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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Viele der Damen stießen Ausrufe des Mitleids mit meiner verzweifelten Lage aus, und die Herren äußerten leidenschaftliche Beschimpfungen der verbrecherischen Wilden, die die Schuld an meinem Leiden trugen.
    Dann habe ich ihnen erzählt, wie der Schamane sein Messer geradewegs durch meine Hand getrieben habe, woraufhin ich vor lauter Angst und Schmerz das Bewusstsein verlor. Als ich erwachte (fuhr ich fort), stellte ich fest, dass mir der Ringfinger vollständig abgetrennt worden war und mir das Blut aus der verletzten Hand lief.
    Doch das Grauenerregendste war der Anblick des Irokesenhäuptlings, der auf dem behauenen Stamm eines gigantischen Baums saß und mit den Zähnen das Fleisch von dem abgetrennten Finger riss, so wie man vielleicht das Fleisch eines gebratenen Hühnerbeins verspeiste.
    An diesem Punkt in der Erzählung ist La Comtesse erneut in Ohnmacht gefallen, und die Ehrenwerte Miss Elliott, die nicht in ihrem Schatten stehen wollte, hat einen ausgewachsenen hysterischen Anfall bekommen, der mich zum Glück davor bewahrt hat, mir ausdenken zu müssen, auf welchem Weg mir die Flucht vor den Wilden gelang. Indem ich mich durch die Erinnerung an mein Leiden erschöpft gab, nahm ich ein Glas Wein entgegen (ich war jetzt auch ziemlich verschwitzt) und entfloh stattdessen der Gesellschaft, nicht ohne mit Einladungen überhäuft zu werden.

    Ich bin sehr zufrieden mit der Wirkung meines ersten Anlaufs. Weiterhin ermutigt mich das Bewusstsein, dass ich mich jederzeit als Romanschriftsteller nützlich machen könnte, falls fortschreitendes Alter oder Verletzungen verhindern sollten, dass ich mir meinen Lebensunterhalt mit dem Schwert, dem Pflug oder der Druckerpresse verdiene.
    Marsali wird gewiss genau hören wollen, was für Kleider die anwesenden Damen trugen, doch ich muss sie vorerst um Geduld bitten. Ich will nicht behaupten, dass mir diesbezüglich nichts aufgefallen sei (obwohl ich dies ja einwenden könnte, wenn ich glauben würde, ich könnte Dich damit von etwaigen Ängsten in Bezug auf meine Empfänglichkeit gegenüber den Reizen der Damenwelt befreien. Angesichts Deiner argwöhnischen und irrationalen Natur, Sassenach, versuche ich dies aber erst gar nicht), doch meine Hand ist der Anstrengung solcher Beschreibungen jetzt nicht mehr gewachsen. Daher soll es vorerst genügen zu sagen, dass die Kleider aus den herrlichsten Stoffen waren und die Reize der Damen durch ihren Schnitt ins beste Licht rückten.
    Meine gestohlenen Kerzen brennen allmählich herunter, und sowohl meine Hand als auch meine Augen sind so erschöpft, dass es mir Schwierigkeiten bereitet, meine eigenen Worte zu entziffern, geschweige denn, sie zu formen – ich kann nur hoffen, dass Du in der Lage sein wirst, den letzten Teil dieser unleserlichen Epistel zu verstehen. Dennoch ziehe ich mich nun bei bester Laune in mein ungastliches Bett zurück, ermutigt durch die Ereignisse des heutigen Tages.
    Daher wünsche ich Dir eine gute Nacht, versichere Dich meiner zärtlichsten Gedanken und vertraue auf Deine Geduld und Deine fortwährende Zuneigung zu
     
    Deinem tintenbefleckten Krüppel und Dir ergebenen Ehemann, James Fraser
     
    Postscriptum: Tintenbefleckter Krüppel, buchstäblich, da ich sehe, dass ich sowohl das Papier als auch meine Person mit unansehnlichen Klecksen bedeckt habe. Ich schmeichele mir damit, dass das Papier schlimmer entstellt ist.
     
    Postscriptum 2: Ich bin so in die Komposition dieses Briefes vertieft gewesen, dass ich meine ursprüngliche Absicht ganz vergessen habe: Dir zu sagen, dass ich die Überfahrt auf der Euterpe gebucht habe, welche in zwei Wochen von Brest aus in See sticht. Sollte dies irgendwie verhindert werden, schreibe ich Dir wieder.
     
    Postscriptum 3: Ich sehne mich danach, wieder an Deiner Seite zu liegen und Deinen Körper mit dem meinen im Einklang zu wissen.

90
    GEWAPPNET MIT DIAMANTEN UND MIT STAHL
    M it ruhiger Hand und einer Küchenschere schnitt Brianna die Brosche entzwei. Sie war zwar antik, aber nicht sehr wertvoll – ein hässliches viktorianisches Teil in Form einer ausladenden Silberblüte inmitten gewundener Ranken, dessen einziger Wert in der Handvoll kleiner Diamanten lag, die die Blätter wie Tautropfen verzierten.
    »Ich hoffe, sie sind groß genug«, sagte sie und war überrascht über den gelassenen Klang ihrer Stimme. Seit sechsunddreißig Stunden brüllte sie im Inneren ihres Kopfes – so lange hatten sie gebraucht, um ihre Planungen und Vorbereitungen

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