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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Französisch sprach; ihr Puls flatterte in ihrer Halsbeuge wie ein gefangener Kolibri. Doch der boulanger verstand sie – Brest war voller Fremder, und ihr seltsamer Akzent löste kein besonderes Interesse aus -, und das schiere Entzücken in ihrem Gesicht, als der Mann ihr Geldstück entgegennahm und ihr ein mit Käse und Oliven gefülltes Baguette reichte, weckte in Jamie das Gefühl, zur selben Zeit lachen und weinen zu müssen.
    »Er hat mich verstanden!«, jauchzte sie und klammerte sich an seinen Arm, als sie gingen. »Jamie, er hat mich verstanden! Ich habe Französisch mit ihm gesprochen, und er wusste genau, was ich gesagt habe!«
    »Genauer, als er es getan hätte, wenn du auf Gälisch mit ihm gesprochen hättest«, versicherte er ihr. Er lächelte über ihre Aufregung und tätschelte ihr die Hand. »Gut gemacht, a nighean. «
    Sie hörte ihm gar nicht zu. Ihr Kopf wandte sich hin und her, während sie die riesige Anzahl der Läden und Straßenhändler betrachtete, die die krumme Straße anfüllten, und die Möglichkeiten erwog, die ihr jetzt offenstanden. Butter, Käse, Bohnen, Wurst, Stoffe, Schuhe, Knöpfe … Ihre Finger gruben sich in seinen Arm.
    »Jamie, ich kann mir alles kaufen! Ganz allein!«
    Er musste ihre Freude über ihre neu entdeckte Unabhängigkeit einfach teilen, obwohl sie ihm auch einen leisen Stich versetzte. Gerade noch hatte er das völlig neue Gefühl genossen, dass sie von ihm abhängig war.
    »Ja, das kannst du«, pflichtete er ihr bei und nahm ihr das Baguette ab. »Kauf aber lieber kein dressiertes Eichhörnchen oder eine Standuhr. Das wäre auf dem Schiff ein bisschen schwierig zu handhaben.«
    »Schiff«, wiederholte sie und schluckte. Der Puls an ihrem Hals, der kurzfristig
zur Ruhe gekommen war, begann wieder zu flattern. »Wann gehen wir denn … auf das Schiff?«
    »Noch nicht, a nighean «, sagte er sanft. »Erst gehen wir einen Bissen essen, aye?«
     
    DIE EUTERPE SOLLTE MIT DER ABENDLICHEN EBBE IN SEE STECHEN, UND SIE begaben sich am Nachmittag zum Hafen, um an Bord zu gehen und ihr Gepäck zu verstauen. Doch der Anlegeplatz, an dem die Euterpe tags zuvor noch gelegen hatte, war leer.
    »Wo zum Teufel ist das Schiff, das hier gestern noch gelegen hat?«, wollte er von einem Jungen wissen, den er im Vorübergehen am Arm packte.
    »Was, die Euterpe? « Der Junge blickte ungerührt in die Richtung, in die er zeigte, und zuckte mit den Achseln. »Abgefahren, denke ich.«
    » Denkst du?« Sein Ton alarmierte den Jungen, der seinen Arm befreite und zurückwich.
    »Woher soll ich das wissen, Monsieur? « Als er Jamies Miene sah, fügte er hastig hinzu: »Ihr Besitzer ist vor ein paar Stunden in das Amüsierviertel gegangen; wahrscheinlich ist er ja noch dort.«
    Jamie sah, wie seine Schwester das Kinn verzog, und begriff, dass sie der Panik nahe war. Er war selbst nicht weit davon entfernt, dachte er.
    »So, ist er das?«, sagte er ausgesprochen ruhig. »Aye, dann werde ich ihn wohl holen gehen. Welches Haus besucht er denn?«
    Der Junge zuckte hilflos mit den Schultern. »Alle, Monsieur. «
    Er ließ Jenny auf dem Dock zurück, um ihr Gepäck zu hüten, und begab sich in das Viertel, das sich an den Hafen anschloss. Ein Kupferpenny sicherte ihm die Dienste eines der Straßenjungen, die an den Verkaufsständen herumlungerten, um vielleicht einen halb verfaulten Apfel oder eine unbewachte Geldbörse zu ergattern, und er folgte seinem Führer grimmig durch die schmutzigen Gassen, eine Hand an seiner Geldbörse, die andere am Knauf seines Dolches.
    Brest war eine Hafenstadt, und es war ein sehr geschäftiger Hafen. Was bedeutete, so rechnete er sich aus, dass etwa ein Drittel der weiblichen Bevölkerung als Prostituierte arbeitete. Mehrere unabhängige Huren hatten ihn schon im Vorübergehen angesprochen.
    Es kostete ihn drei Stunden und mehrere Shillinge, doch am Ende fand er den Besitzer der Euterpe stockbesoffen in einem Freudenhaus. Er stieß die Hure, die an seiner Seite schlief, unwirsch beiseite und holte den Mann mit einigen Ohrfeigen ansatzweise ins Bewusstsein zurück.
    »Das Schiff?« Der Mann starrte ihn trübe an und wischte sich mit der Hand über die Bartstoppeln. »Mist. Wen interessiert das?«
    »Mich«, sagte Jamie mit zusammengebissenen Zähnen. »Und dich auch, du mieser Schuft. Wo ist es und warum bist du nicht an Bord?«
    »Der Kapitän hat mich von Bord geworfen«, sagte der Mann düster. »Wir haben Streit bekommen. Wo es ist? Auf dem Weg nach Boston,

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