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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hatte den kleinen See gemocht und die Art, wie sich der Himmel darin spiegelte, so lautlos, dass man manchmal morgens das Gefühl hatte, man könnte in die Wolken hinuntersteigen, deren Abbild man dort sah, sich von ihrem kalten Nebel einhüllen lassen, in ihrem Frieden dahintreiben. Oder an den Sommerabenden, wenn Hunderte sich überlappender Ringe auf der Oberfläche aufglitzerten, weil die Insektenlarven aufstiegen, deren Tanz nur hin und wieder vom platschenden Sprung eines Lachses unterbrochen wurde.
    Die Straße führte ihn dichter an das Wasser heran, und er sah die felsigen Untiefen, wo er Joan und Marsali gezeigt hatte, wie man mit den Händen Fische fing, und sie sich alle so sehr konzentriert hatten, dass sie nicht auf die Stiche der Mücken geachtet hatten. Bis zur Taille nass waren sie heimgegangen, rot gestochen und von der Sonne verbrannt, und die kleinen Mädchen waren an seinen Händen gehüpft und geschaukelt, glücklich im Sonnenuntergang. Er lächelte ganz schwach – dann wandte er sein Pferd bergauf dem Haus zu.
    Es war schäbig, aber in annehmbarem Zustand, stellte er widerstrebend fest. Ein Maultier graste auf der Koppel hinter dem Haus; es war schon älter, sah aber gesund aus. Nun denn, immerhin gab Laoghaire sein Geld nicht für Gartenstatuen oder Vierspänner aus.
    Er legte die Hand auf das Törchen, und sein Magen krampfte sich zusammen. Das Holz fühlte sich gespenstisch vertraut an; ohne zu überlegen, hatte er das Törchen an der Stelle, an der es immer über den Weg schleifte, angehoben. Der Krampf wand sich bis in seine Kehle vor, als er an seine letzte Begegnung mit
Ned Gowan dachte, Laoghaires Anwalt. »Was will die verflixte Frau denn von mir?«, hatte er mit den Nerven am Ende gefragt. Woraufhin Ned fröhlich geantwortet hatte: »Euren Kopf über ihrem Gartentor.«
    Mit einem kurzen Prusten schritt er hindurch, schloss das Törchen ein wenig fester als notwendig und blickte zum Haus auf.
    Eine Bewegung fiel ihm ins Auge. Ein Mann saß auf der Bank vor der Kate, ein zerrissenes Stück Zaumzeug auf dem Knie, und starrte ihn an.
    Ein unansehnlicher Junge, dachte Jamie, dürr und schmalgesichtig wie ein Frettchen; eine Gesichtshälfte war verunstaltet, und sein Mund hing offen, als wäre er erstaunt. Dennoch grüßte Jamie den Mann freundlich und fragte, ob seine Herrin wohl zu Hause sei.
    Der Junge – aus der Nähe betrachtet musste er wohl eher Mitte dreißig sein – blinzelte ihn an, dann wandte er den Kopf, um ihn mit seinem gesunden Ohr hören zu können.
    »Wer seid Ihr denn?«, fragte er unfreundlich.
    »Fraser von Broch Tuarach«, erwiderte Jamie. Es war schließlich ein formeller Anlass. »Ist Mrs. -« Er zögerte, weil er nicht wusste, wie er Laoghaire nennen sollte. Seine Schwester sagte, dass sie trotz des Skandals darauf beharrte, sich weiter »Mrs. Fraser« zu nennen. Er hatte das Gefühl gehabt, nicht widersprechen zu können – schließlich war es seine Schuld, und er war ohnehin in Amerika. Doch der Teufel sollte ihn holen, wenn er sie selbst so nannte, selbst vor ihrem Knecht.
    »Holt mir bitte Eure Herrin«, sagte er knapp.
    »Was wollt Ihr von ihr?« Der Mann kniff das gesunde Auge argwöhnisch zu sammen.
    Er hatte keinen Widerspruch erwartet, und ihm lag eine schneidende Antwort auf der Zunge, doch er zügelte sich. Es war klar, dass der Mann von ihm wusste, und es war gut, dass sich Laoghaires Knecht um ihr Wohlergehen sorgte, selbst wenn er sich rüde verhielt.
    »Ich möchte mit ihr sprechen, wenn Ihr nichts dagegen habt«, sagte er außerordentlich höflich. »Glaubt Ihr, Ihr könntet ihr das vielleicht sagen?«
    Der Mann stieß einen rüden Kehllaut aus und stand auf. Zu spät erkannte Jamie, dass seine Wirbelsäule verkrümmt war und ein Bein kürzer als das andere war. Doch es gab keine Entschuldigung, die alles nicht noch schlimmer gemacht hätte, und so nickte er nur knapp und ließ den Mann zum Haus humpeln, während er dachte, dass es Laoghaire ähnlich sah, einen lahmen Knecht zu beschäftigen, nur um ihn in Verlegenheit zu bringen.
    Dann schüttelte er sich irritiert und schämte sich seines Gedankens. Was hatte er nur an sich, dass eine arglose Frau wie Laoghaire MacKenzie jeden einzelnen seiner niederen Charakterzüge an die Oberfläche holen konnte? Nicht dass seine Schwester das nicht ebenso gut konnte, dachte er seufzend. Doch Jenny entlockte ihm einen Wutausbruch oder einige voreilige Worte, fachte die Flammen an, bis er tobte, und löschte

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