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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hat, dass seine Frau eine Kugel ins Herz bekommt, während sie ihr Gelübde spricht? Oder dass er als Familienvater täglich Angst haben muss, sein Haus und seine Kinder zu verlassen, weil er nicht weiß, was ihn bei seiner Rückkehr erwartet?«
    »Ich bin beeindruckt, wie weit deine Fantasie reicht und wie krank sie ist – aber du hast recht. Also gut, ich hoffe nicht, dass er tot ist – es sei denn, wir finden seine Leiche.«
    Doch seine Leiche fand sich nicht, und das Gold wanderte portionsweise in sein neues Versteck.
    Dieses hatte Jamie und Ian einiges Kopfzerbrechen bereitet, und sie hatten sich ausgiebig darüber unterhalten. Nicht die Whiskyhöhle. Es wussten zwar nur sehr wenige Personen davon – aber einige schon. Joseph Wemyss, seine Tochter Lizzie und ihre beiden Ehemänner – ich staunte doch sehr, dass es so weit gekommen war, dass ich an Lizzie und die Beardsleys denken konnte, ohne dass dies meine Vorstellungskraft sprengte – wussten alle notwendigerweise darüber Bescheid. Vor unserem Aufbruch würden wir sie zusätzlich Bobby und Amy Higgins zeigen müssen, weil sie in unserer Abwesenheit Whisky herstellen würden. Arch Bug hatten wir nicht erzählt, wo die Höhle war – es war jedoch sehr wahrscheinlich, dass er es wusste.
    Jamie beharrte mit Nachdruck darauf, dass niemand in Fraser’s Ridge von der Existenz des Goldes erfuhr, von seinem Versteck ganz zu schweigen.
    »Wenn nur der Hauch eines Gerüchts aufkommt, sind alle hier in Gefahr«, hatte er gesagt. »Du weißt, was geschehen ist, als dieser Donner herumerzählt hat, wir hätten kostbare Edelsteine.«
    Das wusste ich allerdings. Ich fuhr jetzt noch aus Alpträumen auf, in denen ich das gedämpfte Whumpf! explodierender Ätherdämpfe hörte, in denen ich Glas und Holz zersplittern hörte, während die Räuber das Haus verwüsteten.
    In manchen dieser Träume rannte ich sinnlos hin und her, weil ich versuchte, jemanden – wen? – zu retten, doch stets stieß ich auf verschlossene Türen,
nackte Wände oder Zimmer, die lichterloh in Flammen standen. In anderen stand ich wie angewurzelt da und konnte keinen Muskel rühren, während das Feuer an den Wänden hinaufkroch, sich grazil und gierig an den Kleidern der Toten zu meinen Füßen nährte, durch das Haar einer Leiche zischte, sich in meinen Röcken verfing und aufwärtszüngelte, um meine Beine in ein flammendes Netz zu hüllen.
    Selbst jetzt noch empfand ich überwältigende Trauer – und eine tiefe, reinigende Wut -, wenn ich den rußigen Fleck auf der Lichtung betrachtete, der einmal mein Zuhause gewesen war … Und doch musste ich nach jedem dieser Träume am Morgen hinausgehen und ihn trotzdem betrachten, im Kreis um die kalte Ruine wandern und den Hauch toter Asche riechen, um die Flammen zu ersticken, die hinter meinen Augen brannten.
    »Nun gut«, sagte ich und zog mein Schultertuch fester um mich. Wir standen neben dem Kühlhaus und blickten auf die Ruine hinunter, und die Kälte ging mir durch Mark und Bein. »Also … wo denn nun?«
    »Die Höhle des Spaniers«, sagte er, und ich sah ihn blinzelnd an.
    »Die was?«
    »Ich zeige es dir, a nighean «, sagte er und grinste mich an. »Wenn der Schnee schmilzt.«
     
    DER FRÜHLING WAR DA, UND DER BACH SCHWOLL AN. GENÄHRT VON DER Schneeschmelze und von den Hunderten von Wasserfällen, die den Hang des Berges hinunterrannen und -purzelten, rauschte er übermütig schäumend zu meinen Füßen entlang. Ich konnte ihn kalt in meinem Gesicht spüren und wusste, dass ich in Minutenschnelle nass bis zu den Knien sein würde, doch das spielte keine Rolle. Das frische Grün von Pfeilkraut und Hechtkraut säumte das Ufer; manche Pflanzen wurden vom steigenden Wasser aus der Erde gerissen und flussabwärts gespült; andere klammerten sich mit den Wurzeln fest, was das Zeug hielt, und ihre Blätter hingen in der rasenden Flut. In der Nähe des schützenden Ufers wogte Kresse in dunklen Matten unter der Wasseroberfläche. Und frisches Grün war das, wonach mir der Sinn stand.
    Mein Sammelkorb war zur Hälfte mit Farnsprossen und Frühlingszwiebeln gefüllt. Eine ordentliche Handvoll zarter junger Kresse, frisch und kalt aus dem Bach, würde das Sahnehäubchen auf dem Vitamin-C-Mangel des Winters sein. Ich zog Sandalen und Strümpfe aus, und nach kurzem Zögern legte ich Kleid und Schultertuch ebenfalls ab und hängte beides über einen Ast. Im Schatten der Silberbirken, die hier über den Bach hinwegwuchsen, war es kühl, und mich

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