbarfeuer gesungen wurde.
    »Wer?« Mein Erscheinen riss ihn aus seiner Trance, obwohl er noch einen Moment benötigte, um wieder ganz auf die Erde zurückzukehren. »Oh, Freund Jebediah, natürlich. Ich gehe sofort zu ihm.«
    »Habt Ihr vielleicht etwas Gänse- oder Bärenfett?«
    Denny setzte sich die Brille fester auf die Nase und betrachtete mich verwundert.
    »Freund Jebediah hat doch keine Verstopfung, oder? Ich dachte, sein Problem ist eher praktischer als physiologischer Art.«
    Ich lachte und erklärte es ihm.
    »Oh. Nun ja. Ich habe etwas Salbe, doch sie ist mit Menthol versetzt – zur Behandlung von Grippe und Lungenentzündung. Ich fürchte, das wird Freund Brewsters Hintern nicht helfen.«
    »Das fürchte ich auch«, pflichtete ich ihm bei. »Warum geht Ihr nicht vor und helft Mr. Shoreditch, und ich treibe ein bisschen Schmalz auf und komme damit nach?«
    Schmalz – jede Art von Schmalz – war eine normale Kochzutat, und es kostete mich zwei Anläufe an den Lagerfeuern, um eine Tasse voll aufzutreiben. Es war, wie mir die Spenderin mitteilte, ausgelassenes Opossumfett. »Das trieft vor Schmalz«, versicherte mir die Dame. »Und schmeckt.« Letztere Eigenschaft würde Mr. Brewster wahrscheinlich weniger interessieren – zumindest hoffte ich das. Doch ich dankte ihr ausgiebig und machte mich in der Dunkelheit

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