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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hätte Roger fast gelächelt.
    »Das bezweifle ich«, hatte er trocken gesagt. »Ich glaube nicht, dass der Mann
verrückt ist, von einem politischen Idealisten ganz zu schweigen. Aber er ist Mitglied der SNP. Das sind ebenfalls keine Verrückten – aber wie wahrscheinlich ist es, dass Gillian Edgars bei ihnen mitgemischt hat?«
    Das war nicht zu sagen, nicht ohne sich genauer mit Camerons Bekanntenkreis und mit seiner Vergangenheit zu befassen, und dazu blieb ihnen keine Zeit. Möglich war es jedoch. Gillian – die später den Namen einer berüchtigten schottischen Hexe angenommen hatte – hatte sich mit Sicherheit sowohl brennend für schottische Antiquitäten als auch für die schottische Politik interessiert. Es war gut möglich, dass sich ihre Wege mit Rob Camerons gekreuzt hatten. Und wenn es so war …
    »Wenn«, sagte Roger grimmig. »Weiß der Himmel, was sie ihm erzählt haben mag, mit was für Eindrücken sie ihn zurückgelassen hat.« Ein paar von Geillis’ Notizbüchern lagen in seinem Studierzimmer; wenn Rob die Frau gekannt hatte, hatte er die Bücher garantiert ebenso erkannt.
    »Und wir wissen verdammt noch mal, dass er das Postskriptum deines Vaters gelesen hat«, fügte er hinzu. Er rieb sich die Stirn – er hatte einen blauen Fleck am Haaransatz – und seufzte. »Es ist nicht wichtig, nicht wahr? Das Einzige, was jetzt wichtig ist, ist Jem.«
    Und so gab Brianna jedem von ihnen ein Stück diamantenbesetztes Silber und zwei Erdnussbutterbrote. »Für unterwegs«, sagte sie, um Galgenhumor bemüht. Warme Kleider und feste Schuhe. Sie gab Roger ihr Schweizer Taschenmesser; Buccleigh nahm sich ein rostfreies Stahlmesser aus der Küche. Für viel mehr blieb ihnen keine Zeit.
    Die Sonne stand noch hoch am Himmel, als der blaue Mustang über den Feldweg am Fuß des Craigh na Dun rumpelte; sie musste zurück sein, bevor Mandy nach Hause kam. Rob Camerons blauer Laster stand unverändert da; bei seinem Anblick durchfuhr sie ein Schauder.
    »Gehen Sie schon vor«, sagte Roger schroff zu Buccleigh, als sie parkte. »Ich komme sofort.«
    William Buccleigh hatte Brianna einen raschen Blick zugeworfen – verstörend direkt mit diesen Augen, die Rogers so ähnlich waren -, hatte sie kurz an der Hand berührt und war ausgestiegen. Roger zögerte nicht; er hatte unterwegs Zeit gehabt, sich zu überlegen, was er sagen wollte – und es gab ohnehin nur das eine zu sagen.
    »Ich liebe dich«, sagte er leise und nahm sie bei den Schultern und hielt sie so lange, wie es dauerte, auch den Rest zu sagen. »Ich bringe ihn zurück. Glaube mir, Brianna – ich werde dich wiedersehen. In dieser Welt.«
    »Ich liebe dich«, hatte sie gesagt – oder es zumindest versucht. Es entwich ihr als tonloses Flüstern an seinem Mund. Doch er nahm es in sich auf, mit ihrem Atem, lächelte, klammerte seine Hände so fest um ihre Schultern, dass sie dort später blaue Flecken fand – und öffnete die Tür.
    Sie hatte ihnen nachgesehen – hatte es nicht lassen können -, als sie zum Kamm des Hügels hinaufstiegen, auf die unsichtbaren Steine zu, bis sie aus
ihrem Blickfeld verschwanden. Vielleicht war es Einbildung, vielleicht konnte sie die Steine dort oben auch wirklich hören: ein seltsamer, summender Gesang, der tief in ihrem Inneren lebte, eine Erinnerung, die für immer dort leben würde. Zitternd und tränenblind fuhr sie nach Hause. Vorsichtig, vorsichtig. Denn jetzt war sie alles, was Mandy noch hatte.

91
    SCHRITTE
    S pät in derselben Nacht ging sie in Rogers Studierzimmer. Sie fühlte sich dumpf und schwer, die Schrecken des Tages von der Erschöpfung abgestumpft. Sie setzte sich an seinen Schreibtisch und versuchte, seine Gegenwart zu spüren, doch das Zimmer war leer.
    Mandy schlief, überraschend unbesorgt im Chaos der Gefühle ihrer Eltern. Natürlich, sie war es ja gewohnt, dass Roger hin und wieder nicht da war, weil er nach London oder Oxford fuhr oder spät aus Inverness von der Loge zurückkam. Würde sie sich noch an ihn erinnern, falls er je zurückkam?, fragte sich Brianna mit einem schmerzhaften Stich.
    Weil sie diesen Gedanken nicht ertragen konnte, stand sie auf und tigerte rastlos durch das Zimmer, suchte etwas, das sie nicht definieren konnte. Sie hatte nichts essen können und fühlte sich mulmig.
    Sie ergriff die kleine Schlange und fand einen Hauch von Trost in ihren glatten Kurven, dem freundlichen Gesicht. Sie blickte zu der Kiste auf, fragte sich, ob sie Geborgenheit in der Nähe ihrer Eltern

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