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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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viele Begleiter mit sich zu bringen schien, längst vergessene Umrisse, die kurz im zunehmenden Schatten auftauchten Der Gedanke an Claire und an seinen Schwur, sie für immer zu beschützen, brachte ihn wieder auf das namenlose Mädchen.
    Sie war in Frankreich gestorben, auf der anderen Seite der Leere in seinem Kopf, die durch einen Axthieb entstanden war. Er hatte seit Jahren nicht mehr an sie gedacht, doch plötzlich war sie wieder da. Sie war es, an die er gedacht hatte, als er Claire in Leoch auf dem Schoß gehalten hatte, und er hatte gehofft, seine Ehe könnte eine kleine Wiedergutmachung sein. Er hatte – langsam – gelernt, sich ein Ereignis zu verzeihen, das nicht seine Schuld gewesen war, und er hoffte, dass seine Liebe zu Claire dem Schatten des Mädchens Frieden schenken würde.
    Er hatte das obskure Gefühl gehabt, Gott ein Leben schuldig zu sein, und er hatte diese Schuld bezahlt, indem er Claire zur Frau nahm – obwohl er sie weiß Gott auch so genommen hätte, dachte er, und er lächelte ironisch. Doch er hatte sich an das Versprechen gehalten, sie zu beschützen. Den Schutz meines Namens, meines Clans – und den Schutz meines Körpers, hatte er gesagt.

    Den Schutz meines Körpers. Es lag eine Ironie in diesen Worten, bei der er sich winden musste, und er erblickte noch ein Gesicht in der Schattenwelt. Schmal, spöttisch, mit langen Wimpern – so jung.
    Geneva. Noch eine junge Frau, die durch seine Lust umgekommen war. Nicht nur seine Schuld – das hatte er durchgefochten an den langen Tagen und in den langen Nächten, die auf ihren Tod folgten, allein in seinem kalten Bett über dem Stall, wo er sich an der Gegenwart der Pferde getröstet hatte, die sich unter ihm in ihren Boxen bewegten. Doch hätte er ihr nicht beigewohnt, wäre sie nicht gestorben; daran führte kein Weg vorbei.
    War er Gott jetzt noch ein Leben schuldig?, fragte er sich. Er hatte gedacht, es wäre Willie gewesen, das Leben, das ihm anvertraut worden war, damit er es mit dem seinen schützte, im Austausch für Genevas Leben. Doch dieses Gut war einem anderen anvertraut.
    Nun, jetzt hatte er seine Schwester, und er versicherte Ian schweigend, dass er auf sie aufpassen würde. Solange ich lebe, dachte er. Und das würde hoffentlich noch eine Weile sein. Seiner Meinung nach hatte er erst fünf von den Toden verbraucht, die ihm die Wahrsagerin in Paris versprochen hatte,
    Neun Tode wirst du sterben, bevor du im Grab zur Ruhe kommst, hatte sie gesagt. Brauchte man wirklich so viele Anläufe, um es richtig zu machen?, fragte er sich.
     
    ICH LIESS MEINE HAND ZURÜCKSINKEN, ENTBLÖSSTE MEIN HANDGELENK und drückte die Spitze des Messers auf die Mitte meines Unterarms. Ich hatte schon viele erfolglose Selbstmörder gesehen, die sich die Handgelenke quer aufschlitzten, die Wunden kleine Münder, die um Hilfe riefen. Und ich hatte solche gesehen, die es ernst meinten. Die richtige Methode war, die Venen der Länge nach aufzuschlitzen, tiefe, gezielte Schnitte, durch die mir das Blut in Minutenschnelle auslaufen würde, die mir in Sekundenschnelle die Bewusstlosigkeit versprachen.
    Die Narbe an meiner Daumenwurzel war immer noch zu sehen. Ein blasses weißes »J«, das Zeichen, das er am Vorabend von Culloden auf mir zurückgelassen hatte, als wir zum ersten Mal mit der trostlosen Gewissheit von Tod und Trennung konfrontiert worden waren.
    Ich zeichnete die schmale weiße Linie mit der Messerspitze nach und spürte das verführerische Flüstern des Metalls auf meiner Haut. Ich hatte damals mit ihm sterben wollen, und er hatte mich mit sicherer Hand davongeschickt. Ich trug sein Kind unter dem Herzen; ich konnte nicht sterben.
    Ich trug sie zwar nicht länger unter dem Herzen – doch sie war noch da. Vielleicht für mich erreichbar. Ich saß reglos da, und es kam mir vor wie eine sehr lange Zeit. Dann seufzte ich und legte das Messer vorsichtig wieder auf den Tisch.
    Vielleicht war es jahrelange Gewohnheit, eine Geisteshaltung, der das Leben um seiner selbst willen heilig war, oder eine argwöhnische Zurückhaltung vor
dem Auslöschen einer Flamme, die ich nicht selbst entzündet hatte. Vielleicht war es ein Gefühl der Verpflichtung. Es gab Menschen, die mich brauchten – oder denen ich zumindest nützlich sein konnte. Vielleicht war es auch die Sturheit des Körpers, der darauf beharrt, dass alles ewig weitergeht.
    Ich konnte mein Herz so weit verlangsamen, dass ich die Schläge zählen konnte …. Konnte den Fluss meines Blutes

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