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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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suchen sollte – doch der Gedanke, Briefe zu lesen, die Roger womöglich niemals mit ihr lesen würde … Sie setzte die Schlange ab und starrte blind auf die Bücher im unteren Teil des Regals.
    Neben den Büchern, die Roger neulich bestellt hatte, standen die Bücher ihres Vaters, die Exemplare aus seinem alten Büro. Franklin W. Randall stand auf den diversen Buchrücken. Sie zog eines hervor, setzte sich hin und drückte es an ihre Brust.
    Sie hatte ihn schon einmal um Hilfe gebeten – auf Ians verlorene Tochter acht zugeben. Gewiss würde er auch auf Jem achtgeben.
    Sie blätterte die Seiten durch, ein wenig getröstet durch die Reibung des Papiers.
    Papa, dachte sie plötzlich und fand sonst keine Worte mehr, denn mehr brauchte sie auch nicht. Das zusammengefaltete Stück Papier, das vorn zwischen den Seiten steckte, überraschte sie nicht im Mindesten.
    Der Brief war ein Entwurf – das sah sie auf den ersten Blick an den durchgestrichenen
Wörtern, den Randbemerkungen, den mit Fragezeichen versehenen, eingekreisten Wörtern. Da es ein Entwurf war, trug er weder Datum noch Anrede, doch es war klar, dass er ihr gegolten hatte.
    Du bist gerade gegangen, mein liebes Falkenauge, nach unserem herrlichen Nachmittag bei Sherman’s (beim Tontaubenschießen – wird ihr der Name noch etwas sagen?). In meinen Ohren klingelt es immer noch. Immer, wenn wir schießen gehen, bin ich hin und her gerissen zwischen immensem Stolz auf Dein Talent, Neid und Angst. Ich weiß natürlich nicht, wann Du dies hier lesen wirst und ob überhaupt. Vielleicht werde ich ja den Mut haben, es Dir vor meinem Tod zu sagen (oder ich werde etwas derart Unverzeihliches anstellen, dass Deine Mutter es tut – nein, das wird sie nicht. Trotz allem habe ich noch nie einen ehrenwerteren Menschen getroffen als Claire. Sie wird ihr Wort halten).
    Was für ein merkwürdiges Gefühl es ist, dies zu schreiben. Ich weiß, dass Du irgendwann erfahren wirst, wer – und vielleicht auch was – Du bist. Aber ich habe keine Ahnung, wie Du an dieses Wissen gelangen wirst. Bin ich im Begriff, Dir eine Enthüllung zu machen, oder wird dies ein alter Hut sein, wenn Du meinen Brief findest? Ich kann nur hoffen, dass es mir so oder so gelungen sein wird, Dir das Leben zu retten. Und dass Du ihn früher oder später finden wirst.
    Tut mir leid, Schatz, das ist alles furchtbar melodramatisch von mir. Und das Letzte, was ich im Sinn habe, ist, Dich nervös zu machen. Ich setze alle Zuversicht der Welt in Dich. Aber ich bin Dein Vater und damit das Opfer der Ängste, die alle Eltern kennen – dass ihrem Kind etwas Schreckliches, Unausweichliches zustoßen wird und sie nicht die Macht haben, es zu beschützen. Und die Wahrheit ist – Du bist, obwohl Du selbst nichts dazu kannst …
    Hier hatte er es sich ein paarmal anders überlegt und geschrieben, ein gefährlicher Mensch, dies zu immer in Gefahr verbessert, das wiederum durchgestrichen und in einer gefährlichen Lage hinzugefügt, dies auch wiederum durchgestrichen und schließlich ein gefährlicher Mensch eingekreist, wenn auch mit einem Fragezeichen.
    »Ich hab’s verstanden, Papa«, murmelte sie. »Wovon redest du? Ich -«
    Sie hörte ein Geräusch, und die Worte blieben ihr im Hals stecken. Schritte kamen durch den Flur. Männerschritte. Jedes Haar an ihrem Körper stellte sich senkrecht.
    Das Licht im Flur brannte; es verdunkelte sich kurz, als der Umriss in der Tür zum Studierzimmer Gestalt annahm.
    Sie starrte ihn wie betäubt an.
    »Was machen Sie denn hier?« Noch als sie das sagte, erhob sie sich aus dem Sessel, tastete nach irgendetwas, das sich als Waffe benutzen ließ, ihr Hirn viel langsamer als ihr Körper, immer noch nicht in der Lage, den Nebel des Grauens zu durchdringen, das sie gepackt hatte.

    »Ich bin Ihretwegen hier«, sagte er lächelnd. »Und des Goldes wegen.« Er legte etwas auf den Tisch: den ersten Brief ihrer Eltern. »Sag Jem, der Spanier bewacht es«, zitierte Rob Cameron und tippte auf den Brief. »Ich dachte, vielleicht ist es besser, wenn Sie Jem das sagen. Und ihm sagen, dass er mir zeigen soll, wo dieser Spanier ist. Wenn Sie möchten, dass er am Leben bleibt, meine ich. Ihre Entscheidung.« Das Lächeln wurde breiter. »Boss.«

92
    UNABHÄNGIGKEITSTAG II
    Brest
     
    Z uzusehen, wie Jenny mit alldem fertig wurde, erschütterte seine Geistesgegenwart beträchtlich. Er konnte sehen, wie ihr das Herz bis zum Halse schlug, als sie zum ersten Mal mit einem richtigen Franzosen

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